Campingplätze in der Region erleben diesen Sommer einen Boom

Campingplätze in der Region erleben diesen Sommer einen Boom
Die Familie Bättig geniesst die Ferien auf dem Campingplatz Thorbach in Flühli. / Bild: Walter Marti (mwl)
Emmental/Entlebuch: Die Campingplätze sind Coronabedingt sehr gut ausgelastet. Viele Reisende aus der Schweiz sind das erste Mal in der Region.

Dieter und Nicole Voss aus Adligenswil gehen ihre Campingferien gemütlich an. «Wir lassen uns treiben und schauen von Tag zu Tag», sagen sie. Dank der Internetplattform Nomady haben sie für ihren Jeep mit Dachzelt kurzfristig einen Stellplatz bei einem Bauernhof mit schönem Ausblick übers Emmental gefunden. Nun wurden sie auch noch auf dem Zeltplatz Mettlen in der Gohl fündig. Den Tag verbrachten sie mit einer ausgedehnten Wanderung auf dem Höhenzug um die Spitzenegg. «Die Hänge sind nicht steil, die angetroffenen Leute gesprächsbereit und nett und auf den Wanderwegen herrscht kein Gedränge. Wir schätzen diese hügelige, liebliche Landschaft und werden wiederkommen», sagen die beiden Weitgereisten, die sonst ihre Ferien oft in Kanada verbringen.

Hingehen, wo es noch Platz hat

«Auf dem Zeltplatz in Estavayer hatte es viele Leute und das Angebot an Freizeitaktivitäten hielt sich in engen Grenzen», sagt Manuel Bättig aus Guntershausen (TG). Er, seine Frau Cornelia und die drei Teenager seien daher froh, auf dem Campingplatz Thorbach in Flühli noch einen Stellplatz für zwei Nächte für Auto und Wohnwagen gefunden zu haben. Die Tochter Salome wird heute das Geburtstagsessen für den Vater zubereiten. «Für das Dessert haben wir uns im Kambly-Laden bereits auf der Anfahrt eingedeckt», sagt Salome Bättig und lacht. Morgen wolle die Familie dann mit dem Velo via Salwideli den Oberlauf der Emme entdecken und vor der Rückkehr die berühmten Meringues geniessen, meint der 13-jährige Silas und sein Bruder Benedikt stimmt ihm nickend zu.

Flühli, statt Comersee

Auf einem schattigen Rasenplatz sind Kleinbusse, Velos, Spielsachen und allerlei Campingutensilien um einen langen Holztisch herum verteilt. Wegen Corona sind die vier befreundeten Familien aus dem Grossraum Zürich dieses Jahr nicht, wie sonst üblich, an den Comersee gefahren. Im Internet hätten sie vor vier Wochen den Zeltplatz Thorbach in Flühli gefunden, eine Region, die sie bis jetzt nicht kannten, erzählt eine Mutter. Die vier Ehepaare mit fünf kleineren Kindern schätzen diesen ruhigen Ort mit Kinderspielplatz. «Die drei Tage verbringen wir mit kleinen Wanderungen, Velofahrten und Spielen. Die Väter und Kinder bauen zurzeit gerade eine Staumauer im angrenzenden Fluss», erklärt die begeisterte Camperin.

Mehr Platz geschaffen

Auf dem Campingplatz Thorbach gebe es neben ungefähr 120 Dauermietern Platz für etwa zehn Wohnwagen oder Camper und 15 Zelteinheiten, sagt Edith Distel, Platzwartin. Sie ergänzt: «Die Nachfrage ist überaus gross, vor allem aus der Schweiz. Deshalb haben wir auf dem Parkplatz noch Stellplätze geschaffen. PW’s können etwas ausserhalb parkiert werden.» Für Zelte wurde auf einer angrenzenden Wiese ein «Überlauf» geschaffen, um die Nachfrage zu befriedigen. Viele Buchungen melden auch die Zeltplatzbetreiber Bumbach und Marbach. Der Campingplatz Rischli in Sörenberg hat etliche Buchungen von bisherigen Wintergästen zu verzeichnen. Diese würden Vorrang geniessen, heisst es dort. 

Viel Potenzial vorhanden

Theodor Bracher, Leiter des Zeltplatzes Mettlen, Gohl, ist zurzeit auch oft ausgebucht. Neben 55 Dauermietern kann er etwa 25 Plätze für Camper, Wohnwagen oder Zelte anbieten. «Dieses Jahr erleben wir einen wahren Boom. Vor den Sommerferien kamen viele Rentnerinnen und Rentner mit ihren Elektrovelos oder zu Fuss und nun auch vermehrt Familien, die meisten aus der Schweiz», sagt Bracher. Viele von ihnen seien bisher nach Spanien oder Italien gereist. Er glaubt, dass einige wiederkommen werden, wegen der schönen Landschaft, den freundlichen Leuten, aber auch wegen den im Internet aufgeschalteten Angebote wie zum Beispiel der Herzroute. Theodor Bracher ist überzeugt, dass das Emmental sehr viel Potenzial für Gäste hat, die sich in der Natur und abseits des Massentourismus bewegen wollen. Es gehe nun darum, weitere Angebote zu entwickeln, folgert der Campingplatzleiter.

Neuer Wohnmobil-Stellplatz in Sörenberg

Auf das wachsende Bedürfnis nach attraktiven Wohnmobil-Stellplätzen in der Schweizer Bergwelt reagieren die Bergbahnen Sörenberg AG mit einem Pilotprojekt. So haben Campierende seit dem letzten Samstag die Möglichkeit, auf dem Parkplatz «Sörenberg Platz» zu übernachten. Ein Stellplatz koste 20 Franken pro Nacht, Erwachsene bezahlen eine Kurtaxe von 3 Franken, steht in der Medienmitteilung. Im Gegenzug profitiere der Gast von einer einfachen Infrastruktur. Strom kann für 5 Franken zusätzlich bezogen werden. «Nach einer erfolgreichen Pilotphase würden weitere Massnahmen im Bereich der Infrastruktur folgen», stellen die Bergbahnen Sörenberg in Aussicht.

30.07.2020 :: Walter Marti (mwl)