Vom Spätzünder zum Glücksbringer – dank acht Kilo Muskelmasse

Vom Spätzünder zum Glücksbringer – dank acht Kilo Muskelmasse
Der Tessiner Patrick Petrini ist auf dem Sprung ins nächste Level zu den Profis, ob in Langnau oder Ambri ist noch ungewiss. / Bild: Peter Eggimann (ped)
SCL Tigers: Mit 15 wechselte Patrick Petrini von Ambri nach Langnau. Nach seinem ersten Skorerpunkt bei den Profis will er sich nun für weitere Einsätze empfehlen.

Weil den SCL Tigers am letzten Sonntag gegen Servette gleich sieben Spieler wegen einer Verletzung oder einer Corona-Infektion fehlten, kam Patrick Petrini zu seinem zweiten Einsatz in der höchsten Liga. Und verbuchte beim 4:0-Sieg seinen ersten Skorerpunkt in der NL (Assist zum 2:0). «Das waren grosse Emotionen, es war richtig geil», sagt der 19-Jährige dazu.

Doch wer ist dieser Patrick Petrini, der bisher nur wenigen Beobachtern ein Begriff war, eigentlich? «Er ist unser Glücksbringer», sagt Sportchef Marc Eichmann. Schliesslich gelang den Tigers bereits bei seiner Premiere mit der ersten Mannschaft, dem Derby Mitte November in Bern, ein Sieg. «Er ist ein intelligenter Spieler. Fast immer, wenn er auf dem Eis war, wurde es gefährlich», so Eichmann.

 

Früher immer der Kleinste

Die Einsätze bei den Profis hat sich der Tessiner mit starken Leistungen bei den Elite-A-Junioren verdient. Ehe deren Spiele im Kanton Bern Mitte Oktober wegen der Pandemie untersagt wurden, erzielte er in 15 Partien 32 Skorerpunkte, womit er den Wert aus der kompletten Vorsaison (34 Punkte) schon beinahe erreicht hatte. Als Grund für diese Steigerung nennt Petrini das Krafttraining im Sommer. «Ich habe hart gearbeitet, auch mit den schweren Gewichten. Das hat sich ausbezahlt».

Und zwar in Form von rund acht Kilo Muskelmasse, welche er zulegen konnte. «Das gibt mir mehr Selbstvertrauen. Früher war ich immer einer der kleinsten und hatte deshalb Mühe mich durchzusetzen.» Sportchef Eichmann sagt: «Er ist eher ein Spätzünder. Aber das spricht auch für unsere Nachwuchsabteilung, wenn sich einer durchsetzt, den man bis dahin nicht unbedingt auf dem Radar hatte.»

 

Der Tipp von Lorenco Croce

Petrini ist im 300-Seelen-Dorf Ambri aufgewachsen und kurvte bereits in sehr jungen Jahren übers Eis der Valascia, dem Heimstadion des HCAP, welches bald durch eine moderne Arena ersetzt wird. Sogar im eigenen Garten, wo der Vater eine Natureisbahn erstellte, wurde Hockey gespielt. Nach dem Abstieg mit den Elite-Novizen Ambris riet ihm der ehemalige Tigers-Goalie Lorenco Croce, den er gut kennt, zu einem Wechsel nach Langnau.

Was Petrini, damals erst 15-jährig, dann auch umsetzte. Ohne ein Wort Deutsch zu können, kam er im Emmental an. «Das war am Anfang schon sehr schwierig», sagt er heute. «Aber ich wollte mich auch menschlich weiterentwickeln.» Ein Fernstudium an der Sportschule Tenero lenkte vom Heimweh ab, ein Praktikum auf der Tigers-Geschäftsstelle half, die Sprache zu lernen.

 

Auswärtsspiel vor der Haustüre

Petrini, der mit anderen Junioren in einer WG wohnt, dürfte auch Morgen Freitag (in Fribourg) und am Sonntag im Kader der SCL Tigers stehen. Ausgerechnet in seinem Heimatort Ambri. «Das wäre sehr speziell für mich», sagt er. «Meine Eltern haben immer noch eine Saisonkarte dort.» Wegen Corona müssten sie den Auftritt des Sohns vor der Haustüre aber wohl im TV verfolgen.

Bleibt noch die Frage nach der Zukunft. Der Juniorenkontrakt bei den Tigers läuft im Frühling aus, das Ziel ist ein Profivertrag. Aber wo? In Langnau oder doch eher in Ambri, wo auch sein Vorbild Inti Pestoni, der einst mit Petrinis Schwester zusammen war, seine Karriere startete? «Es gibt bereits Tendenzen, aber ich kann noch nicht darüber sprechen. Aber es gefällt mir sehr gut in Langnau», so der Teenager. Marc Eichmann sagt mit einem Augenzwinkern: «Es ist noch nichts entschieden. Aber schön, dass es ihm bei uns gefällt.»

Klarer 4:0-Sieg gegen Genf

Mit einem deutlichen 4:0-Erfolg gegen Genf haben die SCL Tigers am letzten Sonntag ein starkes Lebenszeichen von sich gegeben. Der überragende Goalie Ivars Punnenovs wehrte alle 46 Schüsse auf sein Tor ab und wurde zurecht als bester Spieler ausgezeichnet. Des Weiteren gelangen Captain Pascal Berger die ersten beiden Saisontore, wobei sein 1:0 ein Genfer Eigentor war. Für einmal zeigten sich die Tigers in der Offensive äusserst kaltblütig, sogar im Powerplay gelang ein Treffer.

10.12.2020 :: Christoph Schär (css)