... kommt das Christuskind. Aber nicht nur das: Alle Jahre wieder wird es - wie heute - 16. Januar, alle Jahre wieder kommt die Fasnachtszeit, alle Jahre feiern wir Geburtstag. Wir leben in wiederkehrenden Zyklen im Kreislauf der vier Jahreszeiten, im Rhythmus der zwölf Monate, 52 Wochen und 365 Tage à 24 Stunden. Auch wenn vieles jedes Jahr wiederkehrt, kommt nichts zurück: Die Zeit vergeht, wir sind jedes Jahr um ein Jahr älter. Das Erlebnis der wiederkehrenden Ereignisse ist jedes Mal neu. Was vergangen ist, bleibt vergangen. So gibt es bei der Betrachtung der Zeit sowohl den Aspekt der zyklischen Wiederkehr als auch jenen des linearen Ablaufs der Zeit, den jeder Mensch zwischen Geburt und Tod erlebt.
Der wiederkehrende Aspekt ist in der afrikanischen Kultur vorherrschend, der Aspekt der zerrinnenden Zeit prägt dagegen die europäische Sichtweise. «Europäer haben Uhren, Afrikaner haben Zeit», sagt ein afrikanisches Sprichwort. Im Blick auf die Uhr kann man Zeit verlieren. Wer jedoch Zeit hat, der weiss, dass morgen auch noch ein Tag ist. In der Zusammenarbeit mit Menschen aus anderen Kulturen kann man diese unterschiedliche Sichtweise manchmal handfest erleben, was gelegentlich zu Spannungen führen kann. Wie auch immer man die Zeit erlebt – entscheidend ist immer das Jetzt, das es zu geniessen oder zu gestalten gilt. In diesem Sinn schreibt Paulus nach Korinth: «Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung.» (2Kor 6,2b) Paulus verwendet hier das griechische Wort «Kairos», das nicht einfach «Zeit» bedeutet, sondern den richtigen «Zeitpunkt». Diesen Kairos gilt es im Jetzt zu nutzen. Die Gegenwart ist wichtig, schon bald ist sie verflogen. Die Psychotherapeutin Elisabeth Lukas hat es in einem Buchtitel so formuliert: «Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens.» Heute ist der 16. Januar, es ist der erste Tag vom Rest deines Lebens.