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Langer Weg zur Ernte

Langer Weg zur Ernte
Hanspeter Hofer baut seit Jahrzehnten Gemüse nach biologischen Richtlinien an und freut sich, wenn er leckeren Kopfsalat ernten kann. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
«Serie Pflanzengesundheit»: Nicht nur wir Menschen lieben Gemüse – sondern auch Schnecken, Insekten oder Pilze. Wie geht hier ein Bio-Gemüsegärtner wie Hanspeter Hofer vor?

Bohnen, Zwiebeln, Gurken, Lauch, Fenchel, Kürbisse, Auberginen, Schnittlauch, Krautstiele, Sellerie, Spinat… Wer sich auf dem Hof von Hanspeter und Annemarie Hofer in Ried bei Emmenmatt umschaut, entdeckt alle paar Meter eine neue Gemüsesorte. Die obige Aufzählung ist nicht abschliessend und wird noch von einem halben Dutzend Salaten ergänzt. «Damit wir immer frische Produkte haben, setzen wir alle drei Wochen neuen Salat», berichtet Hanspeter Hofer. Dann macht er sich daran, frische Salatköpfe zu ernten. «Den hier muss man jetzt nehmen, sonst stängelt er auf.» 

Eigene Setzlinge

Verkaufen werden die Hofers den Salat wie alle anderen Produkte auf zwei Wochenmärkten sowie in ihrem Hofladen. Bis es soweit ist, haben Hanspeter und Annemarie Hofer sowie ihre Mitarbeitenden nicht wenige Arbeitsschritte erledigt: Das beginnt mit den Setzlingen. «Beim ersten Satz im Frühling kaufen wir die Setzlinge, anschliessend vermehren wir den Salat selber», sagt Hanspeter Hofer und zeigt eine Anzuchtschale mit Rucola-Salat. «Bei dem ist interessant, dass er am Anfang runde Blätter hat», bemerkt der Gemüsegärtner. 

Schnecken lieben frisch gepflanzten Salat. «Besonders entlang von Wiesen ist der Schneckendruck gross», hat er die Erfahrung gemacht. «Dann kommts auch aufs Wetter an. Bei Regen ist es schlimm.» Was tun? Handelsübliche Schneckenkörner darf Hofer nicht streuen, weil er nach Bio-Knospe-Richtlinien produziert. Es gibt zwar Bio-Schneckenkörner, welche auf Eisen und nicht auf einem synthetischen Stoff basieren. «Wir machen es meist so, dass wir morgens und abends, wenn die Schnecken besonders aktiv sind, die Felder ablaufen und die Schnecken töten», erklärt Hofer und hebt die Schultern. «Irgendwie muss man die Tiere in Schach halten.» 

Rote, aber faulige Tomaten

Die Pflanzengesundheit ist nicht nur wegen der Schnecken in Gefahr – Insekten wie die Kohlfliege oder Pilze können dem Gemüsebauern die Ernte auch vermiesen. Im Folientunnel stehen lange Reihen verschiedener Tomatensorten. «Sie sind anfällig auf die Krautfäule. Das ist ein Pilz, der sich in den Tomaten ansiedelt; diese werden dadurch ungeniessbar», berichtet Hofer. Die Tomaten, welche noch an den Stauden hängen, sind zwar schön rot, ernten wird Hofer sie aber wegen des Pilzes nicht. «Heuer hatten wir wieder mal Pech; vorher gings mit den Tomaten einige Jahre gut.» Bekämpfen kann der Bio-Bauer den Pilz, indem er die Pflanzen mit einer kupferhaltigen Lösung bespritzt, wobei drei, vier Behandlungen nötig sind. Kupfer ist nicht unumstritten. Das Schwermetall kann sich bei jahrelanger Anwendung im Boden anreichern. «Deshalb spritzen wir Kupfer nur sehr zurückhaltend», erklärt Hanspeter Hofer. Seit einigen Jahren setzt er vermehrt auf effektive Mikroorganismen. Die Behandlung mit den Präparaten soll die Gesundheit der Pflanzen stärken. «Die Wirkung dieser Spritzmittel ist wissenschaftlich nicht bewiesen», sagt der Gemüsegärtner. «Ich habe aber den Eindruck, dass sie wirklich etwas bringen. Man muss auch immer bereit sein, Neues auszuprobieren.»

Traditioneller Gemüsebetrieb 

Die Hofers im Ried bei Emmenmatt waren Bio-Bauern der ersten Generation. Bereits die Eltern des heute 60-Jährigen haben nach Knospe-Richtlinien gebauert. «Als dann mein Vater an MS erkrankte, haben sich meine Eltern entschlossen, die Kühe zu verkaufen und meine Mutter hat angefangen, Gemüse anzubauen», berichtet Hans-
peter Hofer. Er selber hat die Ausbildung zum Gemüsegärtner absolviert und hat den Betrieb gemeinsam mit seiner Frau Annemarie übernommen. Mit einer Fläche von fünf Hektaren ist das Heimwesen klein. «Dank des Gemüses haben wir unser Auskommen und beschäftigen auch noch einen Teilzeitangestellten sowie drei Verkäuferinnen für die Märkte», hält Hofer fest. Annemarie Hofer ist gelernte Floristin und so erstaunt es nicht, dass auch etliche Blumen auf den Feldern spriessen – auch zwischen den Streifen mit Gemüse. «Mischkulturen sind sicher förderlich für gesunde Pflanzen», gibt Hanspeter Hofer einen Tipp. Beispielsweise Salat neben Zwiebeln oder eben Sonnenblumen neben Fenchen. «Dann machen wir natürlich Aufzeichnungen, wo wir welches Gemüse angebaut haben. Die Fruchtfolge ist sehr entscheidend. Kabis etwa ist ein Starkzehrer.» Auf dem Hof hat es auch Flächen, auf denen aktuell Gras wächst, das jeweils ein befreundeter Bauer erntet. Nach einigen Jahren pflügt Hofer wieder schmale Streifen und der Gemüseanbau beginnt von vorne. 

Beikraut ist nicht Unkraut

Was nebst dem Gemüse auch stets spriesst, ist Unkraut. «Es ist nicht alles Unkraut, wir sprechen lieber von Beikraut», berichtigt Hanspeter Hofer. «Wenn es zwischen den Reihen einige Kräuter hat, kann das sogar ein Vorteil sein, weil es beispielsweise Schädlinge wie Blattläuse ablenkt.» Der Gemüsegärtner erklärt aber ohne Umschweife, dass Jäten die Arbeit sei, in die er am meisten Zeit investiere. Entsprechend oft ist er mit der Hacke in den Feldern anzutreffen, Maschinen hat er dafür keine. Auf Folien, welche den Boden abdecken und so das Wachstum des Unkrauts hindern würden, verzichtet er. «Die Folie verrottet laut dem Hersteller, aber ich traue der Sache nicht so recht.» Am meisten «Gjät» wachse unmittelbar nachdem das Gemüse geerntet worden sei. Dabei machen dem Gemüsegärtner nicht nur altbekannte Kräuter wie die Quecke zu schaffen, sondern auch neue Pflanzen wie das Franzosenkraut. «Das hatten wir vor wenigen Jahren noch nicht. Es wurde wohl durch Pflanzerde eingeschleppt», mutmasst Hanspeter Hofer. «Solche Sachen gehören einfach dazu. Das Positive überwiegt für uns aber klar. So sind heuer zum Beispiel die Auberginen toll gewachsen! Das freut nicht nur die Kunden, sondern auch uns.»

01.10.2020 :: Bruno Zürcher (zue)