Gemalte Poesie von Teruko Yokoi

Gemalte Poesie von Teruko Yokoi
Trubschachen: Die bekannte Künstlerin Teruko Yokoi zeigt im «Kambly-Erlebnis» dreissig ihrer Werke. Jedes Bild der japanischen Malerin ist ein Lobgesang auf die Natur.

Ihre Bilder werden gerne mit einem Haiku verglichen, der kürzesten Gedichtform der Welt, die aus dem alten Japan stammt. So wie der Haiku-Dichter mit wenigen Worten eine Erscheinung festhält, so stellt die Malerin mit wenigen Pinselstrichen eine ganze Welt dar.

Von Tokio über New York nach Bern
Teruko Yokoi wurde 1924 in Japan geboren und wuchs in einem Dorf inmitten von Reis- und Rapsfeldern auf. Schon früh entwickelte sie eine intensive Beziehung zur Natur. Ihre künstlerische Ausbildung führte sie nach Tokio, San Francisco und New York. Trotz der «wilden» Einflüsse, mit denen sie in Amerika konfrontiert wurde, wagte Teruko Yokoi einen eigenen Stil, der neben dem Chaos Ruhe und Schönheit suchte.
Nach Bern kam sie zum ersten Mal, als ihr Mann, der Maler Sam Francis, in der Kunsthalle ausstellte. Die Aarestadt gefiel ihr so gut, dass sie beschloss, mit ihrer Tochter zu bleiben. Viele Kunstfreunde hat sie seitdem in der Schweiz gewonnen. Auch in Japan geniesst Teruko Yokoi grosses Ansehen. Nicht weniger als zwei Museen widmen sich ausschliesslich ihrer Kunst.  
Teruko Yokoi macht die Farben und die Jahreszeiten zu ihrem Hauptmotiv. Die Malerin bildet nicht die Realität ab, sondern schöpft aus der Phantasie. «Ich möchte, dass meine Bilder schön sind», schreibt sie, «ich möchte den Leuten Blumen schenken.»
Im «Kambly-Erlebnis» sind einige Bilder ausgestellt, welche die 90-jährige Malerin 2014 gemalt hat. Unter anderem zwei Winterbilder. Sie strahlen jugendliche Schönheit und Frische aus. Mit wenigen Pinselstrichen skizziert die Malerin Mond, Sonne, Blumen, Bäume und Seen und taucht sie in stimmungsvolle Farbe. In «Harvest moon» (Erntevollmond) nimmt der Mond fast das ganze Bild ein und verbreitet sein geheimnisvolles Licht. Auf der Erde liegen ein paar verstreute Blumen. Dazwischen blaue Nacht. Das tiefe Blau erinnert an die Farbe des Enzians.

Benefiz-Ausstellung

Die Künstlerin wünschte sich zu ihrem 90. Geburtstag eine Ausstellung, deren Erlös einem Naturprojekt zu Gute kam. Oscar A. Kambly, ein langjähriger Bewunderer der Malerin, erfüllte ihr den Wunsch. Der Erlös der Bilder geht an die Unesco Biosphäre Entlebuch. An der Vernissage, musikalisch umrahmt durch die Pianistin Taeko Szedlak-Oshima, wurde viel von «joy» (Freude) und «beauty» (Schönheit) gesprochen. Ruth Dreyfuss verglich ihre Freundin mit einer Nonne. «Jedes Bild ist ein Gebet zur Natur», sagte die alt Bundesrätin, «Teruko Yokoi sieht die Schönheit der Bäume und Blumen und lässt andere daran teilhaben.»  


Teruko Yokoi, Benefiz-Ausstellung, bis zum 16. November, Kambly-Erlebnis, Trubschachen, Mo-Fr, 8.30-18.30 Uhr, Sa-So, 8.30-17 Uhr.
30.10.2014 :: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)