Ferien in der Schweiz

Es ist so eine Sache mit den Ferien in der Schweiz: Nun sind wir also in der Schweiz, in den Ferien, in einem Reka-Feriendorf. Wären wir ins Ausland gereist, hätten wir uns bestimmt eingehend vorbereitet. Wir hätten Euro getauscht, die wichtigsten Sätze in der Landessprache aufgefrischt und vor allem hätten wir uns einen Reiseführer gekauft. Egal, ob für Badeferien am Meer oder für eine Städtereise, wir wären in eine Buchhandlung gegangen und hätten uns einen Marco Polo oder etwas in dieser Art gekauft. Nun haben wir aber keinen. Denn, in welcher Buchhandlung gibt es schon einen Reiseführer für Disentis? Man kann sich ja übers Internet informieren, über Webseiten und Apps. Aber es ist halt so eine Sache mit diesen Online-Informationen. Man muss sich ja nicht so gross vorbereiten, das Internet ist ja schnell und die Vorbereitung ist dann auch schnell gemacht. Das dachte ich zumindest. Unübersichtlich sind sie, diese Webseiten, diese Apps und Angebote. Man sucht die Informationen überall zusammen, man sieht keinen roten Faden und man verliert sich in der Weite des World Wide Webs. Hätten wir bloss einen gesucht und gekauft, so einen handfesten physischen Reiseführer für Disentis. Der Aufwand und die Investition hätten sich vermutlich gelohnt.

Nun stehen wir also da, oben auf einem Berg. Wanderstrecken und Wegweiser so weit das Auge reicht. Wir stehen da und suchen in unseren Handys. Wo ist er nun, der kinderwagentaugliche Wanderweg? Eben hatten wir doch noch eine Webseite, mit einer blumigen Beschreibung. Aber welcher Wegweiser passt nun zu dieser Route? Kinderwagentauglich, nicht allzu weit und nicht allzu anstrengend versprach er zu sein. An vielen schattigen Bänken wollte er vorbeiführen. Natürlich finden wir ihn im Internet nicht mehr in nützlicher Frist. Und dann melden sie sich auch schon, die unternehmenslustigen Kinder, welche es nicht mehr erwarten können, bis es endlich losgeht. 

Kaum losgewandert, kommt auch schon die obligate Flut von Fragen unseres Dreijährigen. Wann sind wir dort? Wo gehen wir hin? Wann machen wir eine Pause? Fragen, auf die ich auch keine Antwort habe. Und dann, am Ende einer Weide mit jungen Ziegen, kaum 500 Meter weg von der Seilbahnstation, kommt er auch schon, der erste Rastplatz, mit Grillstelle, mit schattigen Bänken, mit einem Bach, einem Sandkasten und einigen Spielgeräten. Optimal.
Gemacht wie für uns. Und für alle anderen Touristenfamilien, ohne Vorbereitung, ohne Reiseführer und mit ganz kurzen Beinen.

06.08.2020 :: Tabea Bossard-Jenni