Szenen einer dramatischen Geschichte

Szenen einer dramatischen Geschichte
Eine Szene zum Schiffsunglück von 1944, so wie es auch im Buch «Die Braut fiel mir aber ins Wasser» beschrieben ist. / Bild: Gody Studer (gse)
Escholzmatt: Das Fernsehen SRF drehte in den vergangenen Tagen in Escholzmatt Szenen für einen Dok-Film der Sendereihe «Es geschah am…» über das Schiffsunglück von 1944.

Bisher zeigte SRF unter dem neuen Sendeformat «Es geschah am…» zwei eindrückliche Filme, nämlich «Der Geisterzug von Spiez» und «Der Jahrhundertpostraub in Zürich». SRF will damit relevante und spannende Ereignisse der jüngeren Schweizer Geschichte aufnehmen mit dem Anspruch, neue Fakten und Einordnungen zu bieten. Das jeweilige Ereignis wird in einem Dok-Film mit fiktionalen Elementen erzählt. «Wir wollen die Geschichte zum Leben erwecken und sie aus verschiedensten Perspektiven schildern», schreibt die SRF-Medienstelle. Nun soll der dritte Film in dieser Reihe das Schiffsunglück auf dem Vierwaldstättersee von 1944 zeigen, wobei hier Escholzmatt eine zentrale Rolle einnimmt.

Dramatische Geschichte

Es sollte der schönste Tag in ihrem Leben werden: Gottfried Studer heiratet am 12. Oktober 1944 seine Pia Portmann. Die Escholzmatter Hochzeitsgesellschaft feierte die Vermählung im Hotel St. Niklausen am Ufer des Vierwaldstättersees. Das Motorboot Schwalbe sollte die Gesellschaft bei Dunkelheit zurück nach Luzern führen, damit sie den letzten Zug ins Entlebuch erwischt. Doch nach kurzer Fahrzeit rammt die «Schwalbe» eine entgegenkommende Naue. Das Motorboot sinkt sofort, nur 13 Menschen überleben, 20 sterben. Darunter die Braut, die dem Bräutigam beim Rettungsversuch aus den Händen glitt. Das schwerste Unglück der Schweizer Schifffahrtsgeschichte hinterlässt in Escholzmatt 14 Vollwaisen. Die Dorfgemeinschaft trägt die Obhut solidarisch: Alleine der damalige Bräutigam nimmt drei Kinder bei sich auf. Mit demütiger Ergebenheit und christlichem Gottvertrauen nehmen die Menschen das Schicksal hin: «Die grosse Ernte Gottes» titelt damals der «Entlebucher Anzeiger». Im Film soll beleuchtet werden, wie die Menschen in einem Dorf mit dem Unfassbaren, mit dem Schicksal, mit dem Unüberwindbaren umgehen. 

Filmarbeit – Geduldsarbeit 

Die Filmcrew arbeitete mehrere Tage unter der Leitung von Produzent Rolf Elsener und Produktionsleiter Oliver Bolt an verschiedenen Standorten im Dorf Escholzmatt. Sechs Profi-Schauspieler und rund 30 Statisten aus Escholzmatt und Umgebung agierten unter den Anweisungen von Regisseurin Wendy Pillonel. Dass Filmemachen primär Geduldsarbeit ist, erfuhren vor allem die Statisten, die fast alle schon mal als Theaterspieler auf der Bühne standen. Szenen wurden mehrmals wiederholt, bis alles perfekt war: «28/1 die Zweite, die Dritte, die Vierte; der Tanz beim Hochzeitsfest nochmals von vorne; der Einzug in die Kapelle zum x-ten Mal.» Herausfordernd war es für die Akteure auf dem Vierwaldstättersee beim Dreh in der Nacht; viele von ihnen mussten ins Wasser, und dies mehrmals.

Originale und fiktive Schauplätze

Weil es nicht möglich war, in der Luzerner Peterskapelle zu filmen, wurde die kirchliche Feier in der Kapelle auf dem Schwendelberg oberhalb dem Dorf Escholzmatt nachgestellt. Weil das Hotel St. Niklausen in Kastanienbaum nicht mehr zugänglich ist, wurde das Hochzeitsfest im Saal des Gasthauses Bahnhof gedreht. Auch das unbewohnte Haus in der Ennetbrücke, wo das Brautpaar damals seine Wohnung eingerichtet hatte, diente als Originalschauplatz. Als weitere Drehorte dienten ein Haus beim Mettlenplatz, die Pfarrkirche, der Pfarrsaal und der Friedhof. 

Der Film soll voraussichtlich am Samstag, 21. November, 20.00 Uhr, auf SRF 1 ausgestrahlt werden.

23.07.2020 :: Gody Studer (gse)