Stucki-Brüder seit 50 Jahren mit dem SCF verbunden

Stucki-Brüder seit 50 Jahren mit dem SCF verbunden
Der Schlittschuhclub Freimettigen mit dem ersten Trikot in den 1980er-Jahren. / Bild: zvg
Eishockey, 2. Liga: Am 10. April 1970 fand im Restaurant Hüsi in Freimettigen die Gründungsversammlung des Schlittschuhclubs Freimettigen statt. Mit dabei waren die Gebrüder Stucki.

Der Präsident der ersten Stunde, Hansrudolf Stucki, erinnert sich genau an die Gründungsversammlung in der Telefonstube des damaligen Restaurant Hüsi in Freimettigen. «Ich war 30 Jahre alt, als ein paar Freimettiger über die Gründung eines Eishockeyclubs nachdachten. Ich wollte mithelfen, aber nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen.» Hansrudolf Stucki wurde als Präsident des SC Freimettigen (SCF) gewählt, er blieb zehn Jahre. Nach seiner Amtszeit als Präsident betreute er die zweite Mannschaft.


Trainer engagieren und Bande kaufen

«Die Trainerfrage hat mich beschäftigt», so der erste Präsident. Der erste Trainer, den er verpflichtete, war dank verschiedener Kurse gut ausgebildet, verunfallte jedoch tödlich. Daraufhin wurde der in Bern wohnhafte Tscheche Josef Straka verpflichtet, der aber lieber selber spielen wollte. Deshalb musste Hansrudolf Stucki einen weiteren Coach organisieren und engagierte Christian Hänni. Der prägendste Trainer der Freimettiger Geschichte war Beat Wüthrich. Fast 35 Jahre stand er im Dienste des SCF an der Bande. Auf Wüthrich folgten Rolf Widmer, Martin Allemann und seit 2016 ist Stephan Schweingruber im Amt.

Das grösste Geschäft sei aber die Beschaffung der Banden gewesen, erinnert sich der heute 80-jährige Hansrudolf Stucki: «Der damalige Kassier, Robert Beck, und ich gingen durchs Dorf auf Betteltour. Wir schafften pro Abend zwei bis drei Haushalte, weil wir überall rein mussten und zu einem Kaffee eingeladen wurden.» Schliesslich hätten sie das Geld beisammen gehabt, um die Occasions-Banden für 1500 Franken dem EHC Rot-Blau abzukaufen. 


Grosse Unterstützung im Dorf

Das berühmte Dorffest gebe es schon lange, erzählt der erste Präsident. «Die Bevölkerung war uns wohlgesinnt. Es ist immer noch so, dass das Freimettiger Fest vom ganzen Dorf getragen wird und alle mithelfen», so Stucki. Einzig beim Gemeinderat habe es Überzeugungsarbeit gebraucht: «Der Gemeinderat bestand aus ein paar älteren Herren, die zuerst unsere sportlichen Leistungen sehen wollten, bevor sie uns unterstützten.» Als das geklärt war, habe der SCF auch seitens Gemeinderat grosse Unterstützung gespürt. Geblieben ist die Erlaubnis, den Platz und die Infrastruktur der Schule für das Eisfeld und die Sommertrainings zu nutzen. 


18 Bahnbillette als Busse

In den Anfangsjahren seien die Meisterschaftsspiele allesamt auf Natureisbahnen ausgetragen worden, erinnert sich Hansrudolf Stucki. Einmal hätten sie ein Spiel gegen Oberdiessbach abgemacht gehabt. «Am Morgen war das Eis noch tipptopp, aber bis am Abend war nur noch Pflotsch auf der Wiese», erzählt der ehemalige Präsident. «Da hat uns der Verband zu einer Busse verdonnert wegen zu später Absage. Wir mussten dem Club 18-mal das Zweitklass-Bahnbillett Oberdiessbach – Stalden retour zurückerstatten, was damals je 1.80 Franken kostete.» 

Der schönste Moment als Präsident war für Hansrudolf Stucki, als er nach zehn Jahren einen gesunden Club weitergeben konnte. Nach ihm folgten Andreas Moser, Hansjürg Rutschi, Hanspeter Keller, Max Dällenbach, Stefan Liechti und aktuell Adrian Dällenbach als Vereinspräsidenten.


Vom Natureisfeld nach Grindelwald

Während der ältere Bruder als Präsident waltete und die Vereinsarbeit übernahm, genoss der jüngere, Walter Stucki, das Spielen. «Eishockey war schon eine Weile vor der Clubgründung bei uns ein Trend. Im Sommer trainierten wir Fussball und nahmen an den verschiedensten Grümpelturnieren teil und im Winter waren wir als Eishockeyler auf dem Eis.» Der Sportgeist sei bei dieser Truppe schon von Anfang an gross gewesen, unterstreicht der 75-jährige Walter Stucki. Beeindruckend ist auf jeden Fall, was die Spieler von früher alles auf sich nahmen, um an ein regelmässiges Eistraining zu kommen. War am Anfang die Natureisbahn noch gut, so brauchte es schon bald professionellere Eisflächen. Im Nu waren die Eiszeiten zu genehmen Zeiten auf den Eisbahnen in der näheren Umgebung wie Langnau und Worb ausgebucht. So nahmen die Herren des SCF zweimal pro Woche den Weg nach Grindelwald in Kauf, um aufs Eis zu können. Erst ab 1997 war mit der Fertigstellung der Sagibachhalle in Wichtrach der Weg ins Training nicht mehr so weit.

Auch wenn der jüngere der Stucki-Brüder seit den 1980er-Jahren nicht mehr spielt, so ist er dem Club nach wie vor äusserst eng verbunden. Er war jahrelang für das Sponsoring zuständig und hilft immer noch dort, wo es ihn braucht. Als treuer Fan besucht er praktisch jedes Spiel. «Beim SCF stand das Sportliche immer zuoberst. Klar, wollten wir auch den Plausch haben, aber es ging vor allem ums Gewinnen», unterstreicht Walter Stucki. Sie hätten wohl auch ein gutes Händchen für die Teamzusammensetzung gehabt.


Zusammenhalt und Hilfe der Frauen

Der Sport hat sich in den letzten 50 Jahren deutlich verändert, erklärt Walter Stucki. In vielen Bereichen sei das auch gut so,  etwa bei der Ausbildung der Jungen und beim Material, aber auch bei der Zusammenarbeit mit den anderen Teams in der Sagibachhalle.
«Unsere Frauen waren auch sehr im Club eingebunden: Sie besuchten oft die Spiele und kamen an unsere jährlich stattfindenden Wander- und Skiwochenenden mit. Ausserdem sorgten sie für die Verpflegung an den Matches, buken für die Feste und wuschen und flickten die Trikots», erinnert sich Walter Stucki. Die schönsten Momente der letzten 50 Jahre SC Freimettigen sind aber für Walter Stucki klar die sportlichen Erfolge: «Der Aufstieg in die 2. Liga und die drei Zentralmeister- und der Vizeschweizermeister-Titel. Unvergessen auch die Kantonalcup-Partie gegen Langnau, als sie von der NLB in die 1. Liga abgestiegen waren. Im ersten Drittel führten wir, nachher verloren wir ordentlich», so die Erinnerungen von Walter Stucki.

«Wir hoffen, dass sich die Lage so normalisiert, dass das Dorffest stattfinden kann»

Adrian Dällenbach, Sie sind seit 2018 Präsident des Schlittschuhclubs Freimettigen. Wie nehmen Sie den Verein wahr?
Der SCF ist ein etablierter Club, welcher die Eishockeyszene in unserer Region prägt. Wir sind sportlich erfolgreich und gut organisiert.


Sie hatten als Kind auch schon Einblicke in den Club, als Ihr Vater spielte. Wo sehen Sie die grössten Veränderungen?
Sicherlich bei den Trainingsmöglichkeiten. Ich erinnere mich noch, dass mein Vater zweimal die Woche nach Grindelwald ins Training fuhr. Von dem her haben wir es jetzt einfacher.


Wie sieht es mit der Konkurrenz zu anderen Clubs aus?

Auf dem Eis herrscht eine gewisse Rivalität. Daneben pflegen wir ein kollegiales Verhältnis. Teilweise arbeiten die Spieler sogar miteinander. Wenn wir zum Beispiel gegen Mühlethurnen spielen, die ebenfalls in der Sagi-
bachhalle daheim sind, dann sitzen wir nach dem Spiel sogar zusammen in der Garderobe. 

Wie ist das Verhältniss des SCF zum benachbarten EHC Mirchel?

SC Freimettigen gegen EHC Mirchel bedeutet Derby pur. Ich kann mich an Zeiten erinnern, als die Rivalität nicht nur auf, sondern auch neben dem Eis gross war. Dies hat sich in den letzten Jahren sicherlich verändert. Der EHC Mirchel ist für uns ein sportlicher Gradmesser.


Was bedeutet der erneute Saisonabbruch für den SC Freimettigen?

In einer ersten Massnahme haben wir alle Saisonkartenbesitzer angeschrieben, wie sie es betreffend Rückerstattungen sehen. In einem zweiten Schritt werden wir das Gespräch mit den Hauptsponsoren und mit unseren Aktivmitgliedern suchen. Es geht darum, ein Arrangement zu finden, wie wir mit den bereits erhaltenen Einnahmen, für welche die Leistungen nicht erbracht werden konnten, umgehen können. 


Wie sieht es betreffend Festivitäten und Jubiläums-Programm aus?

Leider ist sowohl das Dorffest mit dem geplanten Festakt als auch ein spezielles Spiel gegen den EHC Wiki--Münsingen ins Wasser gefallen.
Konkret haben wir für dieses Jahr noch nichts geplant. Wir hoffen natürlich, dass sich die Lage so entspannt, dass wir das Dorffest wieder im normalen Rahmen durchführen können. Wäre das der Fall, überlegen wir uns, ob wir den Festakt heuer nachholen. Was aber als schöne -Erinnerung goutiert wird, ist der -Jubiläumswein, den wir extra machen liessen mit einer schönen Jubiläums--Etikette. Der Erlös aus dem Verkauf dieser Flaschen hat uns auch geholfen, in diesem Jahr einen Teil des finanziellen Lochs zu stopfen. Somit bin ich zuversichtlich und freue mich auf die nächste Saison, wenn es wieder ordentlich losgeht.

07.01.2021 :: Olivia Portmann (opk)