Mehr Frauenpower im Gemeinderat?

Mehr Frauenpower im Gemeinderat?
Die Grafik zeigt die Wähleranteile der einzelnen Parteien bei den Wahlen 2021. / Bild: Rudolf Burger (bur)
Langnau: Bei den Gemeindewahlen könnte sich der Frauenanteil im Gemeinderat verdreifachen – von einem auf drei Mandate. An der Sitzverteilung dürfte sich im Gemeinderat nichts ändern.

Wer sich auf der Gemeinde-Homepage das Bild des amtierenden Langnauer Gemeinderats anschaut, staunt: Es präsentieren sich in lockerer Aufmachung, flankiert vom Gemeindeschreiber und seinem Stellvertreter, acht Männer und nur eine Frau. Das war das Resultat der Wahlen 2021.
Ist bei den Wahlen am 26. Oktober Besserung in Sicht? Die Frau, Daniela Bärtschi (SP), tritt für eine weitere Amtsperiode an, ebenso ihr Parteikollege Martin Lehmann. Von der SVP sind Gemeindepräsident Walter Sutter und Beat Gerber wieder dabei, von den Grünliberalen Michael Moser und von der FDP Johann Sommer. Als Bisherige haben erfahrungsgemäss alle sechs beste Chancen, eine weitere Legislatur bestreiten zu können. Und Gemeindepräsident Sutter ist in seinem Amt unbestritten, muss in der Majorzwahl aber dennoch bestätigt werden.

Nicht mehr antreten werden Thomas Gerber (Mitte), Niklaus Müller (SP) und Jürg Gerber (SVP).


Wie stehen die Chancen der Parteien?

Wer aber schafft es neu in den Gemeinderat? Wie die Grafik zeigt, kann die SVP auf ein Wählerpotenzial von über 35 Prozent zählen und damit sicher ein drittes Mandat holen, entweder mit Michael Reber oder Parteipräsident Roland Zaugg. Der fünfte SVP-Kandidat, Thomas Gerber, ist auf der Liste nur einmal aufgeführt und damit chancenlos.

Das gilt auch für drei Kandidierende auf der SP-Liste, Ivo Strahm, Michaela Liniger und Samuel Dällenbach. Wenn es der SP gelingt, ihren dritten Sitz zu verteidigen, wird mit Miriam Margani-Lenz eine zweite Frau in den Gemeinderat gewählt. Ganz sicher ist dieser dritte Sitz für die SP nicht. Bei den Wahlen 2021 kam sie zusammen mit der Listenverbindungspartnerin GLP auf 37,4 Prozent, was den beiden zwar vier Mandate bescherte, davon aber eines als Restmandat. Weil der Grünliberale Michael Moser aber erneut kandidiert, sind für SP und GLP vier Mandate in Reichweite. Die FDP, die Partei von Gemeinderat Johann Sommer, rechnet sich «gute Chancen» auf einen zweiten Sitz aus – wozu sie aber ihren Stimmenanteil im Vergleich mit 2021 fast verdoppeln müsste. Die FDP geht wiederum mit der Mitte zusammen. Dank dieser Listenverbindung kann die Mitte, die 2021 nur dank dem zweiten Restmandat in den Gemeinderat einzog, darauf hoffen, ihren Sitz zu verteidigen. Die Mitte hat zwar acht Kandidierende auf ihrer Liste, aber sieben davon sind nur einmal aufgeführt. Es ist also einzig die im Doppel gedruckte Melanie Gerber, die für den Mitte-Sitz in Frage kommt. Fazit all dieser Erwägungen: Die Chancen stehen ziemlich gut, dass sich zwar an der Zusammensetzung nach Parteien im neuen Gemeinderat nichts ändert, dass aber das Verhältnis der Geschlechter mit sechs Männern und drei Frauen ein etwas zeitgemässeres Bild hergibt.


«Sitze verteidigen, Sitze halten»

Im Grossen Gemeinderat wurden vor vier Jahren 29 Männer und 11 Frauen gewählt. Jetzt treten 24 Männer und 10 Frauen zur Wiederwahl an. Wenn sich unter den Neukandidierenden auch Frauen durchsetzen können, ist im neuen GGR eine höherer Frauenanteil gut möglich. In diesem Zusammenhang fällt die Liste der SVP auf: Neben 17 Männern kandidieren nur 3 Frauen. «Wir haben sicher 20 Frauen angefragt», sagt Parteipräsident Roland Zaugg, «aber nicht mehr gefunden.» Auch bei der GLP (2 Frauen und 9 Männer) und der FDP (2 und 7) herrscht Frauenmangel, allerdings im Verhältnis nicht ganz so krass wie bei der SVP. Weil im GGR 40 Mandate zu vergeben sind, ist eine Prognose über mögliche Sitzgewinne und -verluste schwierig. Mit grossen Verschiebungen ist aber nicht zu rechnen. «Sitze verteidigen, Sitze halten», ist die fast stereotype Antwort der Parteien auf die entsprechende Frage. Im Gegensatz zu 2021 sind diesmal auch die Grünen dabei, allerdings nur mit einem Kandidaten, Björn Ernst. Die Ausgangslage als Einzelner sei nicht ideal, sagt er, aber er sei bekannt und könne sich gut vorstellen, gewählt zu werden. Ernsts Liste ist mit jener der SP verbunden, obwohl die SP, wie Vorstandmitglied Verena Gertsch sagt, im GGR normalerweise keine derartige Zusammenarbeit suche. FDP und Mitte haben neu die EVP in ihre Listenverbindung aufgenommen.


Flauer Wahlkampf

Wie die Sichtung der Prospekte zeigt, ist von einem eigentlichen Wahlkampf in Langnau wenig zu spüren. Gute Bildung, attraktive Infrastruktur, massvolle Steuerbelastung – auf diese Forderungen können sich wohl alle Parteien einigen. Die SP wünscht sich «eine nachhaltige Verkehrsplanung» mit «mehr Fuss- und Velowegen». Die Mitte hofft auf «einfachere Prozesse in Verwaltung und Planung». Die FDP will «Energieziele mit Innovation» erreichen. Die SVP ist «gegen die Aufhebung von Parkplätzen im Dorf». Für die GLP schützt Ortsplanung das Kulturland und «ermöglicht verdichtetes Bauen.» «Was wäre Langnau ohne Eishalle und ohne Badi», fragt die SP. Auch die SVP will die Badi erhalten, aber ohne «Realisierung eines überdimensionierten Projekts».

09.10.2025 :: Rudolf Burger (bur)