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Vom Asyl Gottesgnad bis zum Dahlia: Geschichte und Geschichten

Vom Asyl Gottesgnad bis zum Dahlia: Geschichte und Geschichten
Langnau: Vor 100 Jahren nahm das Asyl Gottesgnad seinen Betrieb auf. Am Dahlia-Fest vom letzten Samstag erinnerte kaum etwas an die Anfänge der Institution.


Fröhliches Treiben mit Karussell, Märit und Musik. Rollatore stehen neben Kinderwagen; Greise, Kinder und Erwachsene jeden Alters feiern zusammen das Sommerfest im Dahlia – bei reichlich Speis und Trank.
Als vor 100 Jahren die Institution ins Leben gerufen wurde, hatten die «Insassen» oft kaum Grund zum Feiern. Trotzdem war sie eine gesellschaftliche Errungenschaft. Gebrechliche Menschen, die nirgends mehr sein konnten, erhielten im Asyl Gottesgnad ein Bett, zu essen und medizinische Versorgung. Dies ist im Buch «Lenggen – die 100 Jahre vom Asyl Gottesgnad Langnau bis zum Dahlia» beschrieben. Für den geschichtlichen Teil im Buch zeichnet Barbara Dürst verantwortlich. Die langjährige Verwaltungsrätin ist bei der Erforschung der Dahlia-Geschichte auf viel Interessantes gestossen.  Einiges stand in Jahresberichten und gesammelten Zeitungsbeiträgen. Anderes brachten Interviews zu Tage, welche aktuelle Dahlia-Mitarbeitende mit Ehemaligen führten. 

Ein willkommenes Projekt

«Erstaunlich ist schon die Tatsache, dass zu dieser Zeit Institutionen wie das Asyl Gottesgnad überhaupt erbaut wurden», sagt Barbara Dürst. Das erste Asyl Gottesgnad entstand in Richigen, initiiert von einem Pfarrer. Das Oberemmental war zwar das letzte Gebiet des Kantons, wo ein Asyl gebaut wurde. Um so grösser war hier dann die Unterstützung durch Gemeinden und Kirchgemeinden, aber auch durch Private. Das 300’000 Franken teure Bauvorhaben konnte ohne Schulden realisiert werden.  80 Betten fanden im Haus Platz. Die staatlichen Stellen beurteilten  das Projekt zwar als überdimensioniert und als zu luxuriös. Dennoch beteiligte sich der Kanton schliesslich mit 60’000 Franken am Bau. Apropos überdimensioniert: Bereits ein Jahr nach Eröffnung wurde der für Personalzimmer vorgesehene Dachstock für die Bewohner ausgebaut. Später kamen neue Häuser hinzu. Heute verfügt das Dahlia Lenggen über 138 Betten.

Wenig Personal, (zu)viel Arbeit

Bis 1977 führten Diakonissen aus Bern das Asyl Gottesgnad, welches später in Krankenheim und schliesslich in Dahlia umbenannt wurde. Diese Schwestern hatten ein sehr strenges Leben. Anfang der Fünfzigerjahre waren für die 118 Bewohner 22 Angestellte zuständig, 13 davon in der Pflege. «Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, was diese Angestellten geleistet haben», sagt Barbara Dürst. Dieser Situation entsprechend mussten auch die «Patienten» mit Entbehrungen leben. «Vor 50 Jahren wurden die Bewohnerinnen und Bewohner im Heim selten aus ihrem Betten aufgenommen», ist im Buch zu lesen. Barbara Dürst hält aber fest, dass das, was wir aus heutiger Sicht bemängeln würden, damals üblich gewesen sei. Wie heute hätten auch damals die Betreuenden ihr Bestes gegeben. Und was sie bei ihren Recherchen auch herausgefunden hat: Die Emmentaler Bevölkerung stand immer zum Asyl. Davon zeugten auch die stets reichlichen Naturalspenden sowie die Freiwilligen-Arbeit durch Kirchen und die Frauenvereine.

Mehr Abwechslung für Bewohner
Vom wirtschaftlichen Aufschwung und dem einhergehenden gesellschaftlichen Wandel nach dem zweiten Weltkrieg profitierten auch die Heime, und mit ihnen die Bewohner und das Personal. «Wir sind sehr froh, dass wir heute den Bewohnerinnen und Bewohnern nebst der medizinischen Betreuung auch mehr Abwechslung in den Heimalltag bringen können», so Dürst. Deshalb berichtet sie im Buch nebst über vergangene Zeiten des Dahlia auch gerne über aktuelles.
Einen unvermittelten Blick in den heutigen Heimalltag gewährt das Buch mit zahlreichen eindrücklichen Bildern des Fotografen Michael Meier.
Und wie sieht die Zukunft der späteren Bewohner des Dahlia aus? Auch dieser Frage widmet das Buch ein Kapitel. Antworten und Vorschläge, wie das Altersproblem der nächsten 30 Jahre generell angegangen werden könnte, liefern Schüler des berufsvorbereitenden Schuljahres (BVS).


Das Jubiläumsbuch kann in der Buchhandlung Buchmann und den Dahlia-Standorten gekauft werden.
Grosse Bauvorhaben
Heute verfügt das Dahlia an drei Standorten über insgesamt gut 200 Bewohnerplätze. Demnächst sollen unterhalb des Dahlia Lenggen zwei dreigeschossige Häuser entstehen – eines für die Stiftung BWO, ins andere ziehen Bewohner des Dahlia ein (die «Wochen–Zeitung» berichtete. Gleichzeitig soll auch beim Dahlia Oberfeld gebaut werden. Noch sind bezüglich Bauvorhaben Lenggen Einsprachen und Beschwerden hängig. «Ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn ist uns wichtig», sagt Direktor Urs Lüthi. «Deshalb haben wir unter anderem beschlossen, den Neubau um 1,5 Meter zurückversetzt zu bauen.» Lüthi gibt sich zuversichtlich, dass eine gütliche Lösung möglich sein sollte und hofft auch auf baldige Entscheide der zuständigen kantonalen Stellen. Bis jetzt sei es noch zu keiner Verzögerung des Bauvorhabens gekommen. 
03.07.2014 :: Jakob Hofstetter (jhk)