Letzter Sessionstag für Samuel Leuenberger

Letzter Sessionstag für Samuel Leuenberger
Der Bahnhof Trubschachen: für Samuel Leuenberger politisch wie auch reisemässig von Bedeutung. / Bild: Walter Marti (mwl)
Trubschachen: Samuel Leuenberger tritt nach dem heutigen letzten Sessionstag als Grossrat zurück. Während gut 20 Jahren hat er das politische Geschehen im Kanton Bern mitgestaltet.

1997 hat sich der damals 23-jährige Student Samuel Leuenberger entschieden, in die kantonale Politik einzusteigen. Auf der SVP-Liste – mit ausschliesslich jungen Kandidierenden – erzielte er das Spitzenresultat. Nach der Demission des damaligen Grossrats Ruedi Zesiger konnte er Ende 1999 ins kantonale Parlament einziehen. «Politisiert wurde schon am Familientisch. In der Sekundarschule Langnau flossen durch meinen Klassenlehrer und Grossrat Ernst Eggimann auch politische Themen in den Unterricht ein», schildert Samuel Leuenberger die Anfänge seines Interesses für die Politik.

Gesamtschau ist entscheidend

Der nun abtretende Grossrat hat mit seinen zahlreichen parlamentarischen Vorstössen und Voten das politische Geschehen im Kanton Bern wesentlich mitgestaltet. Als ausgebildeter Lehrer, Jurist und Notar sowie Kompaniekommandant in der Armee habe er sich mit einem breiten Wissen und Erfahrung in vielen Themenbereichen einbringen können, sagt er. In seiner damaligen Partei habe er gesellschaftliche und soziale Themen sowie ein partnerschaftliches Verhältnis zu Europa vermisst. «Deshalb hat sich für mich im Jahr 2008 die Gründung und Mitgestaltung der neuen politischen Kraft BDP aufgedrängt», folgert Samuel Leuenberger.

Als Gründer und Vorsitzender des Vereins Region Emmental 2007 und dessen Überführung in die Regionalkonferenz 2013 habe er stets alle Bereiche des politischen und gesellschaftlichen Lebens im Auge behalten müssen. Er habe vermittelnd und lösungsorientiert politisiert. Leuenberger ergänzt: «Anliegen aus der Region haben nur dann Chancen auf Erfolg, wenn aus einer Gesamtschau heraus politisiert wird und kantonale sowie nationale Rahmenbedingungen in die Überlegungen miteinbezogen werden.»

Samuel Leuenberger kann auf viele schöne Momente im Parlament zurückblicken. Ein erster Höhepunkt sei gewesen, dass er zusammen mit Gleichgesinnten Trubschachen als Schnellzughaltestelle durchgebracht habe. Das sei für das obere Emmental und auch für ihn persönlich wichtig gewesen. Eine besondere Genugtuung habe er als Präsident des Wahlausschusses der Justizkommission erfahren. Dieses Gremium hatte 2010 infolge der Justizreform über 300 Richterwahlen vorzubereiten. «Da mussten auch gestandene Gerichtspräsidenten zu einem Gespräch antreten», sagt der 46-Jährige mit einem Augenzwinkern. 

In den letzten gut 20 Jahren hat sich aus seiner Sicht im Grossen Rat auch einiges negativ verändert. Samuel Leuenberger bedauert, dass sich das Parlament immer mehr vom Milizsystem entfernt. Es gebe zunehmend Lobbyistinnen und Lobbyisten, die berufsmässig Einsitz nehmen würden. «Die hören oft nicht mehr zu und tragen fremdgesteuert die Botschaften ihrer Anspruchsgruppen vor», stellt er ernüchtert fest.

Optimistisch in die Zukunft

Für Samuel Leuenberger haben die gut 20 Jahre politische Arbeit ein grosses Beziehungsnetz über die Parteigrenzen hinaus gebracht. Das werde ihm auch in Zukunft bei der täglichen Arbeit zugutekommen. Das gelte auch für das Gelernte, verstehe er doch als Jurist nun viele Gesetze und Verordnungen besser als zuvor. «Im Übrigen empfinde ich es als grosse Ehre, dass ich während so langer Zeit für das Emmental und den Kanton Bern politisch wirken und auf das entsprechende Vertrauen der Bevölkerung zählen durfte», bilanziert Samuel Leuenberger und ergänzt, dass diese positiven Gedanken ihn auch in die Zukunft begleiten würden. Von dieser verspricht er sich viel weniger fremdgesteuerte Termine, mehr Freizeit und weiterhin bereichernde Tätigkeiten in Vereinen.

Jürg Rothenbühler übernimmt

Als erster Ersatz auf der Liste der BDP Emmental wird Jürg Rothenbühler die Nachfolge von Samuel Leuenberger als Grossrat antreten. Als ehemaliger Gemeindepräsident von Rüderswil und aktueller Präsident der Regionalkonferenz Emmental verfügt er über viel politische Erfahrung und ein gutes Netzwerk. Der 48-jährige Jürg Rothenbühler ist Mitinhaber und Geschäftsleiter der Schreinerei Rothenbühler AG in Zollbrück.

11.06.2020 :: Walter Marti (mwl)