Theater geübt trotz Fernunterricht

Theater geübt trotz Fernunterricht
Das Publikum wurde in die Zeit um 1780 entführt. / Bild: zvg
Langnau: Die Oberstufe der Rudolf Steiner Schule führte «Die Räuber» von Schiller auf. Geübt wurde unter erschwerten Bedingungen, davon war an der Aufführung aber nichts zu spüren.

Die 7. bis 9. Klasse der Rudolf Steiner Schule Langnau hat sich intensiv mit dem Werk «Die Räuber» von Friedrich Schiller auseinandergesetzt. Wegen des Lockdowns wurden die Probearbeiten stark erschwert, doch Oberstufenlehrer Yves Bönzli liess sich etwas einfallen. Während der Zeit des Fernunterrichts erhielten die Schülerinnen und Schüler Aufträge wie «Zähneputzen in deiner Theaterrolle» oder «Text wiederholen beim Morgenspaziergang». Nach einer anschliessenden intensiven zweiwöchigen Probezeit war es dann soweit: Das Stück kam auf die Bühne. Im Gewölbekeller des Mauerhoferhauses in Trubschachen wurde das Publikum in die Welt um 1780 entführt. 

Graf von Moor hat zwei ungleiche Söhne: Karl und Franz. Franz, von Natur aus hässlich, wurde stets vernachlässigt. Als Zweitgeborener hat er kein Anrecht auf das Erbe. Karl war immer Vaters Lieblingssohn, führte dann aber als Student ein leichtsinniges Leben, bevor er Besserung gelobte und seinem Vater einen Brief schrieb und um Versöhnung bat. Der eifersüchtige Franz ersetzt den Brief des Bruders und stellt Karl als Mörder und Banditen hin. Darüber ist der Vater so entsetzt, dass er sich von Franz überreden lässt, Karl zu verbannen und zu enterben. Dieser schliesst sich einer Räuberbande an.

Überzeugend gespielt

Das Publikum war von der schauspielerischen Leistung der Jugendlichen beeindruckt. Die Zerrissenheit Karls war deutlich zu spüren: Die Liebe zu seinem Vater und seiner Geliebten Amalia auf der einen Seite und die Treue zu seiner Räuberbande auf der anderen. Auch die Verzweiflung des Vaters liess einen leer schlucken. Und die Rolle von Franz wurde so überzeugend gespielt, dass man eine veritable Abneigung gegen diesen intriganten Kerl entwickelte. Die Räuberbande, herrlich verwegen und roh, lockerte das Schwere und Trübe immer wieder auf. Auch die musikalisch gestalteten Übergänge waren stimmungsvoll. Gelungen war auch die Inszenierung mit den inneren Stimmen der Protagonisten, verkörpert durch jeweils zwei Personen, welche die Gedanken und Gefühle der Figuren fürs Publikum sicht- und hörbar machten.

30.07.2020 :: egs