Immer wieder Neues gelernt und vielen Menschen begegnet

Immer wieder Neues gelernt und vielen Menschen begegnet
Madeleine Ryser übergibt die Leitung des «Chüechlihus» an ihre Nachfolgerin Carmen Simon. / Bild: Benjamin Stocker-Zaugg (sbr)
Langnau: 19 Jahre lang hat Madeleine Ryser das Regionalmuseum geleitet, nun tritt sie von diesem Amt zurück. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit waren die Sonderausstellungen.

Rund um das «Chüechlihus» in Langnau ist es still geworden in diesen Tagen. Eigentlich wäre eine Öffnung am Sonntag vorgesehen; wegen der Pandemie müssen die Türen aber auch an diesem Wochentag geschlossen bleiben. Für die Leiterin des Museums, Madeleine Ryser, gibt es dennoch viel Arbeit: Tausende von Ausstellungsstücken werden in den kommenden zwei Jahren inventarisiert und dann im alten Militärspital eingelagert. An diesem Projekt wird Madeleine Ryser noch aktiv mitarbeiten, die Leitung des Museums aber wird sie auf Anfang Jahr an Carmen Simon übergeben (siehe Kasten). 

Madeleine Ryser hat das «Chüechlihus» 19 Jahre lang geleitet und in dieser Zeit viele gute Erfahrungen gesammelt, wie sie selbst sagt: «Es ist eine anspruchsvolle und zugleich schöne Aufgabe, weil sie selbstständiges Arbeiten ermöglicht. Man begegnet hier vielen Menschen und lernt regelmässig Neues, da jede Sonderausstellung auf einem eigenen Sachgebiet aufbaut.» Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden habe sie sehr geschätzt, wie auch die Möglichkeiten, die das Museum mit seiner Grösse biete.

Aktualität im Gotthelf-Jahr

19 Sonderausstellungen hat Madeleine Ryser realisiert. Die Themen habe sie mit wenigen Ausnahmen zusammen mit einer Kommission selber bestimmen können. Auf Empfehlungen hin wurden das Gotthelf-Jahr 2005, das Täuferjahr 2007 und das historische Marktrecht im Jahr 2017 thematisiert. «Im Gotthelf-Jahr haben wir den Bauernspiegel bearbeitet», erinnert sich Madeleine Ryser. «Das war genau der richtige Zeitpunkt, weil auch das Verdingwesen in der Schweiz auf der politischen Agenda stand.» Bei der Vorstellung des Bauernspiegels seien die Verdingkinder bewusst in den Mittelpunkt gerückt worden. «Es wurden mehr als 100 Interviews mit ehemaligen Verdingkindern geführt, das waren schon tiefgreifende Erlebnisse.»

Klein, und doch gross

Für die scheidende Leiterin ist das «Chüechlihus» in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes: «Einerseits sind wir ein kleines Museum, aber im Fachgebiet Heimatkunde gehören wir zu den grössten in der Schweiz.» Einen Sonderstatus habe das Museum auch wegen der Investitionen der Gemeinde Langnau, «Dank dieser Unterstützung konnte sich das Museum professionalisieren», erklärt Madeleine Ryser. Es habe eine administrative Leitung und gehöre zu einem der wenigen Betriebe im Emmental, der direkt vom Kanton unterstützt werde. 

Pandemie trifft alle Museen

Das «Chüechlihus» zieht jedes Jahr tausende von Besucherinnen und Besuchern an, die Ausstellung ist in ihrer Vielfalt einzigartig. 2020 ist nun alles etwas anders, wie Madeleine Ryser bestätigt: «Natürlich gibt es dieses Jahr Mindereinnahmen, aber alle Museen stehen vor diesem Problem! Dank der Unterstützung durch die Gemeinde können diese Verluste aber aufgefangen werden.» Die kurzfristigen Entscheide zur Öffnung und Schliessung seien eine weitere He-rausforderung für das Museum gewesen. In die Winterpause nimmt das Team deshalb die Hoffnung mit, dass das «Chüechlihus» bald wieder Besuchende begrüssen kann!

Neue Museumsleiterin

Ab dem 1. Januar 2021 wird das «Chüechlihus» von Carmen Simon geleitet. Die 35-jährige Museumsfachfrau verfügt über einen Masterabschluss in Museumswissenschaften und Geschichte der Universität Neuenburg. Die Museumswelt ist für Carmen Simon nichts Neues, sie hat während mehr als zehn Jahren in kleineren und grösseren Museen Erfahrungen gesammelt und war auch an wissenschaftlichen Projekten beteiligt.

31.12.2020 :: Benjamin Stocker-Zaugg (sbr)