«Ich will das Phantom auf der Bühne nicht spielen, ich will es sein»

«Ich will das Phantom auf der  Bühne nicht spielen, ich will es sein»
Schüpfheim: Am 5. März ist Premiere des Musicals «Phantom der Oper» des Vereins Musical Plus. Noch laufen die Proben; Nicolas Koch schleift seine Rolle des Phantoms.

Zuerst leise, fast zart, erklingt die Stimme von Nicolas Koch, um dann unvermutet raumfüllend anzuschwellen. Genau dieser abrupte Wechsel zwischen dem Zerbrechlichen und dem Herrischen, Machtvollen, fasziniert den jungen Sänger an seiner Rolle, die er für das Musical «Das Phantom der Oper» von Andrew Lloyd Webber einstudiert. Seit den letzten Sommerferien laufen die Proben für das Stück, welches in Zusammenarbeit des Vereins Musical Plus und der Kantonsschule Schüpfheim/Gymnasium-Plus inszeniert wird. «Die raschen Stimmungswechsel des Phantoms sind eine grosse Herausforderung. Es ist einerseits dominant und hat die Macht über alles. Aber hinter seiner Maske steckt ein zerbrochener und labiler Mensch», sagt der Gymnasium-Plus-Schüler über seine Rolle. Genau das mache es für ihn spannend und dank des Schauspielunterreichts gelinge es ihm, in die Rolle hineinzukommen, sie zu fühlen. «Auf der Bühne will ich das Phantom nicht einfach spielen, ich will es sein.»



Luftsprung aus Freude

Als Nicolas Koch erfuhr, dass dieses Jahr das Musical «Phantom der Oper» aufgeführt werden soll, war für ihn sofort klar, dass er sich für die anspruchsvolle Hauptrolle bewerben möchte. Er begann sich in das Stück einzulesen und übte die zwei für das Casting vorgeschriebenen Stücke ein. «Das Vorsingen lief für mich gut ab und ich rechnete mir Chancen aus. Aber es gab drei, vier starke Mitbewerber. Als dann die Wahl auf mich fiel, machte ich vor Freude einen Luftsprung», erinnert er sich.

Für junge Menschen sei es eine grosse Chance, bei einer Aufführung von Musical Plus mitwirken zu können. Das Niveau sei hoch und die Produktion professionell, sagt Nicolas Koch. «Wir proben jeden Mittwoch vier bis fünf Stunden. Seit dem Sommer fanden zudemacht Probeweekends statt. Das ist intensiv, aber dank dem, dass ich am Gymnasium Plus bin, finde ich genug Zeit dafür.» Der um ein Jahr verlängerten Maturitätslehrgang erlaubt die Föderung von besonderen Talenten unter anderem im Bereich Sport, Musik oder Sprachen.



Erste Erfahrungen mit «Hair»

Erste Musical-Erfahrung holte sich Nicolas Koch vor zwei Jahren, als er in «Hair» die Rolle des George Berger übernahm. «Eigentlich bin ich eher im klassischen Bereich der Musik zuhause und möchte später klassischen Gesang studieren. Mein Ziel ist es, in einem Opernhaus zu singen», blickt der junge Mann in die Zukunft. Trotzdem sei er vom Musical begeistert, auch wenn ihm hierfür eigentlich das nötige Tanzniveau fehle. «Mit dem Tanzen habe ich zu spät angefangen und ich muss zugeben, dass ich es auch zu wenig fördere.»



Nicht alle Sänger sind alt und dick

Schon als Kind hat Nicolas Koch die Begeisterung an der Musik gepackt. «Ich spielte sieben Jahre Akkordeon und entdeckte erst nach dem Stimmbruch die Freude am Singen. Ich habe das Glück, dass mich mein Umfeld unterstützt und fördert – das ist ein entscheidender Faktor», sagt er. Es gäbe natürlich auch ein paar Kollegen, die sich nicht vorstellen könnten, dass ein junger Mann Sänger werden will. «Sie haben die Vorstellung, dass klassische Sänger alle alt und dick sind. Aber vielleicht ändert sich durch mich ihre klischeehafte Vorstellung. Zumindest kann ich ihnen dieses Vorurteil mit dem «Phantom der Oper» schon etwas abnehmen», fügt er mit einem Lachen hinzu.



Infos und Tickets: www.phantom2020.ch

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