Röthenbach: «Die Raiffeisen geht, der Wolf kommt!» Mit diesen markanten Worten eröffnete der Gemeindepräsident von
Röthenbach, Matthias Sommer, die Gemeindeversammlung.
Gemeindepräsident Matthias Sommer konnte 39 Stimmberechtige an der Gemeindeversammlung begrüssen. Das Budget 2018 sieht bei einen Aufwand im Gesamthaushalt von rund 4,5 Millionen Franken einen Aufwandüberschuss von knapp 60’000 Franken vor. Ausserordentlich hohe Ausgaben gibt es im Bereich Bildung. In den Schulen werden Anschaffungen für die Informatik dringend nötig. Ausserdem fällt der Zusatzbeitrag des Kantons an die Schülertransportkosten weg. Nicht kostendeckend sind ausserdem die Gebühren für Wasser und Abwasser, trotz der höheren Abwassergebühren seit diesem Jahr. «Wir haben uns aber vorerst gegen eine weitere Gebührenerhöhung entschieden», führte Gemeindeverwalter Christian Bichsel aus.
Der Finanzplan 2017-2022 weist im Jahr 2017 letztmals ein positives Ergebnis aus. Die folgenden Jahre budgetieren jeweils einen leichten Aufwandüberschuss. «Diese Tendenz ist nicht alarmierend, wir müssen das aber im Auge behalten», sagte Chris-
tian Bichsel. Gemeindepräsident Matthias Sommer ergänzte, dass die Finanzlage auch Folgen für Projekte wie das geplante Vereinshaus hat. «Solche Projekte wird die Gemeinde nicht finanzieren können. Da müssen wir andere Lösungen suchen.» Die Stimmberechtigten haben das Budget 2018 einstimmig angenommen.
Auch die restlichen Geschäfte haben die Röthenbacher einstimmig angenommen. So bekommt die Gemeinde ein neues Personalreglement, welches ein degressives Gehaltsaufstiegssystem, wie vom Kanton Bern empfohlen, einführt. So steigen die Löhne in den ersten Berufsjahren steiler und im Verlauf der Karriere flacher an. Das soll den Kanton Bern für jüngere Leute als Arbeitgeber attraktiver machen.
Zwei Strassensanierungen aufs Mal Als nächstes standen die Sanierungen der Strassen Schaftelen–Vorder Schallenberg und Niederei–Rauchgrat–Nägelisboden auf der Traktandenliste. «Dass wir gleich zwei Strassen in einem Jahr sanieren, ist nicht ideal», sagte der verantwortliche Gemeinderat für Verkehr, Peter Mosimann. «Leider ist es bei der Planung der Sanierung der Strasse Schaftelen–Vorder Schallenberg zu Verzögerungen gekommen. Darum müssen wir jetzt beide Strassen im gleichen Jahr sanieren.» Die Stimmbürger haben für die beiden Strassen Kredite von insgesamt knapp 1,16 Millionen Franken bewilligt. Die jeweiligen Weggenossenschaften müssen sich mit 15 Prozent an den Kosten beteiligen.
Ade Raiffeisen, hallo Wolf Anfang November gab die Raiffeisenbank Oberes Emmental bekannt, dass sie die Filialen Schangnau, Röthenbach und Signau schliesst.
«Dass die Raiffeisenbank den Standort Röthenbach aufgibt, ist keine überraschung», sagte Matthias Sommer. «Besonders weh tut aber, dass die Bank nicht einmal den Bankomat weiter betreiben will.» Die Raiffeisen argumentiere damit, dass der Betrieb des Bankomats jährlich 50’000 Franken koste, ohne Gewinn abzuwerfen. Als Alternative können die Röthenbacher in Zukunft beim Lebensmittelladen Geld abheben. Das allerdings mit einer Gebühr von 4 Franken 50 pro Bezug. «Wir suchen jetzt mit den Beteiligten das Gespräch, um den Bankomaten noch zu retten. Wenn nötig werden wir auch mit anderen Geldinstituten verhandeln», sagte der Gemeindepräsident.
Und was ist mit dem Wolf, der Mitte November in Röthenbach gesichtet wurde? «Der ist wahrscheinlich schon lange über alle Berge», sagte Gemeindeverwalter Christian Bichsel. Seither habe ihn niemand mehr gesehen. «Der Wolf hat zwar für Gesprächsstoff gesorgt, doch der Wegzug der Raiffeisen hat die Gemeinde deutlich mehr beschäftigt», bemerkte Christian Bichsel.