«Nach zwei Stunden Eistraining folgt noch eine für Trockenübungen»

«Nach zwei Stunden Eistraining folgt noch eine für Trockenübungen»
Lia Kauz hat als Einzelläuferin mehr Möglichkeiten, ihr Repertoire zeigen zu können, als in der Synchron-Gruppe. / Bild: zvg
Eiskunstlaufen: Seit acht Jahren sind Eishallen für Lia Kauz wie ein zweites Zuhause. Alles begann als Synchronläuferin bei den Cool Dreams. Nun steht die 12-Jährige alleine auf dem Eis.

Eigentlich wollte Lia Kauz, Hasle, ihrem grossen Bruder nacheifern: Wie er über das Eis flitzen und im Eishockey viele Tore schiessen. Damit war ihre Mutter allerdings nicht einverstanden. «Wenn du etwas auf dem Eis machen willst, dann eher Eiskunstlauf», war ihr Vorschlag. Lia probierte die anspruchsvolle Sportart mit gerade mal viereinhalb Jahren aus und verlor sogleich ihr Herz an die Schlittschuhe. Bei den Cool Dreams in Burgdorf begann ihre Eislauf-Karriere als Synchronläuferin in einem Team. 


Zeigen, was sie kann

Obschon sie gerne in der Gruppe mitlief, wollte sie mehr. «Die Trainings wurden mit der Zeit langweilig für mich. Aber vor allem störte mich, dass ich nicht mein ganzes Repertoire zeigen konnte. Zum Beispiel Sprünge und Pirouetten. Und der Gedanke reizte mich, etwas zu erreichen, was nur ich geschafft habe und nicht das Team», erklärt die Sportlerin. Bei diesem Entscheid verfügte Lia über zwei Optionen: Aufhören mit dem Eiskunstlaufen oder Einzelläuferin werden. Entschlossen fügte sie an: «Aufhören kam für mich nie in Frage.» 

Somit begann sie mit neun Jahren als Einzelläuferin beim Eislaufclub in Thun mit ihren Trainerinnen Monika Schneider und Natalie Delessert. Erst als Gastläuferin, nun hat sie seit diesem Jahr auch die Lizenz beim EC Thun. Obschon es die Pandemie rund um Covid-19 schwierig macht, feierte Lia diese Saison ihren ersten grossen Erfolg: In der Kategorie Jugend U13 stand sie in Bellinzona als Zweitplatzierte auf dem Podest. 

Für ihre Leidenschaft nimmt Lia Kauz nicht nur blaue Flecken in Kauf, sondern opfert auch viel von ihrer Freizeit. Anfangs trainierte die Schülerin nur einmal pro Woche, heute bereits an sechs Tagen pro Woche. «Ich trainiere jeweils zwei Stunden auf dem Eis und eine Stunde Off-Ice: Ausdauer, Kraft, Ballett, Tanz und Trockenübungen für die Programme. Dazu kommen im Sommer noch die Trainingslager», erklärt die Zwölfjährige.


Unterstützung auch von der Schule

Dank einer Sonderbewilligung durfte Lia im Mai und Juni, nach dem Lockdown, vor allem in Brig und Burgdorf trainieren. Während der Sommerferien reiste sie nach einem zweiwöchigen Trainingslager in Brig nach Oberstdorf in Deutschland in ein Trainingslager. «Für mich sind die Trainingslager immer sehr wichtig. Ich bekomme dort auch Tipps und Tricks von internationalen Trainern», schwärmt die Eiskunstläuferin. Ansonsten verbringt Lia ihre Trainingszeit auf der Eisfläche in Thun oder in Brig. Dabei will sie diese Saison unbedingt den Doppelaxel und den ersten Dreifachsprung lernen. «Zum Glück kann ich seit kurzem wieder im ‹Brünnli› in Hasle mein Kurzprogramm und die Kür trainieren. Da kann ich über den Mittag hin», sagt die Schülerin erleichtert. Viele Eishallen mussten aufgrund der Pandemie schliessen. Und somit blieben der ambitionierten Läuferin für eine gewisse Zeit nur die Eishallen in Thun und Brig. Unterstützung bekommt sie von ihren Eltern und von der Schule. Damit sie regelmässig trainieren und an den Swiss-Cup-Wettkämpfen teilnehmen kann, wurde Lia vom Turn- und Werkunterricht freigestellt und darf teilweise den Unterricht früher verlassen. Obschon dieses Jahr vieles anders ist und auch einige Wettkämpfe abgesagt wurden, hat Lia Kauz ein klares Ziel vor Augen: an der Schweizermeisterschaft im Februar 2021 in Rapperswil-Jona bis zum fünften Rang kommen. Aber noch lieber würde sie auf dem Podest stehen.

19.11.2020 :: Stefanie Siegenthaler (ssl)