Die Ballsporthalle lediglich sanieren oder den grossen Wurf wagen?

Die Ballsporthalle lediglich sanieren  oder den grossen Wurf wagen?
So würde sich die aufgestockte Ballsporthalle präsentieren. Im Obergeschoss entstünde eine Trainingshalle. / Bild: Sariba Architektur AG
Zollbrück: Schon länger wünschen die Unihockeyklubs mehr Platz in der Ballsporthalle Oberemmental. Jetzt liegt das Vorprojekt für den Ausbau vor. Der Ball liegt nun bei den Vereinen.

In der Ballsporthalle Oberemmental (BOE) in Zollbrück herrscht insbesondere während der Unihockey-Saison ein reges Kommen und Gehen. Drei Klubs bestreiten dort ihre Heimspiele und einen Teil der Trainings: die Frauen von Skorpion Emmental (Nationalliga A), die Herren von Eggiwil (Nationalliga B) und Schüpbach (1. Liga) sowie verschiedene Nachwuchsteams. Als 2007 die Obsthalle der Firma Mäder in eine Ballsporthalle umgebaut wurde, reichte der Platz aus. Seitdem haben sich die Klubs entwickelt: Sie feierten auf allen Stufen zahlreiche sportliche Erfolge und sind gewachsen. Damit ist der Platzbedarf insbesondere für zusätzliche Trainingseinheiten abends bei allen Klubs gestiegen. Teilweise trainieren sie in auswärtigen Hallen, was höhere Kosten verursacht. Nach einer 2012 in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie wurden mehrere Bauprojekte geprüft, realisiert wurde aber keines. 

Ausbauen oder sanieren 

Gescheitert seien die Projekte meist daran, dass das Land an den möglichen Standorten nicht den Vereinen gehört habe, erklärt Jakob Limacher, Verwaltungsratspräsident der Genossenschaft BOE, welche die Halle in Zollbrück betreibt. Genossenschafter sind die drei Unihockeyvereine. «Warum nicht dort bauen, wo man bereits Besitzer ist», sagte sich Limacher, der 2017 das Präsidium übernahm. Um überhaupt die gesetzlichen Voraussetzungen zu schaffen, mussten der Zonenplan und das Baureglement der Gemeinde Rüderswil angepasst werden. Im Mai 2019 wurde beides an der Urne genehmigt. Im Anschluss daran gab der Verwaltungsrat einem Planungsbüro den Auftrag, ein Vorprojekt zu erarbeiten. Dieses liege nun mit einer detaillierten Kostenschätzung vor und sei den Vereinen präsentiert worden, erklärt Limacher. «Wir schlagen zwei Varianten vor: den Ausbau für 5,2 Millionen oder die Sanierung für 2,25 Millionen Franken.»

Neue Trainingsflächen im OG

Bei der Variante Ausbau ist vorgesehen, die Halle um ein Geschoss zu erhöhen. «Vereinfacht gesagt wird die Halle bis auf das Spielfeld abgetragen, das Erdgeschoss neu gebaut und die bestehende Dachkonstruktion wieder aufgesetzt», schildert der Verwaltungsratspräsident das Vorgehen. Somit würde die Halle 18 Meter hoch, zirka sechs Meter höher als heute. Im Obergeschoss sollen zusätzliche Trainingsflächen entstehen. Dieser Platz reicht aus für ein Grossfeld oder drei Kleinfelder. «Denkbar wäre auch, zwei Kleinfelder zu erstellen und eine Fläche zu vermieten, beispielsweise für Squash», führt Limacher aus. Zusätzliche Geräteräume sind in einem seitlichen Anbau, auf der bestehenden Rampe, geplant. Das Spielfeld bleibt im Erdgeschoss. Statt nur wie bisher auf einer Seite sind auf beiden Längsseiten Tribünen vorgesehen. Damit könnte die Zuschauerkapazität um rund 350 Plätze auf 640 erhöht werden. Unverändert bleiben Standort und Grösse des Bistros, über dem Eingangsbereich entsteht eine Lounge.

Den Keller vermieten

Der Haupteingang befindet sich neu an der Stirnseite des Gebäudes. Der Anbau links davon bietet Platz für ein Treppenhaus und einen Lift, welche alle Stockwerke erschliessen. Die Garderoben bleiben im vorderen Teil des Untergeschosses, das künftig besser genutzt werden soll. «Zwei Drittel des Kellers stehen heute leer», erklärt Jakob Limacher. «Wir wollen diesen Teil mit einem separaten Eingang von aussen zugänglich machen und an Dritte vermieten.» Diese Option besteht auch bei der zweiten Variante, der Sanierung der Ballsporthalle. Diese beinhaltet hauptsächlich die wärme- und lärmtechnische Verbesserung der Aussenhülle, die Parkplatzsanierung und -markierung sowie die Erneuerung oder den Ersatz der Ölheizung. Diese Arbeiten bezeichnet Limacher als absolut zwingend. Wünschenswert sei zudem, die bestehende Zuschauertribüne zu verlängern. «Bei einer Sanierung gäbe es aber keine zusätzlichen Trainingsmöglichkeiten.» 

Die Finanzierung klären

Mit dem vorliegenden Vorprojekt verfügten die Vereine nun über die Grundlagen, um zu den beiden Varianten Stellung zu nehmen, sagt der Verwaltungsratspräsident (siehe Artikel rechts). Dabei spielt auch die Finanzkraft eine Rolle, denn in beiden Fällen tragen die Klubs einen Teil der Kosten. Wie viel das genau sein wird, kann Limacher noch nicht beziffern. «Zuerst werden wir abklären, wo wir Gelder beantragen können, so etwa beim Sportfonds. Weitere Möglichkeiten sind IHG-Darlehen, Spenden und Bürgschaften von Gemeinden sowie Sponsoringbeiträge.» Denkbar sei weiter, zusätzliche Vereine, auch ausserhalb des Unihockeysports, für eine Beteiligung zu gewinnen. «Investieren müssen wir so oder so, entweder in den Werterhalt oder wir wagen den grossen Wurf.» 

Sobald die Entscheide der Vereine vorliegen, werde die Finanzierung aufgegleist und, vor allem bei einer Erweiterung, die Rechtsform der Genossenschaft geprüft, so Limacher. Das alles werde sicher ein Jahr in Anspruch nehmen. Am Schluss befinde jeder Verein sowie die Genossenschaft BOE definitiv über das Vorhaben. Bis die Baumaschinen auffahren, wird also noch manches Tor in der heutigen Halle bejubelt werden.

13.08.2020 :: Silvia Wullschläger (sws)