«Der Mannschaftsgedanke fasziniert mich»

«Der Mannschaftsgedanke fasziniert mich»
Eveline Oltmanns wird für ihr Engagement im Mädchen- und Schulhandball sowie ihrem unermüdlichen freiwilligen Einsatz für den Sport geehrt. / Bild: egs
Handball: Seit 50 Jahren engagiert sich die Grosshöchstetterin Eveline Oltmanns für den Handballsport – auf und neben dem Feld. Nun wird sie für dieses Engagement ausgezeichnet.

«In der heutigen Zeit ist es aktueller denn je, aus den vielen Einzelkämpfern ein Mannschaftsgefüge zu bilden», philosophiert die 70-jährige Eveline Oltmanns. Damit nimmt sie Bezug auf eine der wichtigsten Eigenschaften, die sie als langjährige Handball-Trainerin brauchte. 

Eveline Oltmanns, 1950 geboren, Sportlehrerin, Mutter, Handball-Nationalspielerin, Trainerin und Teambetreuerin wird am Samstag mit dem Preis «Ehrenamtliche 2020» des Schweizerischen Handballverbandes geehrt. Mit dem Preis, der zum ersten Mal verliehen wird, will der Verband ein Zeichen der Wertschätzung für den grossen Einsatz aller freiwilligen Helferinnen und Helfer in den Handballvereinen setzen. «Es freut mich sehr, wahrgenommen zu werden. Und es ist schön, dass Danke gesagt wird», sagt die Grosshöchstetterin voller Freude und Stolz. Erwartet hätte sie das nicht. Sie habe sich nicht fast ihr Leben lang dem Handball verschrieben, weil sie auf Preise aus gewesen sei, sondern weil es ihr immer wieder Freude gemacht habe.


Mädchen hatten wenig Auswahl

Dabei begann Eveline Oltmanns erst relativ spät mit ihrer geliebten Sportart: «Während der Gymer-Zeit spielten meine Kameraden und Jahrgangskollegen relativ viel Handball. Das interessierte mich und ich hätte gerne auch selber gespielt, doch ich wusste nicht, dass es in Bern ein Frauen-
Handballteam gab», erinnert sie sich. Damals hätten Mädchen eh sehr wenig Möglichkeiten gehabt, Sport wettkampfmässig auszuüben. Aus diesem Grund begann Eveline Oltmanns erst einmal Leichtathletik zu betreiben. «Erst als ich als 20-Jährige an die Uni kam, sah ich, dass es Handball auch für Mädchen gab.» Und ab da sei es um sie geschehen gewesen, erinnert sich Oltmanns mit einem Lächeln.  

Erste Schweizermeisterschaft

Anfangs der siebziger Jahre habe sie erstmals mit Uni Bern an der nationalen Meisterschaft teilgenommen. «Das war schon recht aufregend, denn wir durften, obwohl gerade neu gegründet, bereits in der ganzen Schweiz umherreisen.» Nach dem  Sportlehrer-Studium arbeitete Oltmanns in Luzern, wo sie beim lokalen Handball-Verein selber spielte und gleichzeitig half, ein Juniorinnen-Team aufzubauen und zu trainieren. Auch zu ihrer nächsten beruflichen Station brachte die passionierte Handballerin ihre geliebte Sportart mit: «Als ich in Münsingen als Sportlehrerin gewählt wurde, merkte ich, dass die Mädchen im Dorf ausser Kunstturnen keinen Sport wettkampfmässig ausführen konnten und setzte deshalb auch im Sportunterricht unter anderem auf Handball. Mich faszinierte der Teamgedanke sehr.» Es sei sehr spannend zu beobachten gewesen, wie sich eine Gruppe Einzelkämpfer zu einer Mannschaft formen liess. Handball wurde in Münsingen unter ihrer Leitung immer beliebter. 


Technik versus Kraft

Nachdem Eveline Oltmanns Mutter geworden war und ihre Söhne mit Handball begannen, wurde sie Trainerin von Kindermannschaften innerhalb des Freiwilligen Schulsports, welchen sie zuvor zusammen mit ihrem Mann in Münsingen ins Leben gerufen hatte. «Ein Unterschied zwischen den Geschlechtern besteht darin, dass Mädchen und Frauen bereit sind, länger an technischen Details zu feilen. Die Jungs und Herren setzen eher ihre Kraft ein», erzählt Oltmanns aus ihrer langjährigen Erfahrung als Handball-Trainerin. 

«Ich wollte nie aufhören»

Trotz aller Erfahrungen, die Eveline Oltmanns in den gut 45 Jahren auf dem Feld gesammelt hat, kam für sie mit der Pensionierung die Zeit, etwas kürzer zu treten. Als aktive Trainerin hat sie aufgehört, hilft aber als Funktionärin und als Teambetreuerin der Nati-A-Mannschaft des BSV Bern mit. «Ich habe nie daran gedacht, jemals ganz mit Handball aufzuhören. Mit 64 wurde mir aber klar, dass ich nicht mehr regelmässig als Trainerin in der Halle stehen wollte. Jedoch war auch ganz klar, dass ich mich nach wie vor in irgendeiner Form weiterhin für den Handball engagieren möchte.» 

Umso mehr fühle sie sich deshalb geehrt, den Preis stellvertretend für all die vielen Freiwilligen, ohne die ihr geliebter Sport nicht auskommen würde, entgegennehmen zu dürfen. In der engeren Auswahl wurde Eveline Oltmanns aus zehn Kandidatinnen und Kandidaten vom Handball-Publikum gewählt.

«Ehrenamtspreis 2020» des Handball-Verbands

2020 hat der Schweizerische Handballverband (SHV) zum ersten Mal einen «Ehrenamtspreis» zu vergeben. Im Frühling konnten die Vereine Vorschläge einreichen: Personen, die Ausserordentliches leisten, die mit neuen Ideen frischen Wind in den Verein bringen. Daraus bestimmte die Fachjury eine engere Auswahl, die dann der Handball-Community vorgeschlagen wurde. Per elek-tronischem Voting wurde Eveline Oltmanns als erste Preisträgerin auserkoren.

Ursprünglich war geplant, die Preisübergabe diesen Samstag, anlässlich des EM-Qualifikationsspiels zwischen der Schweiz und Nordmazedonien zu machen.
Coronabedingt findet das Spiel nun aber nicht in Zug, sondern in Schaffhausen statt, und das nur im Beisein von 50 Personen. Die Preisübergabe wurde deshalb auf unbestimmt verschoben.

05.11.2020 :: Olivia Portmann (opk)