Frisches Emmentaler Wasser für die Bundesstadt

Aeschau: Aeschau: Die Grundwasserfassung zwischen Signau und Eggiwil versorgt unsere Bundesstadt seit über 100 Jahren mit Trinkwasser. Ein Augenschein in den finsteren Stollen.

«Mit dem Bau der Transportleitung wurde 1903 begonnen. Bereits 1907 wurde sie fertiggestellt. Das ist eine beachtliche Leistung, welche heute wohl nicht mehr in so kurzer Zeit vollbracht werden könnte», erklärt Thomas Zwahlen vom Wasserverbund Region Bern seinen Zuhörern. Die von der Volkshochschule Ober-

emmental organisierte Exkursion stösst auf derart grosses Interesse, dass die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt werden müssen. Die Geschichte um die Grundwasserfassung Aeschau lässt die rund fünfzig Besucher staunen. Die Wasserfassung wurde vor über 100 Jahren vom Unternehmer Johann Brunschweiler auf eigenes Risiko gebaut. Von der Stadt Bern hatte er lediglich die Zusage, die Fassung bei Brauchbarkeit zu übernehmen. Das unternehmerische Risiko trug voll und ganz der ehemalige Kommandant der Schweizer Armee. «Geplant und gebaut wurde anhand von alten Militärkarten, GPS gab es damals noch nicht. Der rund 800 Meter lange Stollen wurde durch Sprengungen und Handarbeit erstellt. Maultiere trugen den Aushub nach draussen», schildert Thomas Zwahlen das Bauvorgehen. Zwischen 1927 und 1928 wurden acht neue Kesselbrunnen gebaut, welche die alte Quellfassung ersetzten. Und weil unter anderem Kuhmist das Wasser verunreinigen und dadurch ein Gesundheitsrisiko darstellen könnte, besteht seit 1981 eine Schutzzone über dem 380’000 Quadratmeter grossen Fassungsgebiet, welche das Austragen von Dünger stark einschränkt.

Robuste Bauweise

Der Transport des Wassers nach Bern erfolgt ohne Pumpen, das Wasser fliesst dank 70 Metern Gefälle ohne Energieverbrauch bis in die Hauptstadt. Insgesamt hat die Transportleitung eine Länge von 34 Kilometern und folgt der Strasse Aeschau–Sig-

nau–Schüpbach–Lauperswil–Goldbach–Hasle–Oberburg–Krauchtal–Grauholzwald und fliesst schlussendlich ins Reservoir Mannenberg. Eigentlich verläuft die gesamte Transportleitung unterirdisch. Lediglich der Stollen in Aeschau ist begehbar. «Die Leitung im Stollen wird mindestens einmal im Monat auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft, grössere Vorkommnisse gab es aber noch nie. Auch die unterirdisch verlaufende Strecke ist kaum störanfällig. Ab und zu gibt es Wurzeleinwüchse, dies kommt aber sehr selten vor», erklärt der Leiter der Fassungsanlagen.

Regelmässige Kontrollen

Das in Aeschau gefasste Wasser ist von ausgezeichneter Qualität. Es wird dank Sand und Humus sowie Kies- und Schotterschichten im Untergrund sehr wirkungsvoll gefiltert. Um das Wasser auf dem achtstündigen Transport bis nach Bern vor Verkeimung zu schützen, werden ihm kleine Mengen Chlordioxid beigegeben. «Chlordioxid ist gesundheitlich unbedenklich und beeinträchtigt den Geschmack oder Geruch des Trinkwassers nicht wahrnehmbar. Zudem wird die Wasserqualität rund ums Jahr geprüft.» Es hat sogar ein Aquarium, welches per Videokameras überwacht wird. Würden die Fische also plötzlich Rückenschwimmen, ginge sofort der Alarm los. Das frische Emmentaler Wasser versorgt rund die Hälfte der Berner Stadtbevölkerung.
14.03.2013 :: Fabian Gfeller (gfe)