Saxophonistische Juwelen

Trubschachen: In der voll besetzten Kirche musizierte die junge, schon mehrfach preisgekrönte Langnauer Saxophonistin Lisa Wyss mit ihrem Quartett «Ardemus» aus Amsterdam.

Der Name «Ardemus» bedeutet: Wir brennen. Wir brennen für das musikalische Zusammenspiel. Diese flammende Leidenschaft führte die vier Musizierenden – drei Frauen und ein Mann – während ihres Studiums in Holland zusammen. Dass das Motto ernst gemeint ist, war während des Konzertes von Stück zu Stück, ja von Takt zu Takt spürbar.

Kurz vor Beginn hörte man – gedämpft durch Mauern und Türen – einen leisen vierstimmigen Choral: Die Musizierenden suchten in der Sakristei die Konzentration und stimmten sich auf den Auftritt ein. Doch dann wurde man aus der Feierlichkeit herausgerissen und vergass den Kirchenraum. Es jagten sich die musikalischen überraschungen. Mit stupender Technik, oft in atemberaubendem Tempo, warfen sich die vier ihre Motive zu. Dann wieder erklangen elegische und melancholische Melodien, wo eines der Instrumente – Sopran-, Alt-, Tenor- oder Baritonsaxophon – in den Vordergrund treten durfte, von den andern nur sparsam mit gleichbleibenden Motiven zart begleitet.



Ein Instrument nicht nur für den Jazz 

Noch vor der Mitte des Konzertes stellte das Quartett die Notenständer beiseite und gestaltete den Rest des Programms auswendig, mit traumwandlerischer Sicherheit, für den Laien, der beim erstmaligen Hören kaum Strukturen in den Werken wahrnimmt, ein Rätsel.

Das Saxophon – 1840 von Adolphe Sax erfunden – ist ein relativ junges Instrument. Eigentlich war es für das klassische Orchester gedacht, konnte sich dort aber nie recht etablieren. Es trat seinen Siegeszug erst mit dem Aufkommen des Jazz an.

Das Ardemus-Quartett pflegt vor allem die Literatur der klassischen Moderne – neben den wenigen Originalstücken für Saxophone auch Bearbeitungen von Klavier- und Orchesterwerken. Solche Juwelen waren in Trubschachen zahlreiche zu hören: von Ravel, Françaix, Ligeti oder Piazzolla. Unter die Haut gingen dem Schreibenden insbesondere die «Gnosienne» von Eric Satie und die packenden Städteporträts «Sarajevo» und «Addis Ababa» des Zeitgenossen Guillermo Lago, in denen er eigene Erlebnisse und Eindrücke verarbeitete. In den beiden Zugaben kam das Publikum auch noch in den Genuss zweier Ohrwürmer aus der Unterhaltungssparte. Es war ein beglückender Abend, und der flammende Himmel, der einen beim Hinaustreten empfing, erinnerte an das Motto des Ensembles: Wir brennen.


27.02.2020 :: Rudolf Trauffer (rtt)