«Ds verschlückte Jesus-Ching»

«Ds verschlückte Jesus-Ching»
äs isch Heiligabe. Gnauer gseit, «heilige Mittag». D Stefanie u d Manuela hocke mit glänzige Ouge u früsch gwäschne Haar uf dr Pouschtergruppe u treiche Wiehnachtstee. Dusse vor em Fäischter tanze d Schneeflocke u es schmöckt herrlech nach Wiehnachte. Ir Stube steit e prächtige Tannebuum, wo mit glänzige Chugle, glitzerige Siuberfäde u härzige Figürli gschmückt isch. Näbem Buum steit d Chrippe mit au de vertroute Figure. är Maria, em Josef, em Ochs u em Esu, de Hirte mit de Schaf u em Hung sowie de drei Chünige. Die wärde begleitet dür nes Ross, es Kameu u ne Elefant. Wyter furt steit ehrwürdig dr ängu. U äbe: I dr Chrippe liegt es, das Jesusching. Ihm zu Ehre fyre mir ja Wiehnachte. Das wüsse o di beide Ching, wo das Figürli mit em fine Gsicht ganz bsungers i ds Härz gschlosse hei. U äbe, hüt het ja das Jesusching Geburtstag. Scho am Morge früech hei si das Houzfigürli ir ganze Wohnig ume treit, für ihm zu sim Ehretag o würklech di nötegi Beachtig z schäiche. Es het sogar bim Zmorgetisch e Platz übercho. Aber äbe, das isch nume so lang gange bis ds Mueti däm Spiu äs ändi macht u verchündet, schliesslich syg das Jesusching no äs Bébé u ghöri zu sir Mueter u zum angere syge die dür fachmännischi Brienzer Schnitzerei entstangene Figure nid zum Spile. Wie schnäu chönn es Bei abbräche, oder süsch öppis kaputt ga. Das wiederum hei o d Stefanie u d Manuela ygseh.

Auso da liegt das Jesusching wieder ir Chrippe, i ne Wingle gwicklet u lächlet geduldig, wieses scho dür di ganzi Adväntszyt gmacht het. D Stefanie u d Manuela aber chös chuum erwarte. Wenn chö mir de ändlech d Cherzli am Buum azünde? Wie lang ma das no dure? Oh je, es isch ja ersch Mittag, u äs geit no drei längi Stung, bis es afaht feischtere u di ganzi Familie am Friedhof zuewanderet, für dert uf de Greber vom Grossmueti u de Urgrosseutere Cherze azzünde. Dr Vati het sech i Baschturuum ache verzoge, u ds Mueti isch ir Chuchi dranne, e Züpfestärn z flächte. «Itz han i no öppis Wichtigs vergässe yzchoufe», tönt’s us dr Chuchi. «I ga schnäu no i ds Dorf. Dir zwo syt ganz brav u schrysset de nid wieder aus füre», u scho isch ds Mueti furt.

är Stefanie u är Manuela isch es grüslig längwilig, bis plötzlech d Manuela d Idee het, me chönnt sech doch no chli nützlech mache u ir Stube afa stoubsugere. Dä cheibe Wiehnachtsbuum het scho paar Nadle verlore. Zäme schleipfe si di Maschine füre u fö a. Natürlech sy si sech nid grad gwanet mit däm Grät umzga, aber si meines ja würklech guet. We de morn d Verwandtschaft chunnt, sött doch de würklech aues glitzere u glänze. U scho häufe di zwo änang mit em Stoubsuger schwungvou dür ds Zimmer z suse. Huii, het dä Chraft. Scho hei die ungerschte Escht vom Tannebuum keni Guldfäde meh, schwups o die chline Stroustärne sy verschwunde u itz ratterets u knaschteret’s i däm Stoubsuger inne. Beidi Meitschi brüele dermasse, dass dr Vati bleich vor Schreck unger ueche chunnt cho z springe. «Was um dr Gottswiue isch ömu de o gscheh? Was machet dir da? Wo isch ds Mueti?» Au die Frage purzle äm Vati nume so us em Muu u die beide Meitschi stö geng no bleich da u keni cha Antwort gäh. D Träne loufe ne nume so über d Backe ache.

I däm Momänt chunnt o ds Mueti zur Tür i u fragt erschtuunt: «Was isch de ömu da o los?» Itz ändlech cha d Stefanie schluchzend stottere: «Dr bös Stoubsuger het’s Jesusching gfrässe.» Usgrächnet hüt em Heiligabe isch ds Jesusching furt. Aachlagend steit die läri Chrippe da, u o d Maria schint beschudigend dryzluege.

Mit ärnschter Miine schicke d Eutere d Ching i ihri Zimmer, si söue doch dert no ga e CD lose oder chli läse. Dr Stoubsuger söue si nume grad so la lige. Lang durets, bis d Uhr föif Mau schlat u si gmeinsam em Friedhof zue gö. O we d Eutere nid mit ne bauget hei, wandere d Gedanke vor Stefanie u er Manuela geng wieder zrügg zum fählende Jesusching u si frage sech, wie das o nume söu e Heiligabe gä, mit e re lääre Chrippe. Chöi mir so de überhoupt Wiehnachte fiire? Wie chame fiire, we dr Houptgascht fäut? D Manuela isch überzügt, dass me das nid chönni u fat uf em Heiwäg wieder afe briegge. O d Stefanie het ds Gfüeu, das chönn ke schöne Heiligabe wärde. U da drann sy de ersch no si beidi tschuld, wüu ds Mueti het doch so mängisch gseit, dass me mit de Chrippefigure nid tüeji spiele. U si hei itz ds Jesusching vo me ne Stoubsouger la frässe. Das isch doch no viu viu schlimmer, aus we es Bei abverheit wär. D Eutere hei aber ta wie we nüt wär. Di zwöi sy Hang i Hang dür di schön verschneiti Landschaft gwanderet. Wo si daheime acho sy, hei si sech süferli dr Wiehnachtschrippe gnecheret. Nei, das cha nid wahr sy, i dr Chrippe liegt das chline Jesusching, geborge vo Maria u Josef u lächlet, wi äs es scho die ganzi Adväntszyt düre gmacht het. So aus wär‘s nie furt gsy. Für die zwöi Ching isch das i däm Jahr e ganz e bsungerige Heiligabe worde.

Aus «Dr Zouber vo dr Wiehnachte» von Christine Mader-Zaugg. Zehn Geschichten, 39 Seiten. Erhältlich für 15 Franken bei der Autorin, E-Mail: fam.mader@sunrise.ch, Telefon 034 491 10 19 oder bei Satz + Druck Herrmann AG, Langnau, E-Mail: info@herrmann-druck.ch, Telefon 034 409 40 00.
24.12.2015 :: Christine Mader (cme)