Fein verästelt und kugelrund: ein Kunstwerk von Roland Schenk. / Bild: Hansjörg Mader (hme)
Eggiwil: Am Wochenende fand auf dem Landwirtschaftsbetrieb der Familie Schenk, Knubel, die erste Kunsthandwerk-Ausstellung statt. 17 Künstlerinnen und Künstler zeigten ihre Arbeiten. Die
Atmosphäre, welche die Räumlichkeiten bieten, wurde eindrücklich ausgenutzt.
Eigentlich wollten Roland Schenk und seine Ehefrau Irene zum 10-Jahr-Jubiläum von «Roland Schenks Holzkreationen» auf dem eigenen Hof einen Tag der offenen Tür organisieren. Als Schenk dann die Künstlerinnen und Künstler, welche im November letzten Jahres an der Ausstellung «Kunsthandwerk im Emmental» in Signau dabei waren, darüber informierte, erwachte deren Interesse sofort. Fast alle wünschten, auch mitmachen zu dürfen. «So kam es, dass ich mich dazu entschloss, auf unserem Landwirtschaftsbetrieb Platz für weitere Interessierte bereitzustellen», berichtet Roland Schenk.
Nostalgische Umgebung
In den letzten Monaten machten sich Roland und Irene sowie die Eltern Elisabeth und Hans Schenk daran, in Tenne, Stall, Heubühne und Schuppen Platz zu schaffen. «Für mich war von Beginn weg klar: Wenn wir auf unserem Betrieb so etwas organisieren, sollen die Charaktere der verschiedenen Räumlichkeiten zur Geltung kommen», hält der 47-Jährige fest. Durch viele liebliche Details ist es den Künstlerinnen und Künstlern wirkungsvoll gelungen, die breite Palette an Kunstgegenständen in den nostalgischen Räumlichkeiten zu präsentieren. Dazu gehörte etwa ein landwirtschaftlicher Transporter voller Äste. Was hat es damit auf sich? «Mein Vater stellt jährlich um 800 ‹Wedelen› her, die dann im Holzofen der Bäckerei Stein genau die Wärme erzeugen, welche für die Herstellung der legendären Kemmeriboden-Merängge erforderlich ist», erklärt Roland Schenk und fügt an: «‹Wedele› machen, ist schliesslilch auch eine Kunst!» Da die Zielsetzung für die Teilnahme an der Ausstellung vorsieht, dass nur Selbsthergestelltes verkauft werden darf, folgten auch die Landfrauen Siehen Eggiwil dieser Vorgabe. An ihrem Marktstand und im Landbeizli wurden die Gäste mit selbstgemachten Köstlichkeiten verwöhnt.
Freude am Handwerk im Vordergrund
Im Gespräch mit den Ausstellenden spürte man bei allen das Herzblut, mit welchem sie ihre Gegenstände herstellen. Nachstehend gewähren wir einen Einblick in die Arbeiten einiger Künstlerinnen und Künstler:
Seit einem Papierschöpfkurs vor vielen Jahren ist Annemarie Rüegsegger aus Lauperswil fasziniert von Papier und hat mittlerweile ihren eigenen Stil gefunden. Gewonnen wird die Masse aus Recyclingmaterial wie farbigen Eierkartons und Papierresten, die verdünnt in eine Form gegossen wird. Durch das Trocknen bekommen die Papierteile Struktur und Volumen, was bei den Vasen, Lichtern und verschiedenen anderen Kleingegenständen wirkungsvoll zur Geltung kommt.
Mit feinsten Meisseln hantiert Katrin Kobel aus Trubschachen, wenn sie die zierlichen Motive in Leder schnitzt. Sie absolvierte in Brienz die Ausbildung zur Holzbildhauerin und hat mit der Zeit nebst der Holzschnitzerei auch die Leidenschaft für das Lederschnitzen entdeckt. «Dabei bereitet mir das Spiel mit den Schattierungen sehr viel Spass», sagt sie.
Mit gröberem Werkzeug geht Heinz Hofer ans Werk. An der Ausstellung konnte mitverfolgt werden, wie er ein Holzstück mit der Motorsäge bearbeitet. Eindrücklich, wie nach kurzer Zeit schon die Form des Steinbocks zu erkennen ist. «Ich arbeite mit Massivholz und stelle vorwiegend Tierskulpturen her», erzählt der Langnauer, der auch die stattliche Giraffe, welche den Weg zum Knubel zeigt, geschaffen hat.
Die in Zollbrück aufgewachsene Nadia Rüfenacht, die heute in Krauchthal wohnt, hat die Ausbildung zur Keramikmalerin abgeschlossen. Je nach Kundenwunsch dekoriert sie die luftgetrockneten Rohlinge, die sie von einer Kollegin bezieht, mit Hörnlimalerei. Dabei werden diese mit Engobe oder Glasur zu einzigartigen Unikaten verarbeitet.
Nächstes Jahr sind es 30 Jahre, dass das Leben von Esther Gerber aus Rohrbach vom Schneiden mit der kleinen Schere geprägt wird. Was mit einfachen Sujets begann, hat sich mit der Zeit zum filigranen Schnitt, dem Markenzeichen ihrer Werke, entwickelt. Zu kaufen gab es nebst den Originalschnitten auch solche, die auf Turnschuhe, Taschen, Gläser und vielem Mehr gedruckt sind.
Im Gespräch mit Roland Schenk war zu spüren, dass dies sicherlich nicht die letzte Ausstellung war und einer Wiederholung eigentlich nichts im Wege steht.