Das Herzstück Gysensteins soll bleiben

Das Herzstück Gysensteins soll bleiben
Auch die Aussenanlage beim Schulhaus Gysenstein kann das Alter nicht verbergen – sofortige Verbesserungen wurden gefordert. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Konolfingen: Wie soll es mit dem geschlossenen Schulhaus Gysenstein weitergehen? In einem digitalen Mitwirkungsanlass haben Interessierte ihre Ideen gesammelt.

Das Schulhaus ist auch in Gysenstein so etwas wie das Herz des Dorfes, auch wenn seit August 2020 dort keine Kinder mehr unterrichtet werden. Von grosser Bedeutung ist dabei nebst dem grossen Platz mit Spielgeräten der rund 100 Quadratmeter grosse Singsaal: Dort macht eine Gruppe regelmässig Yoga, der Männerchor Gysenstein probt und konzertiert, die «Wyberei» hält ihre Anlässe ab, die Jüngsten geniessen in dem Raum das Kinderprogramm, die Turnerinnen halten sich fit und auch die Sichlete wird dort gefeiert. 

Multifunktionaler Raum gefordert 

Kaum verwunderlich, dass über die Hälfte der gut 20 Personen, die am Montagabend an der digital durchgeführten Mitwirkung der Gemeinde Konolfingen teilgenommen haben, das Schulhaus Gysenstein in irgendeiner Form nutzen. Der Bevölkerung von Gysenstein und den umliegenden Weilern soll auch weiterhin ein multifunktionaler Raum zur Verfügung stehen! Das war die zentrale Forderung. Dabei weise die heutige Infrastruktur verschiedene Mängel auf. «Es fehlt generell an Platz», meinte ein Herr und eine Frau wies auf den sehr harten und oft kalten Boden im Singsaal hin, was für sportliche Betätigungen alles andere als ideal sei. Die Küche und die WC-Anlagen seien auch nicht mehr auf dem neusten Stand, hielten mehrere Teilnehmende in der Videokonferenz fest. Gewünscht haben vor allem Eltern und Grosseltern kleiner Kinder, welche oft und gerne auf dem grossen Asphaltplatz spielen, dass künftig eine von aussen zugängliche Toilette zur Verfügung stehe. Mehrfach bekräftigt wurde der Wunsch, dass die Gemeinde umgehend die wichtigsten Reparaturen vornehmen solle, unabhängig von der künftigen Nutzung des Gebäudes. «Die grossen Löcher im Asphalt sind ein Sicherheitsrisiko», wurde etwa genannt. 

Grosse Anpassungen am einstigen Schulhaus werden frühestens ab 2024 vorgenommen. Nach der Schulschliessung im Sommer dieses Jahres hat der Gemeinderat eine Zwischennutzung definiert, damit das Gebäude nicht leersteht und nur Kosten verursacht. Das bedeutet, dass die beiden Wohnungen wie auch die Schulräume vermietet sind und die Vereine den Singsaal wie bis anhin benützen können. Simon Buri, Gemeinderat Ressort Hochbau/Planung, stellte den avisierten Fahrplan vor: Bis Ende 2021 soll ein Konzept für die künftigen gemeinschaftlichen Nutzungen auf dem Areal nach der Umnutzung erstellt werden, 2022/23 soll der Bereich des Gebäudes umgezont werden, 2023/24 sollen Verhandlungen mit möglichen Investoren stattfinden und frühestens ab 2024 wird die neue Nutzung starten. Für die Entwicklung des Konzepts wie auch für dessen Umsetzung soll eine Begleitgruppe eingesetzt werden. Aktuell sucht der Gemeinderat Personen, die sich in der Gruppe engagieren wollen. 

«Wohnbaugenossenschaft wäre ideal»

Der Gemeinderat beabsichtige, das Schulhaus im Baurecht abzutreten, orientierte Simon Buri. «Ideal wäre etwa eine lokale Wohnbaugenossenschaft, weil sich die Lage fürs Wohnen sicher gut eignen würde. Denkbar ist aber auch anderes, sofern sich jemand findet, der die Idee umsetzt. Deshalb wollen wir mit dieser Mitwirkung Ideen sammeln und erfahren, was der Bevölkerung von Gysenstein wichtig ist.» Als mögliche künftige Nutzungen wurden am Montagabend auch ein Altersheim oder eine Spezialschule genannt. 

Bekanntlich wehrt sich eine Gruppe aus Gysenstein seit langem gegen die vom Gemeinderat vorgesehene Schulorganisation und den Bau eines Schulzentrums in Konolfingen. Wegen des knappen Resultats der Urnenabstimmung vom November 2018 hat die Gruppe eine Beschwerde eingereicht, welche in den ersten beiden Instanzen nicht Gehör fand. Nun befasst sich das Verwaltungsgericht mit dem Fall. Dass zumindest manche Gysensteiner nicht gut auf den Gemeinderat zu sprechen sind, wurde auch in der Videokonferenz rasch klar. «Diese Mitwirkung findet zu früh statt», hielt ein Teilnehmer fest. Solange noch nicht klar sei, ob die vom Gemeinderat vorgesehene Schullandschaft wirklich umgesetzt werde, dürfe noch nicht die künftige Nutzung des Schulhauses geplant werden – vielleicht werde es noch gebraucht. Der Gemeinderat hingegen ist überzeugt, dass das Schulhaus so oder so nicht mehr gebraucht werde.

Wer entscheidet am Ende? 

Ein anderer Votant fragte, ob am Ende die Gemeindeversammlung über die Investitionen für den Singsaal und Platz befinden müsse? Simon Buri antwortete, dass die Umzonung – das Areal befindet sich heute in der Zone für öffentliche Nutzung – sicher bei einer Urnenabstimmung wird genehmigt werden müssen. «Bei der Investition gehe ich davon aus, dass diese durch den Gemeinderat gesprochen werden kann», erklärte Simon Buri. Die Finanzkompetenz des Gemeinderats Konolfingen beträgt 300’000 Franken. «Der Gemeinderat hat sich klar dazu bekannt, dass der Bevölkerung ein Kulturlokal im gleichen Rahmen wie bisher zur Verfügung steht», hielt Simon Buri fest. «Ich bin sehr zufrieden mit dem Mitwirkungsanlass und bin überzeugt, dass eine gute Lösung möglich ist; auch wenn der Weg noch lange ist.»

26.11.2020 :: Bruno Zürcher (zue)