Ich liebe es, Neues auszuprobieren

Ich liebe es, Neues auszuprobieren
Weil 2020 reisen nicht möglich war, hat Armin Bachmann ein neues Album aufgenommen. / Bild: zvg
Sörenberg: Seit Kurzem wohnt Armin Bachmann, Posaunist, in Sörenberg. Im Dezember ist sein neustes Album «All yours» herausgekommen. Es ist eine Liebeserklärung an die Musik.

Winterlich präsentiert sich Sörenberg an diesem Montagmorgen im Dezember. Es schneit. Der Gastgeber gleicht dem Weihnachtsmann. Gross gewachsen mit einem fröhlichen Gesicht bittet er mit klangvoller Stimme in die Stube hinein. 

Sörenberg kennt Armin Bachmann seit Langem. Sommer und Winter machte er hier mit seiner Familie Ferien. Die beiden Söhne wollten nirgend woanders hin. Freundschaften entstanden und irgendwann konnte die Familie das «Häxli», wie das Chalet heisst, kaufen. Nun dient es Armin Bachmann und bald auch seiner Frau als «Alterssitz». Der Musiker beginnt zu schwärmen: «Im Entlebuch geniesst die Musik einen hohen Stellenwert. In den Familien wird viel gesungen und musiziert. Die Entlebucher tragen die Musikalität in sich.» Das höre man beispielsweise in der Kirche, wenn sie zweistimmig miteinander singen würden. Eine ähnliche Volksmusikalität habe er in Rumänien angetroffen. «Das gefällt mir und bedeutet für mich Heimat», betont Bachmann. Zudem treffe man hier eine grossartige Landschaft an. Er liebt es, auf dem Velo loszufahren und an einem Bächlein Posaune zu üben. «Das ist ein schönes Gefühl. Und es kommt immer wieder zu lustigen Begegnungen», meint der Musiker und schmunzelt.

China wird Nummer eins werden

Mit 58 Jahren entschied sich Armin Bachmann, seine feste Anstellung aufzugeben (siehe Kasten). «Ich liebe es, Neues auszuprobieren», erklärt der Posaunist, «ich wollte mich noch einmal meinem Instrument und der Musik widmen.» Die vielen Konzerte und Meisterkurse, die er auf der ganzen Welt gibt, zeigen, dass seine Rechnung aufgegangen ist. 

«Wie ist es, im Land der Mitte zu unterrichten?», geht die Frage an den Professor. «Die Berufsstudenten in Peking sind, wie in anderen Ländern, sehr motiviert und hungrig. Was anders ist, ist die Konkurrenz. In China muss jedes Schulkind ein klassisches Musikinstrument lernen. Es gibt regelmässig Prüfungen, bei denen nur die besseren weiterkommen.» Die Auswahl an guten Musikerinnen und Musikern sei riesig. In zwanzig Jahren werde China die Nummer eins in der klassischen Musik sein, zeigt sich Armin Bachmann überzeugt. Auf die Frage, worauf er beim Unterrichten Wert lege, antwortet er: «Ich kann die Jungen motivieren, ihre eigene Musik zu finden, nicht zu kopieren, sondern authentisch zu werden.»

Corona – eine neue Tonart

Dieses Jahr wäre Armin Bachmann wieder nach Peking und an andere Orte gereist, um Meisterkurse zu geben. Mit dem Trio Cappella (Posaune, Akkordeon, Bass) hätte er zahlreiche kleinere Konzerte bestritten und an seinem 60. Geburtstag, am 19. und 20. Dezember, wäre er mit der Classic Festival Brass im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) aufgetreten. «Normalerweise bin ich immer unterwegs, doch dieses Jahr ist alles anders», gesteht Armin Bachmann. «Corona ist eine neue Tonart, die wir erst lernen müssen.» Er liebe es, vor Publikum zu spielen und brauche die Bühne. «Fallen die Auftritte weg, drohe ich unterzugehen. Ich werde diesen Monat sechzig und es gab einen Moment, wo ich ans Aufhören dachte. Doch dann merkte ich, dass ich weiterspielen will, so lange es geht.» 

Liebeserklärung an die Musik

Aus der «Langeweile» heraus entstand die Idee eines neuen Albums, das im Dezember herausgekommen ist. Mit viel Glanz spielt der Posaunist grosse Melodien und zeigt dabei die Schönheit und Vielseitigkeit seines Instruments. Von langsamen Stücken wie «Le cygne» (Camille Saint-Saens) und «Song to the moon» aus Rusalka (Antonin Dvorak) über «Libertango», «Oblivon» (Astor Piazzolla), virtuose Geigensoli («Hora samba staccatissimo», Grigoras Dinicu) bis zu grossen Opernarien («Nessun dorma», Giacomo Puccini) spielt sich Armin Bachmann in die Herzen der Zuhörer hinein. Viele Stücke sind kammermusikalisch besetzt, so dass die Musikalität des Posaunisten umso deutlicher zum Ausdruck kommt. An seiner Seite musizieren Weggefährten. Die Harfe, das Akkordeon, die Gitarre, das Klavier und das Cello steuern wunderbare Soli bei. Besonders hervorzuheben sind die bezaubernden Schlüsse. Das Album «All yours», aufgenommen im Studio von LU Music in Entlebuch, ist nichts anderes als die Liebeserklärung eines grossen Posaunisten an die Musik.

Reisender in Sachen Musik

Armin Bachmann wurde am 20. Dezember 1960 in Hildisrieden (LU) geboren.

• Meisterkurse in Beijing, Tokio, Bangkok, Ankara, Havanna, Manchester,
Bergen, Helsinki… 

• Dozent an der Hochschule für Musik Bern (1991?–?1999)

• Professor für Posaune an der Hoch-
schule für Musik Franz Liszt Weimar (1994?–?2010)

• Leiter der Musikschule Region Burgdorf (2007?–?2018)

• Bassposaunist im weltbekannten
Slokar-Quartet (1993?–?2019)

• Soloposaune bei Classic Festival Brass (seit 2015)

• Mitglied beim Trio Cappella
(seit 2005)

• Yamaha Neo Brass Ensemble
(seit 2010)

• Über 55 Einspielungen von CDs, Live-Auftritte bei Radio- und TV-Stationen, Uraufführungen zahlreicher zeitge-nössischer Werke und leidenschaftlicher Alphornspieler.

14.01.2021 :: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)