In etwas mehr als 85 Stunden 315 Kilometer durch die Walliser Berge

In etwas mehr als 85 Stunden 315 Kilometer durch die Walliser Berge
Eine beachtliche Leistung: v.l. Claire Bannwarth (F); die Erste, Anita Lehmann (CH) und Emily Vaudan (CH). / Bild: zvg
Ultra Trail Running: Die Langnauerin Anita Lehmann hat es erneut geschafft: Als schnellste Frau triumphiert sie, zum dritten Mal in Folge, mit einer Zeit von gut 85 Stunden am Swiss Peaks.

Am Montag, 1. September, um Mitternacht erfolgte der Start zur dritten Ausgabe des Swiss Peaks. Dieses Jahr wurde der Lauf wegen Corona um gut 40 Kilometer gekürzt. Der Start war, statt in Oberwald, auf der Bettmeralp. Das Ziel war wie immer in Le Bouveret am Genfersee. Somit betrug die Strecke 315 Kilometer mit 22’900 Metern Aufstieg und 24’500 Metern Abstieg. 

Die 142 Läuferinnen und Läufer erwartete eine schöne Strecke südlich der Rhone, immer rauf und runter, über Pässe bis 2900 Meter Höhe und durch die Südtäler des Wallis. «Am Sonntag hatte es geschneit und wir trafen an einigen Orten auf Neuschnee», beschreibt die 40-jährige Langnauerin Anita Lehmann die Gegend. «Der Wetterbericht versprach eine schöne Woche. Dem war dann auch so und der klare Himmel mit dem Vollmond liess die Berge in der Nacht wunderbar erstrahlen! Dafür lag die Temperatur auf den Pässen in der Nacht unter dem Gefrierpunkt.»

24 Stunden braucht es zum Einlaufen

Jeder Läufer und jede Läuferin bekam eine Tasche, die gefüllt werden konnte mit Kleidern, Essen, Ersatzutensilien und was sie oder er sonst noch brauchte. Die Tasche wurde von den Organisatoren an fünf bestimmte Standorte transportiert. Dort wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch jeweils warmes Essen ausgegeben und es bestanden Schlafmöglichkeiten. Die ersten 24 Stunden seien wie immer etwas harzig gewesen, so die Langstreckenläuferin. «Solange brauche ich zum Einlaufen. In Grimentz, bei Kilometer 105, hatte ich zwei Stunden Rückstand auf die Führende, bei der Dix-Staumauer dreieinhalb Stunden, bei Cabane du Mille immer noch über zweieinhalb Stunden. Dort war Kilometer 180, also etwas mehr als die Hälfte des Rennens war vorüber. Aber ich wusste, meine Zeit kommt noch. Gegen Ende werde ich eher schneller», berichtet Anita Lehmann. 

Eine, oder zwei Stunden Schlaf

In Grimentz hat die  Langnauer Läuferin zwei Stunden geschlafen, ihre Konkurrenz nur gerade eine. Es gelte immer, den perfekten Mittelweg zu finden, um optimal funktionieren zu können, verrät Anita Lehmann. Dafür müsse man seinen eigenen Körper gut kennen. Sie habe diese zwei Stunden gebraucht. Ihre Formkurve bestätigte dies, denn der Rückstand auf die Führende schmolz schon am Tag darauf. «In Champex, bei Kilometer 200, schlief ich nochmals knapp zwei Stunden und nach dem Col de Fenestral, bei Kilometer 225, habe ich die Führende überholt», erinnert sich die Emmentaler Ausnahmeläuferin. 

Wie auf Wolken

Da die Landschaft so schön gewesen sei und das Wetter super mit einer weiteren Mondnacht, sei sie den Rest mit nur einer weiteren Stunde Schlaf wie auf Wolken gelaufen, zieht Anita Lehman Bilanz: «Und so durfte ich nach 2018 und 2019 wieder als Siegerin einlaufen. Mit einer Zeit von 85 Stunden und elf Minuten waren nur neun Männer schneller als ich.» Von den 85 Stunden habe sie fünf geschlafen. Die zweitplatzierte, Claire Bannwarth (Frankreich) brauchte gut eine Stunde und fünf Minuten länger bis ins Ziel und die drittplatzierte, Emily Vaudan (Schweiz) verlor auf Anita Lehmann knapp vier Stunden.

17.09.2020 :: egs, Olivia Portmann (opk)