Gegner kritisieren Gemeinderat erneut

Gegner kritisieren Gemeinderat erneut
Im ersten Ofen des Verbunds wird schon lange gefeuert. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Grosshöchstetten: Vier Häuser will der Gemeinderat an den Wärmeverbund anschliessen. Weil das Referendum ergriffen wurde, kommt das Geschäft an die Gemeindeversammlung.

Mit Wärme des Verbunds versorgt werden sollen künftig die Gemeindeverwaltung, das Gemeindestöckli, das Wältihaus sowie das Gebäude beim Fussballplatz. Der Gemeinderat hat diesen Beschluss gefällt, nachdem die Gemeindeversammlung im Juni den Anschluss der Schulhäuser Schulgasse und Alpenweg an den Wärmeverbund gutgeheissen hatte. Damals wurde auch Kritik geäussert, die Zustimmung fiel aber schliesslich deutlich aus.

Für den Rückbau der bestehenden Heizungen und den Anschluss an den Verbund hat der Gemeinderat vier Kredite genehmigt. Weil sich diese in der Höhe von 80´000 bis 128´000 Franken bewegten, lagen sie in der Kompetenz des Gemeinderates. Gemäss der Gemeindeordnung ist die Gemeindeversammlung erst ab 200´000 Franken zuständig. «Und weil es sich um vier separate Gebäu-de handelt, konnten wir die vier Geschäfte nicht zusammennehmen», erklärt Gemeindepräsidentin Christine Hofer auf Anfrage.


«Keinesfalls geschönte Zahlen»

Nun werden die Kredite gleichwohl an der Gemeindeversammlung behandelt werden. Dies, weil gegen die Beschlüsse des Gemeinderats das Referendum ergriffen worden ist (die «Wochen-Zeitung» berichtete). Auf der 13 Seiten umfassenden Botschaft zeigt der Gemeinderat Grosshöchstetten detailliert auf, warum er zum Schluss gekommen ist, dass ein Anschluss an den Wärmeverbund Neuhuspark die beste Variante ist. Auf eine Betriebsdauer von 40 Jahren schwingt diese Lösung im Vergleich zu Wasser-Luft-Wärmepumpen, Pellet-Heizungen und einem eigenen Wärmeverbund wirtschaftlich deutlich obenaus. «Die Zahlen hat ein ausgewiesener Fachplaner berechnet», hält Gemeindepräsidentin Christine Hofer fest. «Es sind in keiner Weise geschönte Zahlen», erklärt sie, angesprochen auf die Kritik der Personen, die das Referendum ergriffen haben.

Wie vorgesehen, wenn ein Referendum ergriffen wird, hat sich der Gemeinderat mit Vertretenden des Komitees getroffen. «Wir hatten ein gutes Gespräch», sagt Hofer. Die Per­sonen, die das Referendum ergriffen hätten, seien nicht grundsätzlich gegen das Vorhaben. Kritisiert worden sei aber etwa die Kommunikation. «Das Referendumskomitee hat auch auf die Möglichkeit verzichtet, in der Botschaft eine Stellungnahme ihrerseits anzufügen», bemerkt Hofer. Sie hoffe, dass die Stimmberechtigten die Kredite genehmigen werden. «Wir müssen die Heizungen in den vier Gebäuden sowieso ersetzen und der Wärmeverbund ist dafür eine günstige und sinnvolle Lösung.» Auf die Kritik, warum die Gebäude nicht zuerst besser isoliert werden, entgegnet Hofer: «Eine bessere Isolation ist vorgesehen, wird aber sicher nicht von heute auf morgen umgesetzt. Ein Vorteil beim Anschluss an den Wärmeverbund ist ja gerade, dass die Möglichkeit besteht, dann weniger Wärme zu kaufen, wenn die Gebäude besser installiert sind.»


Gute Auslastung, offene Finanzierung

In der Zentrale des Wärmeverbundes arbeitet heute bereits ein Holzschnitzelofen mit einer Leistung von 900 Kilowatt. Dieser liefert unter anderem an den Neuhuspark (das einstige Spital) sowie an das Quartier Talacker Wärme. Geplant ist der Einbau eines zweiten Ofens mit einer Leistung von 550 Kilowatt. «Auf die totale Leistung von 1,45 Megawatt ist das ganze System ausgelegt», sagt Magnus Furrer, Verwaltungsrat der neu gegründeten ENGH Wärme AG. «Mit den vier zusätzlichen Gemeindeliegenschaften wäre der Verbund zu über 90 Prozent ausgelastet», sagt er und fügt an: «Diese Zahl täuscht ein wenig. Weil nicht alle Liegenschaften gleichzeitig Wärme beziehen, kann man einen solchen Verbund bis 120 Prozent belasten – es besteht also noch die Möglichkeit, dass weitere Liegenschaften, die entlang der Leitung in den Dorfkern liegen, angeschlossen werden.»

Bevor diese Leitung gebaut und der zweite Ofen montiert wird, muss die ENGH Wärme AG die Finanzen sichern. «Wir hatten erst eine Verwaltungsratssitzung», berichtet Furrer. Das Ziel laute, die Finanzierung bis Ende 2026 gesichert zu haben. «Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden», sagt Magnus Furrer. «Zwei Drittel des Verbunds sind schon gebaut und mit dem verbleibenden Drittel ist die Anlage absolut wirtschaftlich.»

«Die Berechnungen stimmen nicht»

Er sei nicht generell gegen den Wärmeverbund, schickt Mark Hebeisen voraus. «Ich finde es auch sinnvoll, dass das ehemalige Spital und das Quartier Talacker so beheizt werden.» Dennoch hat sich Hebeisen engagiert, damit das Referendum zu-stande gekommen ist und nun die Stimmberechtigten über die Beschlüsse des Gemeinderats ent-scheiden werden. Dass er die Kredite ablehnen wird, überrascht nicht. «Zumindest im Moment würde ich nicht zustimmen», sagt er. Aus welchen Gründen? «Die Berechnungen, die der Gemeinderat hergezogen hat, um zu entscheiden, welches Heizsystem sinnvoll ist, stimmen nicht», sagt Hebeisen. So seien etwa Abschreibungssätze falsch eingesetzt worden, was letztlich den Anschluss an den Wärmeverbund besser aussehen lasse. Insgesamt erweise sich die Planung als «nicht professionell».


Gemeinderat wolle ENGH stützen

Der Gemeinderat strebe mit den Anschlüssen der vier Liegenschaften vor allem an, die Liquidität der ENGH Wärme AG – die sich im Besitz der Gemeinde befindet – zu verbessern. «Besser wäre im Moment», fährt Mark Hebeisen fort, «die Gebäude zuerst energetisch zu sanieren und dann in ein neues Heizsystem zu investieren.» Vertretende des Komitees werden sich vor der Versammlung noch einmal mit dem Gemeinderat treffen, sagt Hebeisen. «Der Gemeinderat soll das Geschäft zurückziehen.»

20.11.2025 :: Bruno Zürcher (zue)