Fernunterricht: Die Kinder erhalten Aufträge – die Lehrerschaft hilft

Fernunterricht: Die Kinder erhalten Aufträge – die Lehrerschaft hilft
Emmental/Entlebuch: Innert weniger Tage mussten die Schulen auf Fernunterricht umstellen. Das fordert einiges an Flexibilität – von der Lehrerschaft, den Eltern und den Kindern.

«Wir spüren eine riesige Solidarität.» Das sagt Barbara Christen, Hauptschulleiterin in Hasle, angesprochen auf die aktuelle Situation. Alle rund 300 Schülerinnen und Schüler – vom Kindergarten bis zur 6. Klasse – können privat betreut werden. «Die Betreuungsangebote in den beiden Schulhäusern werden zumindest in den ersten Tagen sicher nicht benötigt», erklärt Barbara Christen. Bei ihr hätten sich auch Familien gemeldet, welcher noch ein oder zwei Kinder tagsüber umsorgen könnten. «Etwa für Alleinerziehende wäre das eine gute Möglichkeit.»



Motivierte Lehrpersonen

Bezüglich des Fernunterrichts haben die Kinder gestern Mittwoch gestaffelt ihre Unterlagen abgeholt. «Sie haben zunächst Aufträge für die ersten drei Tage erhalten», erklärt Barbara Christen. Dann sei vorgesehen, dass den Schülerinnen und Schüler jeweils am Montag die Unterlagen für die aktuelle Woche übermittelt würden. Der Lehrstoff beschränke sich auf die Fächer Deutsch, Mathematik, Natur-Mensch-Gesellschaft, Französisch und Englisch. Ergänzend würden die Schülerinnen und Schüler freiwillige Angebote erhalten mit gestalterischen und musikalischen Projekten. Die Lehrerinnen und Lehrer würden jeweils nachmittags telefonische Sprechstunden anbieten, um Fragen zu klären. «Unsere Lehrpersonen haben sehr motiviert auf die neue Situation reagiert», rühmt Christen. «Das ganze Team zieht mit, obwohl wir alle noch nie unter solchen Umständen gearbeitet haben.»

Guido Bucher hat schon einmal eine vorübergehende Schulschliessung erlebt. Er ist Schulleiter in Flühli und insgesamt seit gut 40 Jahren als Lehrer tätig. «Das war in meinem ersten Jahr als Lehrer», erinnert sich Bucher. «1980 hatte sich der grosse Bergsturz ereignet und die Schule wurde drei Wochen vor den Sommerferien geschlossen. Dies vor allem, weil das Schulhaus der Aussenschule Sandboden, wo ich damals tätig war, als Kommandozentrale für die Rettungskräfte genutzt wurde.» Rückblickend sei das aber schon etwas ganz anderes gewesen als die jetzige Situation.



Schwaches Internet «näbenusse»

«Wir haben die Eltern bereits am Samstag orientiert und auch Informationen auf unserer Website aufgeschaltet. An einer Lehrerkonferenz sei das weitere Vorgehen besprochen worden, berichtet Guido Bucher. «In einer ersten Phase werden vor allem bereits behandelte Themen vertieft. Die Kinder und Jugendlichen haben auch die Möglichkeit, ein oder mehrere Bücher auszuleihen.» Bei der Oberstufe werde man versuchen, den Schulstoff hauptsächlich digital zu übermitteln. Die Schülerinnen und Schüler sollen beispielsweise via Skype mit ihren Lehrpersonen kommunizieren können. «Ob das rein technisch klappen wird, wissen wir noch nicht», gibt der Schulleiter der weitläufigen Gemeinde Flühli zu bedenken. «Näbenusse» seien die Leitungen für das Internet oft sehr schlecht. «Da bringt es dann auch nicht viel, wenn man einen Laptop mit nach Hause gibt.»



Für was reichts noch?

Wichtiger als die Technik sei es, dass die Lehrkräfte die Aufträge so aufs Papier bringen, dass die Schülerinnen und Schüler diese selber lösen könnten, meint der routinierte Schulleiter. «Vielleicht muss man ein ganz neues Thema einführen, weil dieses leichter verständlich ist als das aktuelle.» überhaupt müssten sich die Lehrerinnen und Lehrer überlegen, was bis zum Ende des Schuljahres noch vermittelt werden soll und welcher Stoff vielleicht erst im nächsten Schuljahr – das hoffentlich wieder normal durchgeführt werden kann – nachgeholt werden könnte, sagt Bucher.



übertritte sind geregelt

Auch bei der Schule Langnau blickt man voraus. «Wir machen uns Gedanken zum vierten Quartal, wenn der Fernunterricht weitergeführt würde», sagt Markus Brandenberger, Gesamtschulleiter. «Gleichzeitig läuft die Planung des Schuljahres 2020/21 weiter.» Glücklicherweise sei die Selektion für den übertritt in die Sek oder das Gymnasium abgeschlossen. «Erschwert oder hinausgezögert wird unter den jetzigen Bedingungen die Lehrstellensuche», meint Markus Brandenberger.

Wie werden fremdsprachige Eltern beim Fernunterricht unterstützt? «Grundsätzlich sollen die Aufträge so formuliert werden, dass sie von den Kindern selbstständig erledigt werden können», führt Brandenberger aus. Für Eltern, welche die deutsche Sprache nicht gut verstehen, sind Hilfsangebote durch DAZ-Lehrpersonen (Deutsch-als-Zweitsprache) denkbar.

Mit rund 1000 Kindern und Jugendlichen ist Langnau im Gebiet der «Wochen-Zeitung» die Gemeinde mit der höchsten Schülerzahl. «Alle können bis jetzt privat betreut werden», berichtet der Gesamtschulleiter Langnaus. Wenn der Bedarf steigen sollte, würde wohl in den Räumen der Tagesschule ein entsprechendes Angebot eingerichtet. «Die Grundstimmung, auch bei den Eltern, ist gut. Wir erhielten Angebote von Erwachsenen, welche sich um Kinder kümmern könnten.»

19.03.2020 :: Bruno Zürcher (zue)