Bärau: Am Freitag wird die neue Markthalle eröffnet. Es können Produkte für den täglichen Bedarf aus den Produktions- und Werkstätten der Stiftung Lebensart gekauft werden.
Eifrig werden die letzten Stromkabel eingezogen, Schrauben festgedreht und Regale eingeräumt. Diesen Freitag öffnet die Markthalle Bärau der Stiftung Lebensart auf dem ehemaligen Lauterburg-Areal ihre Tore. Die Kundschaft findet hier künftig alles, was für den täglichen Bedarf nötig ist. «Im Bereich der Lebensmittel können wir einen Teil des Frischesortiments aus eigener Produktion abdecken», erklärt der Leiter der Markthalle, Michael Ryter. Als Beispiele nennt er Joghurt und andere Molkerei-Erzeugnisse, Backwaren sowie auch Fleisch aus der eigenen Metzgerei. «Das Gemüse und die Früchte stammen von lokalen Produzenten. Weiter wird das Angebot ergänzt mit Produkten von ‹Prima›.» Zusätzlich zu den Lebensmitteln steht auf der Fläche von 600 Quadratmetern eine vielseitige Palette an Waren zum Verkauf, die von Menschen mit Beeinträchtigungen hergestellt wurden. Ein Teil stammt aus den Werk- und Produktionsstätten der Stiftung Lebensart, der andere Teil von vergleichbaren Institutionen.
Bewohner arbeiten mit «Dank der Markthalle, die um einiges grösser ist als der bisherige ‹Wärchschüür›-Laden, können wir unser Angebot vergrössern. Es wird viel Neues zu entdecken geben», sagt Kathrin Hausammann, Leiterin Kommunikation der Stiftung Lebensart. Nebst Textilien und Handwerksarbeiten aus Holz sollen auch Blumen und Gestecke aus der eigenen Gärtnerei in den Regalen stehen. Die neue Gärtnerei befindet sich vis-à-vis der Markthalle und wurde bereits im vergangenen November eröffnet.
Künftig sollen auch Bewohnerinnen und Bewohner von «Lebensart» in der Markthalle einen Arbeitsplatz finden. «Wir haben vor einigen Wochen in den einzelnen Betrieben nachgefragt, wer Interesse hat, mitzuarbeiten. Nun werden ab Freitag acht Personen in eine Schnupperzeit starten», sagt Michael Ryter. Nach ein paar Wochen werde geprüft, ob der Bewohner oder die Bewohnerin sich wohl fühle am neuen Arbeitsplatz. Die neue Situation sei für Menschen mit einer Beeinträchtigung eine grosse Herausforderung und bedeute viel Unsicherheit. «Ein Vorteil liegt darin, dass die meisten bereits durch ihre Tätigkeit in der Produktion, in der Gastronomie oder im Bereich der Verpackung mit den Waren vertraut sind. Das wird den Zugang zu der neuen Aufgabe erleichtern», ist Ryter überzeugt.
Zeit für die Kundschaft
Von dieser Verbundenheit mit den eigenen Erzeugnissen würden auch die Kunden profitieren, ist Michael Ryter der Meinung. Heute wolle der Konsument wissen, wo und wie ein Produkt hergestellt wurde. Die Bewohner und das weitere Personal könnten darüber ausführlich Auskunft geben. «Das ist ein Teil unseres Konzepts; wir wollen Zeit für unsere Kundschaft haben und beratend zur Seite stehen. Das ist leider im Detailhandel verloren gegangen», bedauert er. Bei der ersten Zuteilung der Arbeitsbereiche sei darauf geachtet worden, dass zum Start jeder dort mitarbeiten könne, wo seine Stärken liegen, sagt Michael Ryter. Diese Einteilung sei nicht fix, jeder solle die Möglichkeit haben, in jedem angebotenen Bereich mitzuwirken.
Herausforderung Kundenkontakt Die Mitarbeit im integrierten Bistro stellt an die Bewohnerinnen und die Bewohner hohe Ansprüche: Sie stehen im direkten Kundenkontakt und müssen auf die Wünsche eingehen. «Wir haben extra Schulungen gemacht, um zu zeigen, wie die Kaffeemaschine funktioniert und wie beispielsweise ein Cappuccino oder ein Latte Macchiato zubereitet wird.» Das Bistro bietet nebst Getränken, Gebäck und Sandwiches eine kleine Mittagskarte an. Am Freitagmorgen wird auch die Dorfbäckerei ihren neuen Standort in der Markthalle beziehen. «2018 wurde die ehemalige Bäckerei Rüegger von der Stiftung Lebensart übernommen. Produziert werden die Backwaren neu in unserem Gastrobetrieb», erklärt Michael Ryter (die «Wochen-Zeitung» berichtete). Was mit dem Ladenlokal der jetzigen Bäckerei nach dem Umzug geschehen soll, sei noch offen. Alle Mitarbeitenden würden weiterhin in der Bäckerei in der Markthalle beschäftigt.
Im Bistro integriert ist ein kleines Museum. Mit alten Fotografien und interaktiven Stationen verschafft die Ausstellung einen Einblick in den Bau der Armen-, Arbeits- und Erziehungsanstalt von 1784 bis zur heutigen Stiftung Lebensart.
Die Markthalle Bärau wird ab Freitag, 20. März, um 10 Uhr, geöffnet sein. Die geplanten Eröffnungsaktivitäten wurden infolge des Coronavirus auf Donnerstag, 18., bis Samstag, 20. Juni, verschoben.