Hilfesuchende lagen ihm am Herzen

Oberdiessbach: 31 Jahre lang hat Ueli Dällenbach die Sozialarbeit in der Gemeinde Oberdiessbach massgeblich geprägt. Nun tritt er in den Ruhestand. Beat Gafner ist sein Nachfolger.

«Es ist surreal, aber es ist Zeit und gut», sagt Ueli Dällenbach auf die Frage, wie es sich anfühle, nach über 30 Jahren aufzuhören. Zeit sei es wegen der psychischen und physischen Abnützung, die sich im Alter bemerkbar mache, gut für die Gemeinde, wenn etwas anders komme. Seit dem 1. September hat Beat Gafner die Leitung des Sozialdienstes Oberdiessbach übernommen. Dällenbach arbeitet ihn noch ein.

Angefangen hat Dällenbach 1989 als Asylkoordinator mit einem Pensum von 20 Prozent, ein Jahr darauf wurde er zu 75 Prozent als Sozialarbeiter für die Gemeinden Aeschlen, Bleiken, Brenzikofen, Herbligen, Oberdiessbach und später auch Linden angestellt. «Zuerst war ich etwa fünf Jahre alleine, dann kam eine zweite Person dazu, und so wuchs der Sozialdienst mit der Zeit», sagt Ueli Dällenbach. Heute teilen sich neun Mitarbeitende 620 Stellenprozent.

Von Hilfesuchenden gelernt

«Ich habe mich immer als soziales Gewissen der Region verstanden und versucht», beschreibt Dällenbach sein Selbstverständnis als Leiter der Institution. Die Hilfesuchenden hätten ihm immer am Herzen gelegen. «Ich habe versucht, sie dort abzuholen, wo sie sind», sagt er. Dabei habe er besonders von Menschen mit Einschränkungen viel gelernt. Wie sie mit ihren Ressourcen ein gutes Leben führen können und Dinge tun, die man ihnen nicht zutraut, hat ihn beeindruckt. Neben den Hilfesuchenden war ihm auch sein Team ein grosses Anliegen. Es war ihm wichtig, ein offenes Ohr zu haben für die Dossierarbeit seiner Mitarbeitenden wie auch für deren persönliche Befindlichkeit.

Mühe hatte er mit der Politik, wenn es auf das Leben seiner Ideale im Umgang mit armen Menschen ging. Bei der politischen Entwicklung der letzten Jahre sei dies schwierig gewesen. «Der Sozialdienst ist nicht mehr ein Hilfsangebot, sondern ein Sank-tions- und Repressionsinstrument. Das hat mir zu schaffen gemacht», sagt er. Am 30. September hatte Ueli Dällenbach seinen letzten Arbeitstag, Ende Oktober wird er pensioniert.

15.10.2020 :: pd