Wo Langnau viel für den Klimaschutz macht und wo es noch zu tun gibt

Wo Langnau viel für den Klimaschutz macht und wo es noch zu tun gibt
Dank Wärmepumpen und des Wärmeverbunds (Bild) wird in Langnau viel mit erneuerbarer Energie geheizt. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Langnau: Was kann die Gemeinde für den Klimaschutz tun? Das hat Melanie Gerber am Beispiel Langnau untersucht. Wichtig sei, sich auf eine gemeinsame Strategie zu einigen.

Diskussionen um das Thema verlaufen zuweilen hitzig und kontrovers. Die einen fordern radikale Massnahmen, um den CO2-Ausstoss rasch einzudämmen – andere argumentieren: «Was bringt es weltweit, wenn wir hier das Klima schützen?»

«Dieses Spannungsfeld zusammenzubringen und konkrete Schritte zu beschliessen, ist sicher die grosse Kunst der Politik», sagt Melanie Gerber. «Ich denke, Hauptsache ist, dass man überhaupt etwas gegen den Klimawandel unternimmt.» Oft würden in den Diskussionen auch Birnen mit Äpfeln verglichen, hat sie die Erfahrung gemacht. «Das ging auch mir so, und war mit ein Grund, die CAS-Ausbildung Klimastrategien anzupacken», sagt Gerber. Ihr Bericht dient nun dem Gemeinderat Langnau als Grundlage, um eine Klimastrategie auszuarbeiten (siehe Beitrag rechts).


Vieles befindet sich im Aufbau

Wo blickt sie nun besser durch? «Plastikverpackungen von Lebensmitteln ist ein Thema, das ich etwas anders sehe», meint sie. «Ich störe mich zwar nach wie vor an den zum Teil unnö­tigen Verpackungen. Was für mich neu war: Durch Food-Waste entsteht ein viel grösserer Schaden, weil für die Produktion des Lebensmittels viel mehr Energie verbraucht wird als mit der Verpackung.» Dennoch sei es sinnvoll, Plastik separat zu sammeln, was bei der Bevölkerung auf grosses Interesse stosse. Obschon das Plastik in Österreich sortiert wird? «Die Schweizer Wiederaufbereitungs-Firma plant ein Sortierwerk in der Schweiz zu bauen. Auch Technologien für die Wiederverwertung von E-Auto-Batterien sind vorhanden. Das Rezyklieren wird mit der steigenden Nachfrage billiger und wirtschaftlich attraktiv.» Apropos E-Autos: Aus dem über 200-seitigen Bericht geht hervor, dass in Langnau im Vergleich zu an­deren Schweizer Gemeinden wenig Elektroautos unterwegs sind. Auch in Sachen Solarstrom hinkt die Gemeinde hinterher. Hingegen werden in Langnau deutlich mehr Gebäude mit erneuerbarer Energie geheizt als im schweizerischen Durchschnitt. Dies, weil im waldreichen Emmental viele mit Holz heizen und in Langnau ein Holz-Wärmeverbund besteht.


Der Einfluss ist begrenzt

«Die Gemeinde Langnau macht schon einiges in Sachen Klima, aber vieles wird nicht so deklariert», hat Melanie Gerber festgestellt. Aktuelles Beispiel sei die Burgdorfstrasse, die nach dem sogenannten Schwammstadtprinzip gebaut wird: möglichst viel Regenwasser auffangen und im Boden speichern. «Als ich die Daten zusammengetragen habe, zeigte sich auch rasch ein Problem der Gemeinden. Ihr Einfluss ist beschränkt», meint Melanie Gerber. Zum einen sei vieles auf kanto­naler oder eidgenössischer Ebene geregelt, zum andern könne die Gemeinde private Hausbesitzer nicht zwingen, beispielsweise auf ihren Häusern Solarpanels zu montieren.


Häuser sanieren wäre effizient

«Ein wichtiger Punkt ist», fügt Melanie Gerber an, «weniger Energie zu verbrauchen; beispielsweise indem Wohnhäuser besser gedämmt werden. Das verringert den CO2-Ausstoss am effizientesten.» Wenig überraschend steht in ihrem Bericht unter «Handlungsbedarf» die Verbesserung der Gebäudehüllen an oberster Stelle. Die Gemeinde Langnau weise bei den Wohnhäusern einen vergleichsweise hohen Sanierungsbedarf auf. Warum ist das so? «Es hat viele historische Bauten, deren Sanierung aufwändiger ist. Das ist wohl ein Grund», sagt Gerber. «Hinzu kommt: die Wärmedämmung zu verbessern, ist teuer. Viele Hausbesitzer können oder wollen nicht so viel Geld in die Dämmung stecken, was langfristig aber sehr wohl rentabel wäre.»


Anpassen an den Klimawandel

Zahlreiche Massnahmen zu Klimaschutz und Klimaanpassung sind bereits etabliert. Bäche und  Flüsse werden auch in Langnau seit Jahrhunderten verbaut. Gegen Hitze scheint man aber weniger gewappnet. «Grundsätzlich hat Langnau eine gute Ausgangslage: Rundherum hat es Wald und die Lage im Tal macht es möglich, dass kalte Luft ins Dorf strömt», berichtet Melanie Gerber. «Diese Kaltluftströme dürften beispielsweise in Zukunft bei der Ortsplanung eine Rolle spielen», nennt sie ein Beispiel. Bereits jetzt immer wieder ein Thema sind im Dorf Langnau Bäume. «Die Bäume habe eine lokale Wirkung. Sie kühlen die Luft auf natürliche Weise, was natürlich im Sommer angenehm ist», sagt Melanie Gerber und weist auf die stämmige Buche vor ihrem Haus.

Höchste Langnauerin

Melanie Gerber leitet nicht nur den Bereich Umwelt und Energie für eine Berner Gemeinde. Sie engagiert sich auch in der Politik: Sie gehört der Umweltkommission der Gemeinde Langnau an und präsidiert in diesem Jahr das Gemeindeparlament und ist somit die höchste Langnauerin.

25.04.2024 :: Bruno Zürcher (zue)