Ehrlers Gangsterstory auf der Bühne

Ehrlers Gangsterstory auf der Bühne
Der Dieb (rechts aussen) konnte mit vereinten Kräften gefasst werden. / Bild: Ruedi Emmenegger (ers)
Escholzmatt-Marbach: Mit einem besonderen Geburtstagsgeschenk wurde der Marbacher Mundartautor Josef Ehrler überrascht: mit der Uraufführung seines eigenen Zweiakters.

Es muss nicht immer ein runder sein, auch ein 89. Geburtstag lässt sich auf besondere Art feiern, dachte sich die Familie von Josef Ehrler. Dass er an seinem Festtag ins Gasthaus Krone Escholzmatt eingeladen wurde, freute ihn sehr, aber die Überraschung war erst perfekt, als sich der Bühnenvorhang im Saal öffnete und Familienangehörige mit Freunden in Theaterkostümen vor ihm standen. «Gängschter-Bsuech im Wittefärre», so heisst die kernige Mundart-Geschichte, die der frühere Marbacher Sekundarlehrer Josef Ehrler 2019 publizierte. Im Rahmen eines Innerschweizer Theaterwettbewerbs schrieb er sie in einen Vierakter und später in eine Kurzfassung um. Aus diversen Gründen hat es das spannende Stück bis heute nicht auf die Bühne geschafft. Das bewog die Familie Ehrler, den Zweiakter in privater Initiative zusammen mit weiteren Schauspielerinnen und Helfern für Gestaltung und Technik und unter der Regie von Richard Portmann zu inszenieren. Der Jubilar und seine Gäste hatten ihre helle Freude am komödiantischen, ausdrucksstarken und spannungsreichen Spiel.


Täter in Marbach überführt

Wie alle Geschichten, die der Mundartautor in drei Büchern, in der «Entlebucher Brattig», im «Entlebucher Anzeiger» oder in der «Schnabelweid» von Radio SRF veröffentlichte, stützt sich «Gängschter-Bsuech im Wittefärre» auf eine wahre Begebenheit. Der Dieb und Gauner Paul Hauri, der 1942 in der ganzen Deutschschweiz und schliesslich auch im Emmental und im Entlebuch unter wechselndem Namen sein Unwesen treibt, taucht eines Abends auf dem Bergheimet Wittefärre unterhalb der Marbachegg auf. Dies als unbescholtener Pilzler, der um ein Nachtlager bittet – und es erhält. Die Bauernfamilie Bieri, durch einen Zeitungsbericht auf den Gesuchten aufmerksam geworden, ist nicht ganz ahnungslos und hat mit dem «Landjäger» ein mögliches Vorgehen für den Ernstfall ausgeheckt. Als Hauri am nächsten Morgen nichts ahnend mit ein paar Pilzen aus dem Wald zurückkehrt, wird er plangemäss mit Hilfe der Älplerfamilie, des Knechts und der Magd verhaftet. Rucksackkontrolle und Leibesvisitation bringen allerhand Diebesgut aus seinen «Familienbesuchen» ans Tageslicht. So auch Bieris sechs Goldvreneli. Der Gang zum «Chefi» in Schüpfheim ist dem Gauner gewiss.

25.04.2024 :: Ruedi Emmenegger (ers)