Beats zwischen Kirchenbänken - wenn Hip-Hop die Kirche füllt

Beats zwischen Kirchenbänken - wenn Hip-Hop die Kirche füllt
Was geht ab? Am Hip-Hop-Gottesdienst in Zäziwil fanden Jugendkultur und kirchliche Werte zusammen. / Bild: Gabriel Friderich
Zäziwil: Hip-Hop-Lifestyle und Gottesdienst. Geht das zusammen? Im Rahmen eines Projekts wurde erstmals in Zäziwil ein Hip-Hop Gottesdienst veranstaltet. Fazit: Es geht.

An einem unscheinbaren Sonntagabend herrscht in der Kirche Zäziwil ungewohnte Betriebsamkeit. Die Bänke sind bis auf den letzten Platz gefüllt und selbst langjährige Gemeindemitglieder staunen über den grossen Andrang. «Es ist schon lange her, dass die Kirche das letzte Mal so voll war», sagt eine Besucherin. Die gespannte Erwartung ist spürbar, denn zum ersten Mal findet in Zäziwil ein Hip-Hop-Gottesdienst statt.


Kirchliche Unterweisung mal anders

Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, weckt vor allem Neugier. «Das ist mal eine neue Art der Kirchlichen Unterweisung (KUW)», kommentieren Jugendliche begeistert. Im Vorfeld hatten sie die Möglichkeit an verschiedenen Workshops teilzunehmen. «Ich hatte fast ein bisschen die Qual der Wahl», erzählt eine Teilnehmerin über das breite Angebot, das von Tanz über Battle-Rap bis hin zur Moderation reicht. Der Abend selbst bietet eine Mischung aus kreativen Performances und traditionellen Elementen. Zwischen den Präsentationen der Workshops finden Gebete und ein Input darüber statt, was Glauben im Kern bedeutet. Auch regionale Künstlerinnen und Künstler stehen auf der Bühne und präsentieren ihre eigenen Songs. Der Anlass ist Teil einer längeren Entwicklung. Seit 2006 organi-siert das Hip-Hop Center Bern jährlich Hip-Hop-Gottesdienste. Am 30. November fand dieser Event erstmals in Zäziwil statt - gemeinsam mit rund 100 KUW-Jugendlichen, die ein vielfältiges Programm auf die Beine stellten. Dass Zäziwil in diesem Jahr Austragungsort ist liegt nahe, denn das Hip-Hop Center hat seit einem Jahr das KUW-Mandat für die Regionen Grosshöchstetten und Zäziwil. Bereits beim reformierten Jugendfestival «Refine» feierte ein ähnlicher Gottesdienst vor rund 800 Jugendlichen grosse Erfolge.


Nicht der Ort, die Haltung zählt

Was diesen Gottesdienst besonders macht ist nicht der Ort, sondern die Haltung. Trotz des kirchlichen Rahmens wirkt der Abend frisch, lebendig und unkonventionell. Jedes Jahr zieht das Konzept rund 300 Besucherinnen und Besucher an, die sich von der Mischung aus Authentizität, künstlerischer Energie und jugendlicher Perspektive begeistern lassen. Das Hip-Hop Center Bern unterstützt junge Menschen dabei, eigene Projekte innerhalb der Hip-Hop-Kultur umzusetzen So entstehen zweimal jährlich Gottesdienste, die Glauben, Kunst und Jugendkultur auf zeitgemässe Art verbinden.

04.12.2025 :: Leonie Riecicka