In einer Pflanze weiterleben

Rüegsau: Das Start-up Ever Green aus Rüegsau bietet einen lebendigen Gedenkort, indem es die Asche von Verstorbenen in das Wurzelwerk einer Pflanze einarbeitet.

Für Adrian Bernhard ist der Tod kein Tabu. «Ich habe mich schon als Kind mit diesem Thema beschäftigt und oft Gräber gezeichnet», sagt er. Als Jugendlicher hat er sich entschieden, Velomechaniker zu werden. Später arbeitete der 37-Jährige zwei Jahre lang im Krematorium des Berner Bremgartenfriedhofs. «Ich beschäftigte mich mit Kremationen, Trauerfeiern und Aufbahrungen und betreute Angehörige», sagt er. Zusammen mit seiner Freundin Alexandra Frauchiger hat er jetzt den Sprung in die Selbständigkeit gewagt und das Start-up Ever Green gegründet, das die beiden nebenberuflich betreiben. «Sich mit dem Tod befassen, nimmt ihm den Schrecken», erklärt er.

Neue Formen sind gefragt

Adrian Bernhard hat festgestellt, dass individuelle, neue Beisetzungsformen gefragt sind. Viele wünschen, dass ihre Asche an einem bestimmten Platz verstreut wird. Das hat jedoch zur Folge, dass den Angehörigen ein Gedenkort fehlt. Da setzt «Ever Green» - das heisst «immer grün» - an: Bernhard und Frauchiger bieten an, die Asche von Verstorbenen abzuholen, in Schafwollsäcklein zu verpacken und in das Wurzelwerk einer ausgewählten Pflanze einzuarbeiten. «Beliebt sind Apfelbäumchen und Zierahorne, die man auf den Balkon stellen kann», sagt Bernhard. Asche ist ein starker Dünger. Die Schafwolle wirkt als natürlicher Puffer gegen eine allfällige Überdüngung der Pflanzen.

Kontakt mit Hinterbliebenen

Wichtig ist Adrian Bernhard der Kontakt mit den Hinterbliebenen, ein vertieftes Gespräch und das gemeinsame Aussuchen einer geeigneten Pflanze, je nachdem, an welchen Standort diese kommen soll. Damit die Wurzeln das Säcklein mit der Asche gut umwachsen können, darf die Pflanze mindestens ein Jahr nicht umgetopft werden. So kommt sie zur Ruhe und bietet den Angehörigen, was sie brauchen; einen individuellen Gedenkort.