«Die Kacheln sind bunter geworden, doch das Prinzip ist gleich geblieben»

«Die Kacheln sind bunter geworden, doch das Prinzip ist gleich geblieben»
Langnau: Das Familienunternehmen Stadler AG hat eine 90 Jahre lange Tradition im Ofenbau-, und Plattenlegergewerbe. Nun wurde es mit dem Platinium Award ausgezeichnet.

Etwas abseits der Hauptstrassen, an der Alpenstrasse 9, steht ein altehrwürdiges Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert. Dort, wo früher der Stall war, führt heute ein moderner Eingang direkt in den neuen Showroom der Stadler AG. Verschiedene Holzofenmodelle sowie Kacheln und Platten in allen möglichen Farben und Grössen geben einen ersten Eindruck vom Angebot. «Besonders angesagt sind momentan Kunststeinverkleidungen und  Keramikplatten in Holzoptik», verrät der Inhaber und Geschäftsführer Hanspeter Stadler. Bei den Cheminées sind die dreiseitigen Modelle beliebt. Doch auch Kachelöfen gibt es noch. Die Kacheln sind im Gegensatz zu früher grösser, vielfältiger und bunter geworden, doch es sind immer noch Kacheln. «Das Prinzip hat sich nicht geändert», so der 50-jährige Hafner- und Plattenlegermeister.



Die erste Hafnerin

Hanspeter Stadlers Grossvater, der gelernte Hafner und Plattenleger Ernst Käser, machte sich im Jahr 1929 selbstständig und eröffnete zusammen mit seiner Frau Verena das erste Geschäft in Rüegsauschachen, 1952 zog die Familie an den heutigen Firmenstandort in Langnau. Gisela, eine von Käsers fünf Töchtern, war schon immer vom Handwerk des Vaters begeistert. Weil die Familie keine Söhne hatte, durfte Gisela als erste Frau in der Schweiz den Beruf des Hafners und Plattenlegers lernen. Ein Angestellter ihres Vaters half ihr oft bei schweren körperlichen Arbeiten. Der junge Mann hiess Karl Stadler und wurde Giselas Ehemann. Im Jahr 1972 übernahmen die beiden das elterliche Geschäft und nannten die Firma fortan: Käser, Stadler & Co. Das Geschäft florierte und 1986 begann bereits Karl und Giselas Tochter Yvonne Rohrbach-Stadler (Administration) in der Firma zu arbeiten. Drei Jahre später folgte Sohn Hanspeter Stadler. 1997 übernahmen die beiden Geschwister die Firma und gründeten die Käser, Stadler AG. Zu diesem Zeitpunkt war Hanspeter Stadler bereits Hafnermeister und Plattenlegermeister und bildet bis heute in beiden Berufen jeweils ein bis zwei Lernende pro Jahr aus. Aktuell sind zwölf Leute im Familienunternehmen beschäftigt, darunter auch Gisela (86), die immer noch mithilft und Sandro, der Sohn von Hanspeter Stadler. Sandro (22) macht derzeit die Zusatzlehre als Ofenbauer. Der Beruf des Ofenbauers, wie der Hafner heute heisst, ist selten geworden. Dies liege unter anderem an der Abschaffung des Doppelberufes Hafner und Plattenleger, sagt Hanspeter Stadler. Heute werde man nur noch entweder oder. Weil im Vergleich zu früher Holzöfen einen anderen Stellenwert hätten, gebe es immer weniger Firmen, die Ofenbauer ausbilden könnten. Zudem ist das Interesse der jungen Leuten an beiden Berufen gesunken. Um die Berufe wieder bekannter zu machen, unternimmt die Keramikbranche einiges. Beispielsweise führte der Plattenverband im Jahr 2014 den Platinium Award ein für Firmen mit «Qualität, Wettbewerbsfähigkeit und Berufsstolz», wie es im Beschrieb des Branchenverbandes heisst. Auch die Stadler AG wurde in diesem Jahr mit dem Gütesiegel ausgezeichnet.



Grösser und moderner

Diese Ehre nicht mehr miterlebt hat der Firmengründer Ernst Käser. Er starb im Jahr 2006 im Alter von 99 Jahren. Sein Schwiegersohn Karl Stadler folgte ihm im Jahr 2013 mit 87 Jahren. Die Firma jedoch lebt weiter und erfindet sich immer wieder neu. Der letzte grosse Schritt erfolgte vor zwei Jahren. «Wir haben vergrössert und unseren ganzen Auftritt inklusive Namen und Logo geändert», erzählt Hanspeter Stadler. Sogar das Firmenheft «Ofeguggeli» bekam ein neues Kleid. Zudem wurde Hanspeter Stadler Alleininhaber der Firma, weil seine Schwester bald in Pension geht. Befragt nach dem nächsten Ziel der Stadler AG antwortet er: «Das nächste Ziel ist es, die Jungen im Betrieb mehr in die Unternehmensführung und Strategien zu integrieren, um eine mögliche spätere Firmenübernahme vorzubereiten.»

27.12.2019 :: Rebekka Schüpbach (srz)