Wissen, wie man richtig fischt

Emmental: Im Fischerei-Grundkurs erwerben angehende ­Fischer viel Wissen rund um tiergerechtes Angeln. Ein ereignisreicher Nachmittag an und in der Ilfis.

Mit einem leisen Surren sausten die ­tropfenförmigen Kunststoffgewichte an der Angelschnur über den Werkhof der Gemeinde Langnau. Aufgabe war es, den Zapfen in einem gut zehn Meter entfernten Eimer zu versenken. Kursleiter Ernst Geissbühler verwendet diese aus dem Casting (Wurfsport der Sportfischer) abgeleitete Übung, um seinen Kursteilnehmern die Wurftechnik näher zu bringen. Unermüdlich feilten die Teilnehmer des Fischereigrundkurses an ihrer Technik und merkten schnell, dass es schon Erfahrung braucht, damit der Köder auch an der geplanten Stelle im Gewässer landet, anstatt sich im Gebüsch am Flussufer zu verfangen.

Insbesondere gilt das für das Fliegenfischen. Christoph Gerber, Präsident des Fischereivereins Oberemmental, demonstrierte diese Methode, die er selbst seit 23 Jahren anwendet. Dabei wird die Rutenspitze in einer fliessenden Bewegung angehoben und zur Blickrichtung vorwärts und rückwärts bewegt. Diese Bewegungen dienen dazu, den Köder, der oft aus Federn als Mückenattrappe besteht, zu trocknen, nicht, wie oft irrtümlicherweise angenommen um die Fische anzulocken. Wenn der Fischer dann einen Fisch sieht, zielt er, gibt mit der linken Hand stückweise Schnur nach und nützt den Schwung der Fliessbewegung aus, um die Mücke gezielt an der vorgesehenen Stelle aufs Wasser trudeln zu lassen. Ein ästhetischer, nahezu meditativer Anblick wenn jemand diese Methode beherrscht, deren Eleganz und Können aber hart erarbeitet werden muss.

Lebendige Steinwelt

Während der eine Teil der Gruppe am rechten Schwung aus dem Handgelenk arbeitete, schlüpfte der andere Teil der 25 Kurs-

teilnehmer erstmal in die Gummistiefel. Das Thema Gewässerkunde und Nährtiere brachte der Fischereiaufseher des Kantons Bern, Thomas Maurer, seinen Schützlingen im Alter von zehn bis 72 Jahren gleich praktisch nahe. Mit kleinen Käschern und Sieben bewaffnet, ging es auf der Suche nach den Nährtieren der Fische in die Ilfis. Alles, was lebendig war, wurde in einem grossen Eimer gesammelt und anschliessend von dem Fischereiaufseher bestimmt. Zumeist waren es Larven, wie zum Beispiel Eintagsfliegenlarven, die drei Schwanzfäden haben, oder Köcherfliegenlarven, die sich zum Schutz einen länglichen Körperschutz bauen, der der Form nach einem Köcher ähnelt. Dazu kleben sie kleinste Steinchen mit einem Sekret zusammen. Ein Tier stach dabei besonders hervor: Mit zwei Fühlern, zwei Schwanzfäden und einer Länge von zirka 30 Millimetern krabbelte es mit seinen sechs Beinen äusserst flink über Thomas Maurers Hand. Ein Krebs, war sich mancher Teilnehmer auf den ers-

ten Blick scheinbar sicher – die Larve der Steinfliege, wäre die richtige Antwort gewesen. Nach der Nährtierkunde anhand der lebendigen Funde aus der Ilfis durften die Larven wieder zurück in den Fluss. Ebenso wie den Fischen, wird ihnen in warmem Wasser schnell die Luft knapp. «Deshalb ist es besonders wichtig, beim Lebendfang von Fischen auf ausreichend grosse Behälter mit kühlem Wasser zu achten, die im Schatten stehen», schärfte der Fischereiaufseher den angehenden Fischern ein.

Weihnachtsbäume für die Fische

Die Gewässersohle, die oberflächlich betrachtet nur aus Steinen besteht, ist also sehr lebendig. Dort finden die Bachforellen ihre Nahrung. Durch regelmässige ehrenamtliche Gewässer- und Uferpflege tragen die Fischereivereine auch zur Erhaltung und Verbesserung des Lebensraumes für Fische bei. So werden zum Beispiel nach Weihnachten die gesammelten und entsorgten Weihnachtsbäume am Uferrand festgebunden. So entstehen Schutz- und Laichplätze für die Flussfische. Verantwortung gegenüber der Kreatur und der Natur wird in Fischereivereinen gross geschrieben und gehört genauso zum Sportfischen dazu wie der Angelausflug, die Freude über einen guten Fang und gemeinsame Fischessen. Der im Kurs am Samstag erworbene Sachkundenachweis (kurz SaNa genannt) ist nicht nur eine gesetzliche Voraussetzung, um Fischerpatente zu erwerben, die länger als einen Monat gültig sind, sondern vermittelt auch die nötige Sachkenntnis zum Umgang mit den Fischen. Angefangen beim Gewässerschutz bis hin zur fachkundigen schnellen Tötung des gefangenen Fisches. Nach erfolgreichem Abschluss der Prüfung bleibt den Fischern dann nur noch eines zu wünschen: Petri Heil!

Stephanie Schmid

Kontakt Fischereiverein Oberemmental: www.fvoe.ch
24.05.2012 :: Stephanie Schmid (sse)