Der Schuh fiel durchs Sommerloch

«Dunkel war’s, der Mond schien helle, schneebedeckt die grüne Flur, als ein Wagen blitzeschnelle, langsam um die Ecke fuhr.» Das ist die erste Strophe eines Gedichtes, verfasst von einem Unbekannten. Mein Grossvater brachte mir den Text in Kindertagen bei. Da fand ich diesen richtig lustig. Später veränderte sich das, denn ich musste diesen Text im Deutschunterricht analysieren. Das hat Spuren hinterlassen. Ich stolpere stets über zusammengesetzte Wörter, die sich gegensätzlich verhalten. Wie etwa der Gefrierbrand. Was brennt da bei Minusgraden? Der Handschuh – ist er mit oder ohne Sohle? Das Sommerloch… Den Sommer verbinde ich mit Wärme und Sonnenschein, das Loch mit Dunkelheit und Kälte. Der Begriff Sommerloch soll für die politisch, sportlich, nachrichtenarme Zeit im Sommer stehen. Wieso?
Andere nennen diese Zeit schliesslich Sauregurkenzeit. Wobei dieser Begriff nicht sinnvoller ist. Was haben die sauren Gurken mit Urlaub, Zeitung oder dem Sommer zu tun? Der Begriff kommt aus dem 18. Jahrhundert und steht für eine Zeit, in der es nur wenig Lebensmittel gab. Das ist im Sommer nicht so. Da werden höchstens saure Gurken eingekocht. Allerdings ist das Sommerloch bekannt für seine kuriosen Geschichten und für Sommerlochtiere. Genau, Nessie ist wohl das bekannteste Sommerlochtier in den Medien. Ach ja, Nessie aus dem schottischen See Loch Ness. Das Ungeheuer wurde tatsächlich meist im Sommer gesichtet. Da ist dann der Bezug zu den Medien. In den Sommermonaten taucht so manch Ungeheuerliches auf. Ach herrje, ich glaube, hier schweife ich zu weit ab, sollte meine Analyse beenden. Besser fahre ich wohl mal nach Sommerloch, im Kreis von Bad Kreuznach in Deutschland. Wie sieht ein Ort mit diesem Namen aus? Ich habe keine Ahnung. Wenn ich mir es richtig überlege, spielt das gar keine Rolle, denn ich bin und bleibe ein Wasserfan. Da schwimme ich viel lieber im schottischen Loch. Dabei gefällt mir der Gedanke ans Verreisen momentan überhaupt nicht. Da bleibt mir unter dem Strich nur eines übrig. Ich verbringe meine freie Zeit hier und tauche in die Bergwelt ein. Wenn ich aber dort eintauche, schlage ich mir dann den Kopf an? Eher werde ich in der Höhe baden – Sonnenbaden, oder? Der Deutschunterricht hat mich anscheinend nachhaltig verwirrt. Besser ist es, ich steige in meine Kutsche und düse dem goldenen Herbst entgegen. Dort fand ein Prinz den verloren Schuh von Aschenputtel und es gab ein Happy End. Mir und meinem Deutschlehrer ist das leider verwehrt geblieben.

03.09.2020 :: Martina Jud