Jetzt grinsen sie wieder auf Briefkästen, Fenstersimsen oder Mauern: Kürbisse mit furchterregenden Gesichtern und Fratzen. Der Brauch, im Oktober ausgehöhlte und geschnitzte Kürbisse aufzustellen, ist bei uns noch nicht so alt.
Der 31. Oktober wird als Reformationstag gefeiert. An diesem Tag hat in Deutschland eine Bewegung ihren Anfang genommen. Die damalige katholische Kirche sollte erneuert werden. Bald entstand daraus jedoch eine neue, evangelische Kirche. In vielen sogar ursprünglich katholischen Ländern auf der ganzen Welt gilt der Reformationstag heute als Feiertag.
Was hat das aber mit Halloween zu tun? Eigentlich gar nichts ausser dem Datum. Der Brauch kommt ursprünglich aus Irland und ist mit Auswanderern im 19. Jahrhundert in die USA gelangt. «All Hallow's Eve», der Vorabend von Allerheiligen, wurde mit der Zeit zu «Halloween». Die ersten beiden Novembertage sind dem Andenken an die Verstorbenen gewidmet. Ein schweres Thema, erinnert es uns doch daran, dass auch wir sterblich sind! Deshalb wird der Tod an Halloween zur Fratze. Man begegnet der Angst, indem man sie mit allerhand Grusel, Horror und Schabernack nach aussen kehrt.
Was feiern Sie heute? Halloween oder den Reformationstag? Zugegeben: Halloween ist trotz des düsteren Themas leichter zugänglich. Die maskierten oder kostümierten Kinder, die Süssigkeiten und die leuchtend orangen Kürbisse haben Halloween zu einem Fest für die Sinne gemacht – das zudem noch die Kassen der Grossverteiler klingeln lässt. Die Erinnerung an die Reformation hingegen ist ein sperriges, kopflastiges Thema, das einiges an Wissen voraussetzt. Dass wir jedoch heute Feste wie Halloween feiern können, wie es uns gefällt, ohne dass die Kirche uns strenge Regeln auferlegt – das verdanken wir auch jener Bewegung, die vor gut 500 Jahren am 31. Oktober begann und sich in Windeseile in Europa ausbreitete: der Reformation.