10’000 Franken pro Parkplatz sind zu viel

10’000 Franken pro Parkplatz sind zu viel
Die hohen Kosten für die Sanierung der Kniematte waren für fast alle Parlamentarier der Stein des Anstosses. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Langnau: Der Gemeinderat muss die Sanierung des Parkplatzes auf der Kniematte überarbeiten. 1,29 Millionen Franken für 129 Parkplätze waren schlicht zu viel, fand das Gemeindeparlament.

Die Kritik kam nicht überraschend. Die Sanierung und Aufwertung des Parkplatzes auf der Kniematte, für die der Gemeinderat Langnau einen Kredit von 1,29 Millionen beantragte, sorgte schon vor der Debatte vom Montagabend für einige Kritik. 
Da nützte es auch nichts, dass der zuständige Gemeinderat Beat Gerber einleitend den Mitgliedern des Gemeindeparlaments erklärte, dass die Milchbüchlirechnung nicht stimme, wonach die Gemeinde pro Parkplatz 10’000 Franken bezahle. «Beispielsweise wird auch der unterste Teil der Napfstrasse und eine Wasserleitung saniert werden und der Ballfangzaun gehört ja eigentlich zur Sporthalle», hielt Gerber fest. Auch seien gut 100’000 Franken für Unvorhergesehenes einberechnet worden. «Unter dem Strich kommen wir auf Nettokosten von 900’000 Franken», bilanzierte Beat Gerber. 

Die FDP-Milchbüchlirechnung

Melanie Althaus hielt fest, dass die FDP-Fraktion den Kredit nicht vorbehaltlos unterstützen könne und stellte den Antrag, dass die Neugestaltung des Platzes nicht mehr als 7000 Franken pro Parkplatz kosten dürfe. «Wie kamen wir auf diesen Preis? Wir haben im Internet recherchiert und herausgefunden, dass ein Parkplatz zwischen  2600 und 11’000 Franken kostet – 6800 Franken entspricht dem Durchschnitt, weshalb wir 7000 Franken als angemessen erachten.» 

SP fordert zusätzlich Minimalvariante

«Das Projekt berücksichtigt viele Faktoren», lobte Agatha Aschwanden von der SP. Sie kritisierte aber auch, dass die Zahlen, welche Gemeinderat Beat Gerber nun erklärt hat, früher hätten bekannt sein müssen. Deshalb stellte auch sie einen Rückweisungsantrag mit dem Zusatz, dass der Gemeinderat eine Minimalvariante ausarbeiten solle. 

SVP: Mehr Fakten und weniger Kosten 

«Mittlerweile sind wir uns wohl einig, dass wir den Kredit nicht genehmigen  werden», fasste Roland Zaugg, SVP, zusammen. «Für mich muss es nicht unbedingt eine Minimalvariante sein; aber das Projekt muss überarbeitet und günstiger werden.» Roland Zaugg wies zudem auf den Umstand hin, dass im Investitionsprogramm für die Bauarbeiten auf der Kniematte lediglich 140’000 Franken vorgesehen seien. «Zuerst muss geklärt werden, welches Vorhaben in dem Programm nach hinten geschoben werden muss, bevor wir für die Aufwertung der Kniematte einen viel höheren Kredit genehmigen.» 
Unschlüssig war die BDP: «Wir sind in unserer Fraktion zwar nur vier Mitglieder», meinte Peter Lehmann, «aber wir konnten uns nicht einigen.»
Michael Moser von der GLP wiederum fand es «generell nicht berauschend, in Parkplätze zu investieren». Es fehle eine Gesamtschau über das ganze Areal. Eine Minimalvariante erachtete Moser hingegen als nicht zielführend. 

«Ich kann damit leben»

Selbst Gemeinderat Beat Gerber hielt fest, dass er mit Beat Zauggs Antrag leben könnte. «Wir haben noch etwas Zeit, um die Kosten zu optimieren.» Die Mitglieder des Gemeindeparlaments waren derselben Meinung. Der Antrag der SVP setzte sich klar gegen jene der SP und der FDP durch. Bei der abschliessenden Gegenüberstellung des Antrages der SVP mit jenem des Gemeinderates sprach sich lediglich ein Mitglied für den 1,29-Millionen-Kredit aus – nun muss der Gemeinderat also über die Bücher und sich die Frage stellen, wo er Einsparungen vornehmen soll. Schliesslich sei dieses Projekt so teuer geworden, weil verschiedene Dinge eingeflossen seien, welche das Parlament gefordert habe, sagte Beat Gerber. Beispielsweise wurde bewusst darauf verzichtet,  den Platz mit einem Asphalt-Belag zu versehen, gleichzeitig seien viele Bäume eingeplant worden. Dem Zirkus Knie, nach dem der Platz benennt ist, dürften die Pläne egal sein. Er macht schon ein paar Jahre nicht mehr Halt in Langnau.

02.07.2020 :: Bruno Zürcher (zue)