Soll die Gemeinde das Forum übernehmen?

Soll die Gemeinde das Forum übernehmen?
Wenn die Gemeinde das Sportzentrum übernimmt, ist mit einer Steuererhöhung von einem Zehntel zu rechnen. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Sumiswald: Nicht zum ersten Mal steckt das Forum Sumiswald in finanziellen Nöten. Nun steht die Sanierung des Hallenbads an. Soll die Gemeinde das Sportzentrum übernehmen?

Unter dem Titel «Zukunftsperspektiven Forum Sumiswald AG?» lud der Gemeinderat letzte Woche zu einer Informationsveranstaltung ein. Seit das Forum Sumiswald 1998 als Sport- und Kurszentrum eröffnet wurde, durchlebte es wechselvolle Zeiten. 2002 musste die Trägerschaft, die als Verein organisiert war, Nachlassstundung beantragen. Die Banken verzichteten auf mehrere Millionen Franken. 2004 wurde dann die Forum Sumiswald AG gegründet. Mehrheitsaktionärin ist mit 36 Prozent Anteilen die Gemeinde. Nun steht eine umfassende Sanierung des 1973 erbauten Hallenbads an, welches eigentlich der Grundstein des Zentrums darstellt. Dieser Investitionsbedarf löste eine Grundsatzdiskussion aus, in welcher Form der Betrieb weitergeführt werden soll. Gemeindepräsident Fritz Kohler nimmt Stellung.


Herr Kohler, 2002 stand die Existenz des Forums Sumiswald in Frage. Ist die Situation heute auch so ernst?

Wie uns der Verwaltungsrat versichert hat, sei die Auslastung in den nächsten Monaten gut, es drohe unmittelbar kein Konkurs. Jedoch ist die Lage wegen der Corona-Pandemie unsicher. Es ist möglich und auch schon geschehen, dass kurzfristig grosse Gruppen absagen, und das würde natürlich grosse Löcher in die Kasse reissen. Zuwarten kann man also nicht mehr. 


Verfügt die AG denn nicht über Reserven?

Nein, sie schreibt Defizite. In den letzten zwei Jahren waren es jeweils rund 200’000 Franken. Diese werden unter «kurzfristige Schulden» verbucht. Sie betragen mittlerweile fast 600’000 Franken. Die langfristigen Schulden liegen bei zirka 1,3 Millionen Franken.


Kann das Forum überhaupt kosten-deckend geführt werden?

Für das Schwimmbad wird sicher immer ein Beitrag der öffentlichen Hand nötig sein, das ist auch in anderen Gemeinden der Fall. Der übrige Betrieb sollte aber nicht nur die laufenden Kosten decken, es müsste auch für Rückstellungen reichen.  


Nun muss das Hallenbad saniert werden. Der AG fehlen eigene Mittel und, bei dieser Ausgangslage, wohl auch die Kreditwürdigkeit bei Banken. Welche Szenarien stehen im Vordergrund?

Der Verwaltungsrat der Forum Sumiswald AG gelangte mit dem Vorschlag an uns, dass die Gemeinde die Liegenschaften des Forums kauft; das Land ist schon in Gemeindebesitz. Der Betrieb soll durch eine separate Gesellschaft geführt werden. Eine weitere Möglichkeit wäre, einen Investor zu suchen, der das Forum Sumiswald übernimmt. 


Was nicht einfach sein dürfte.

Die Investoren stehen nicht Schlange, bei den derzeitigen wirtschaftlichen Aussichten sowieso nicht. Würde ein Investor gefunden, könnte er das Forum so nutzen, wie er es will. Damit das Hallenbad weiterhin für die Schulen und die Bevölkerung zur Verfügung stehen würde, müsste die Gemeinde eine Leistungsvereinbarung abschliessen und entsprechend Beiträge ans Hallenbad bezahlen. 


Schon heute beteiligt sich die Gemeinde pro Jahr mit 150’000 Franken am Betrieb. Was wären die finanziellen Folgen einer Übernahme? 

Die Liegenschaften würden 2,5 Millionen Franken kosten. Dazu käme die Sanierung des Hallenbades mit, je nach Variante, sechs bis acht Millionen, abzüglich Beiträge Dritter. Das Ganze würde auf eine Steuererhöhung von einem Zehntel hinauslaufen. Zu bedenken ist zudem, dass in den nächsten Jahren weitere Investitionen für den Werterhalt anstehen, welche die Gemeinde finanzieren müsste.


Werden die Bürgerinnen und Bürger eine solche Strategie mittragen?

Das werden wir sehen. Am Informa-tionsabend waren die Reaktionen mehrheitlich positiv. Aber gekommen sind natürlich vor allem Leute, die das Forum selber nutzen. Der Gemeinderat überlegt sich, den Puls der Bevölkerung im Rahmen einer Konsultativabstimmung zu fühlen. Diese könnte an der Dezember-Gemeindeversammlung oder vorher an einer ausserordentlichen GV durchgeführt werden. Anschliessend wüssten wir, in welche Richtung wir weitergehen sollen. Würde es auf eine Übernahme durch die Gemeinde hinauslaufen, käme es im ersten Quartal 2021 zur Urnenabstimmung. 

17.09.2020 :: Silvia Wullschläger (sws)