«Wir möchten Jugendlichen helfen, ins Berufsleben zu finden»

«Wir möchten Jugendlichen helfen, ins Berufsleben zu finden»
Trotz vieler neuer Ideen bleibt die Hundeschule für Tomi Schneider das Hauptstandbein der HSR-Arena. / Bild: Veruschka Jonutis (vjo)
Ramsei: Mit einem nachträglichen Baugesuch sollen alle vorgängigen Eingaben der ­HSR-Arena bereinigt werden. Nebst Umbauarbeiten plant der Betreiber weitere Projekte.

Ein Saloon, eine Bank und ein Gefängnis darf in einem Westerndorf nicht fehlen; so auch in der HSR-Arena (Hundeschule Ramsei). «Das Dorf ist in den vergangenen Jahren Stück für Stück gewachsen und nun soll auch der Ausbau der bereits bewilligten 800 Quadratmeter grossen Eventhalle abgeschlossen werden», sagt Tomi Schneider, Inhaber der HSR-
Arena. Das im Anzeiger publizierte Baugesuch bereinige sämtliche bestehenden sowie neu geplanten Projekte. Laut der Baupublikation umfasst dies das Erstellen einer Mehrzweckhalle mit Westerndorf, über den Gastgewerbebetrieb mit Alkoholausschank und Beherbergungsangebot bis zum Platz zur Lagerung von Fahrnisbauten während der Nichtbetriebszeit. Die Baupublikation umfasst auch das
Betreiben der Hundeschule inklusive der Infrastruktur. «Das Vorgehen war kompliziert und zeitintensiv, aber
nun möchten wir nach vorne schauen
und uns auf die neuen Ideen konzen-trieren.» 

Die Einsprachefrist läuft noch bis zum 21. September; laut Auskunft des Regierungsstatthalteramt Emmental sind bis jetzt keine eingegangen. 

Seit 24 Jahren führt Tomi Schneider seine Hundeschule. «Dieser Bereich wird weiterhin unsere Kernkompetenz bleiben. Da wir aber mit unserem Betrieb in einer Industriezone liegen, haben wir eine hohe Miete zu zahlen und müssen uns querfinanzieren», gibt der gelernte Landwirt zu bedenken. Zwar fänden im Westerndorf regelmässig Events mit bis zu 500 Personen statt, aber diese seien seit dem Lockdown nicht mehr in dem üblichen Rahmen möglich. 

Auf die Beine helfen

«Grundsätzlich stellt sich für einen Event-Betrieb, wie den unseren, die Frage, wie wird sich die Lage entwickeln? Wie wird das Ausgeh-Verhalten der Menschen nach der Aufhebung der Sicherheitsvorkehrungen sein?», fragt Tomi Schneider. Werden die Firmen es sich noch leisten können, die HSR-Arena für einen Anlass zu buchen? «Wir mussten uns etwas einfallen lassen und haben uns entschieden, unsere sozialen Projekte weiter auszubauen.» 

Seit fünf Jahren führt Tomi Schneider ohne Unterstützung von einem Amt einen Mittagstisch, der Menschen mit einem schwachen sozialen Hintergrund eine Tagesstruktur bietet. Das Sozialdienst Ostermundigen weisst ihm immer wieder Personen zu. Verhandlungen mit anderen Sozialdiensten sind im Gange. «Dieses Jahr hat bei uns ein Jugendlicher eine Vorlehre zum Unterhaltspraktiker EBA angefangen.» Der Jugendliche werde in ein bestehendes Team eingegliedert und lernt, Verantwortung zu übernehmen.

Ehrenamtliches Engagement

Geplant ist, dass künftig vermehrt Jugendliche in der HSR-Arena eine Ausbildung zum Unterhaltspraktiker EBA oder zum Koch EBA absolvieren können. Dafür stünde er in Abklärungen mit den Gemeinden und dem Kanton, führt Tomi Schneider aus. «Wir sind überzeugt, dass das Westerndorf mit all seinen Einsatzgebieten die nötigen Voraussetzungen dafür bietet», hält Tomi Schneider fest. «Alle heutigen sozialen Projekte führen wir ehrenamtlich aus, weil uns die ausgegrenzten Menschen am Herzen liegen. Aber wir müssen uns für die Zukunft finanziell neu ausrichten und streben nun ein professionelles Angebot an, welches dann für uns zusätzliche Einnahmen generieren soll.»

Ein Saloon im Westerndorf für die «Dead Riders»

Seit April 2020 hat der Motorradclub Dead Riders Sumiswald im Westerndorf der HSR-Arena sein neues Clublokal. Zuvor trafen sich die Mitglieder jeweils im einstigen Restaurant Engelberg, Sumiswald, bis dieses 2014 verkauft wurde. Bei der Frima Emil Leibundgut AG, Grünen, fand der Club eine neue Bleibe. «Nun wird in diesem Gebäude umgebaut; es entstehen Wohnungen. Wir machten uns also erneut auf die Suche nach geeigneten Räumen», sagt Urs Eggimann, Präsident der Dead Riders. Der Leiter der HSR-Arena, Tomi Schneider, habe davon erfahren und dem Club einen Saloon im Westerndorf zur -Miete angeboten. «Die Räume sind heimelig, wir fühlen uns wohl. Der Standort ist für uns ideal, da er etwas abgelegen ist und es so nicht zu einer Lärmbelästigung der Nachbarschaft kommt.»  Jeden Mittwoch treffen sich die Mitglieder zum Höck. Zudem ist der Saloon jeweils am zweiten und vierten Freitag im Monat für Gäste geöffnet.  

Letzte Biker-Party 2022

Alle zwei Jahre organsiert der Motorradclub eine Biker-Party, welche vier Tage dauert. «Aus bekannten Gründen konnte das Fest diesen Sommer nicht stattfinden und wurde nun auf Juli 2022 verschoben», bedauert Urs Eggimann. Die kommende Biker-Party werde zugleich auch die letzte sein. Die Auflagen seitens des Kantons seien gestiegen. «Zum Beispiel müssen wir an unserem Event Mehrweggeschirr verwenden, was für uns finanziell nicht mehr tragbar ist», zeigt der Präsident auf. Damit die Biker Party zustande kommen könne, arbeiteten die Mitglieder gratis und opferten jeweils zwei Wochen Ferien.

17.09.2020 :: Veruschka Jonutis (vjo)