Luzern hat schon, Bern schafft das Kaminfegermonopol jetzt ab

Luzern hat schon, Bern schafft  das Kaminfegermonopol jetzt ab
Steigt die Ölheizung aus, wird sie oft durch eine Wärmepumpe ersetzt – und der Kaminfeger hat einen Auftrag weniger. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Kantone Luzern und Bern: Während im Kanton Bern das Kaminfegermonopol seit Neujahr nicht mehr gilt, unternahm Luzern diesen Schritt vor anderthalb Jahren. Was waren die Folgen?

«Wir registrieren lediglich minimale Fluktuationen bei den Kunden. Die Ängste waren viel grösser», sagt Michael Grau, Präsident des Kaminfegermeister-Verbands Luzern. «Das ist ein grosser Vertrauensbeweis.» Michael Grau, der sein Geschäft in Entlebuch betreibt, hat weiter festgestellt, dass der Preis bei der Wahl des Kaminfegers eher zweitrangig ist. Dies, obwohl die Tarife, welche überall gleich angewendet worden waren, seit dem Juli 2019 im Kanton Luzern nicht mehr gelten. «Die Kunden wollen saubere Arbeit und vertrauenswürdige Kaminfeger», fasst der Präsident des Kaminfegermeister-Verbands Luzern zusammen. 

Änderungen haben sich für die Luzerner Kaminfeger dennoch ergeben. «Der Umgangston wurde schon rauer. Lange Zeit waren wir Berufskollegen – nun sind wir Konkurrenten», sagt Michael Grau. 

Neue Ausgangslage

Mit dem Ende des Monopols können die Kaminfeger nicht nur überall ihre Dienste anbieten, es können auch neue Anbieter bei der Gebäudeversicherung des Kantons Luzern eine Bewilligung beantragen. Dies tat beispielsweise Urs Stadelmann aus Escholzmatt. Er war früher in dem Gebiet als angestellter Kaminfeger tätig. «Der Betrieb lief gut an. Viele Kunden wechselten zu mir, weil sie mich gekannt haben», berichtet er. Die persönliche Beziehung zu den Leuten sei zentral. Ein «fremder» Kaminfeger hingegen habe es schwer, sich einen Kundenstamm zu erarbeiten. 

Die Kaufmann Kaminfeger AG aus Schüpfheim, die den Kreis Escholzmatt-Marbach zu Monopol-Zeiten bearbeiten konnte, musste hingegen zwei Angestellten kündigen, wie der Firmeninhaber Andreas Kaufmann bestätigt. 

Jetzt gleich lange Spiesse

Neue Kunden gewinnen konnten in den letzten anderthalb Jahren die Kaminfeger aus dem Kanton Bern, die eine Bewilligung für den Kanton Luzern besassen. Umgekehrt war dies wegen des Monopols in Bern nicht möglich. «Das war schon eine komische Situation», meint Michael Grau. Es sei gut, dass nun beidseits der Kantonsgrenze dieselbe Regelung gelte. 

Urs Stadelmann, der einen Angestellten aus Trub beschäftigt, ist daran, die Bewilligung für die Kaminfegerarbeiten im Kanton Bern zu beantragen. Auch Andreas Kaufmann, welcher in den Gemeinden Schüpfheim und Flühli-Sörenberg tätig ist, will diesen Schritt machen. 

Im benachbarten Kanton als Kaminfeger unterwegs ist Stefan Hiltbrunner aus Langnau. «Wir haben aber nur ganz wenige Kunden im Kanton Luzern», beschwichtigt er. «Meist über persönliche Beziehungen. Werbung gemacht haben wir in diesem Gebiet nie.»

Keine Planungssicherheit mehr 

Hiltbrunner hat all seine Kunden in einem Brief über die Neuerungen informiert. Wie waren die Reaktionen? «Positiv. Wir werden ihre Anlagen weiterhin russen können», erklärt der Kaminfegermeister und fügt an: «Wir haben schon zu Zeiten des Monopols die Kunden so betreut, wie im freien Markt. Der einzige Unterschied ist, dass die Planungssicherheit nicht mehr so gross ist. Bislang wusste ich Anfang Jahr ziemlich genau, wie viele Stunden Arbeit unser Geschäft haben wird.» Neu ist für Stefan Hiltbrunner auch, dass er die Preise selber gestalten kann. Bis anhin galt ein fixer Tarif. «Die Preise werden vor allem wegen höherer Sozialleistungen leicht steigen», erklärt der Kaminfegermeister aus Langnau. 

Steigen werden die Preise auch für die Kunden der Kaminfeger Salvi AG aus Freimettigen. «Wir, die Kaminfegermeister des Kantons Bern, haben uns in der Vergangenheit vergeblich beim Regierungsrat für eine Anhebung stark gemacht», erklärt Geschäftsinhaber Sandro Salvi. «Seit 2009 haben dieselben Tarife gegolten. Der Beruf des Kaminfegers ist körperlich anspruchsvoll, zudem ist viel technisches Wissen nötig.» Um angemessene Löhne zahlen zu können, sei ein Preisaufschlag unumgänglich. 

Luzern: Preise blieben meist gleich 

Dass die Arbeit des Kaminfegers nicht günstiger wird, bestätigt auch der Präsident der Luzerner Kaminfeger, Michael Grau. Aber: «Über 90 Prozent der Betriebe im Kanton Luzern haben ihre Preise so belassen, wie vor dem Ende des Monopols.» Generell seien die Stundenansätze der Kaminfeger im Kanton Luzern leicht tiefer als im Kanton Bern, hat Michael Grau in Erfahrung gebracht.

Eine weitere Neuerung, die sich durch die Abschaffung des Kaminfegermonopols ergeben hat, ist, dass die Feuerungskontrolle in manchen Gemeinden nicht vom örtlichen Kaminfeger vorgenommen wird. Beispielsweise überprüft Michael Grau die Anlagen in Escholzmatt-Marbach oder Stefan Hiltbrunner kontrolliert jene in Rüderswil.

Insgesamt wird die Arbeit weniger 

Die Feuerungskontrollen sind ein wichtiges Standbein. «Ein Mitarbeiter ist zu 100 Prozent mit den Abgasmessungen beschäftigt», erklärt Stefan Hiltbrunner. Auch betreut Hiltbrunner die Öfen des Langnauer Wärmeverbundes, was jährlich mehrere hundert Arbeitsstunden ausmache. 

Insgesamt nimmt das Arbeitsvolumen der Kaminfeger aber ab. Mit jeder Ölheizung, die durch eine Wärmepumpe ersetzt wird, fällt ein Auftrag weg. Kaminfegermeister Salvi aus Freimettigen meint: «Dieser Wandel wird uns Kaminfeger mehr beschäftigen als das Ende des Monopols.» Michael Grau vom Kaminfegermeister-Verband Luzern hat festgestellt, dass viele versuchen, sich neue Geschäftsfelder zu erschliessen. «Manche reinigen neu auch Lüftungen, andere bieten einen Gas-Service an», nennt er Beispiele. «Ich kenne sogar einen Kaminfeger, welcher Wärmepumpen vermittelt oder solche, die ergänzend auch als Energieberater tätig sind. Das ist naheliegend: Wir sind ja bereits im Haus und kennen uns mit der Materie aus.»

Gibt es Momente, in denen sich der Präsident der Luzerner Kaminfeger das Monopol zurückwünscht? «Nein, man muss sich bewegen», hält Michael Grau fest. Sandro Salvi, für den das Ende des Monopols erst eine Woche zurückliegt, meint: «Ich bin gespannt und freue mich auf diese Neuerung. Die jetzige Lösung ist sicher kundenfreundlicher.»

07.01.2021 :: Bruno Zürcher (zue)