Der «organisierte Autostopp» Taxito startet mit Verspätung

Der «organisierte Autostopp» Taxito startet mit Verspätung
Bild: Jürg Kühni (JKB)
Emmental/Entlebuch: Eigentlich sollte das Mitfahrsystem Taxito auf der Achse Trubschachen–Escholzmatt sowie in Sumiswald schon laufen. Corona und gesetzliche Hürden kamen dazwischen.

Um das Mitfahrsystem Taxito als Fahrer oder Fahrgast zu nutzen, ist nicht mehr nötig als ein Auto und ein Handy (siehe Kasten). Erfolgreich eingeführt wurde Taxito in der Region Luthern, Willisau, Zell. Da es sich um ein Innovationsprojekt handelt, trägt der Verkehrsverbund Luzern (VVL) die Kosten für den Betrieb. Für den Unterhalt der Haltepunkte und der Anzeigetafeln sind die Gemeinden zuständig. «Wir sind sehr zufrieden mit der Nutzung», sagt Romeo Degiacomi, Mediensprecher des VVL. Pro Monat würden rund 100 Personen an einem der fünf Haltepunkte mitgenommen. Wegen der Corona-Pandemie sei der Betrieb derzeit aber eingestellt. Auch auf der Strecke Chur–Maladers und im Raum Genf wurde Taxito eingeführt. Nun also sollen auch das Emmental und Entlebuch folgen.

Eine Alternative für den «Kröbu»

Die Gemeinden Trub, Trubschachen und Escholzmatt sowie Sumiswald (siehe Artikel rechts) haben beschlossen, das Mitfahrsystem anzubieten. Der Gemeinderat Trub suchte schon länger nach einer Alternative für den Bürgerbus Kröbu, der zwischen Trubschachen und Kröschenbrunnen (Gemeinde Trub) verkehrt. Die Konzes-sion, die Ende Jahr ausläuft, wird nicht mehr verlängert. «Kosten und Nutzen stehen in keinem Verhältnis», sagt der Truber Gemeindepräsident Peter Aeschlimann. Pro Jahr zahle die Gemeinde rund 40’000 Franken für den Betrieb, das für ein bis zwei Passagiere pro Tag. Zusammen mit der Regionalkonferenz Emmental und anderen interessierten Gemeinden wurde Taxito näher geprüft – und als geeignet erachtet. «Auf diese Weise können wir Kröschenbrunnen eine Alternative für den ‹Kröbu› anbieten. Dass auch Escholzmattt-Marbach mitmacht, ist natürlich ein Mehrwert», sagt Aeschlimann. Die Haltepunkte würden entlang der Strecke Trubschachen–Dürrenbach–Kröschenbrunnen–Wiggen errichtet. Der Gemeindepräsident ist überzeugt, dass das Angebot gut genutzt wird. Es sei an keinen Fahrplan gebunden und laufe rund um die Uhr. Die Hauptstrasse sei relativ stark befahren, so dass nicht mit langen Wartezeiten zu rechnen sei. Gemäss der Taxito AG ist die Wartezeit abhängig von Standort und Tageszeit. Im Schnitt betrug sie bisher dreieinhalb Minuten. 

Corona und Vorschriften

Dass Taxito nicht wie geplant im Mai, sondern wohl erst nach den Sommerferien startet, hat mehrere Gründe, wie Theo Rüegger, Finanzverwalter von Trubschachen, erklärt. Er koordiniert das Projekt für die beiden Gemeinden. Zum einen hätten wegen der Corona-Krise Sitzungen nicht stattfinden können. Zum andern seien die Hürden für die Bewilligung höher gewesen als gedacht. «Wir gingen nicht davon aus, dass für jeden einzelnen Haltepunkt beziehungsweise jede Anzeigetafel ein Baubewilligungsverfahren nötig ist», sagt Rüegger. Die Gesuche sind nun eingereicht. Auch bei der Definition der Haltepunkte verlief nicht alles wie gewünscht. Es sei aus Sicherheitsgründen verlangt worden, dass die Autolenkenden nicht auf, sondern neben der Strasse anhalten. In Trubschachen ist das der Bahnhofplatz, in Kröschenbrunnen der Bärenplatz. «So können die Leute nicht direkt an der Strasse zusteigen, was sich negativ auf die Akzeptanz von Taxito auswirken könnte», nennt der Finanzverwalter einen Nachteil. 

Die Gemeinden zahlen

Finanziert wird der Betrieb und Unterhalt von Taxito von den beteiligten drei Gemeinden. Gerechnet wird in Trubschachen mit einmaligen Kosten von 16’000 Franken (ein zentraler Haltepunkt mit einer Anzeigetafel), in Trub mit 21’000 Franken (ein Haltepunkt für beide Richtungen mit zwei Anzeigetafeln). Die jährlichen Folgekosten betragen 2500 bis 3500 Franken. In Escholzmatt-Marbach sind mehrere Haltepunkte geplant. Wie viele, wo und zu welchen Kosten, wird gemäss Gemeindeammann Pius Kaufmann noch nicht kommuniziert.

So funktioniert das Mitfahrsystem Taxito

Taxito hat zum Ziel, freie Kapazitäten des Privatverkehrs zu nutzen und damit den öffentlichen Verkehr zu ergänzen. An den Taxito-Haltepunkten steht eine solarbetriebene Anzeigetafel. Auf einer Infotafel sind Zielorte mit einem Code aufgeführt. Der Fahrgast sendet den Code für das gewünschte Ziel per SMS an die Nummer 8294. Auf der Anzeigetafel leuchtet die Destination auf. Jeder vorbeifahrende Automobilist kann anhalten und den Fahrgast an den gewünschten Ort bringen beziehungsweise mitnehmen. Der Passagier quittiert die Vermittlung, indem er die Autonummer per SMS ans
System sendet. Fahrer, Fahrgast und gefahrene Strecke sind also gespeichert, was der Sicherheit beider Parteien dient.
Taxito belastet für die Vermittlung zwei Franken auf der Handy-Rechnung. Der Fahrer bekommt einen Franken gutgeschrieben, sobald er sich registriert hat.

04.06.2020 :: Silvia Wullschläger (sws)