Der entscheidende Moment im Schlussgang: Matthias Aeschbacher (rechts) hat Michael Moser im Nackengriff. / Bild: Barbara Loosli (blo)
Schwingen: Zum zweiten Mal nach 2019 gewinnt Matthias Aeschbacher den Bergschwinget Schwarzsee. Die Emmentaler zeigen eine starke Leistung und gewinnen vier Kränze.
Der Schlussgang war fest in Emmentaler Hand. Der 33-jährige Matthias Aeschbacher aus Rüegsauschachen stand dem 19-jährigen Michael Moser aus Biglen gegenüber. Nach zwei Minuten konnte der Routinier vor 4058 Zuschauern das Duell für sich entscheiden und zeigte sich nach dem Erfolg erfreut. «Ein Gestellter hätte uns beiden nichts gebracht. Natürlich war auch immer der Gedanke im Hinterkopf, dass ein Emmentaler das Fest gewinnen sollte. Daher bin ich voll draufgegangen. Ich bin froh, hat es nun so geklappt», sagte ein glücklicher Aeschbacher nach dem Fest.
Aeschbacher schlecht belohnt
Am Morgen deutete noch wenig auf den späteren Festsieg. Zwar startete Aeschbacher entschlossen, doch Samir Leuppi, sein Gegner im Anschwingen, konnte sich mehrmals aus brenzligen Situationen retten. Der Gang endete gestellt. Aeschbacher wurde immerhin mit der besseren Note belohnt.
Anders im zweiten Gang. Obschon Aeschbacher seinen Gegner platt ins Sägemehl beförderte, wurde ihm die Maximalnote verweigert. Dies brachte den sonst besonnen Emmentaler kurzfristig in Rage. «Klar hat es mich in diesem Moment genervt», sagte Aeschbacher zur Szene. «Das wichtigste ist, solche Sachen sofort wieder zu vergessen. Ich habe hinter dem Kampfrichtertisch noch einige Runde gedreht. Nach fünf Minuten war das kein Thema mehr.»
Besser verlief der Start für Christian Gerber, Michael Moser und Lars Zaugg, die jeweils ihre ersten zwei Gänge gewinnen konnten. Daher überraschte es wenig, dass die drei Emmentaler im dritten Gang in den Spitzenpaarungen auftauchten. Es waren allesamt Berner Direktduelle – Paarungen, welche bei den involvierten Athleten jeweils nicht wirklich auf Begeisterung stossen.
Viel Geduld gefragt
Auch Aeschbacher bekam es mit einem Berner zutun. Mit viel Geduld und ständigen Angriffe gelang der Sieg gegen Jan Wittwer in der Beinschere. Anschliessend führte Michael Moser seinen Siegeszug fort: Er konnte sich nach einem Abnützungskampf gegen Patrick Gobeli durchsetzen. Das bedeutete den zweiten Zwischenrang, nur einen Viertel hinter dem führenden Bernhard Kämpf.
Für eine Überraschung war Christian Gerber besorgt: Blitzerfolg über Kilian von Weissenfluh. Gerber blieb damit wies zur Halbzeit dieselbe Ausbeute wie Moser auf. Lars Zaugg hingegen tauchte gegen Fabian Staudenmann, nahm es jedoch gelassen. «Das wichtig ist, dass es überhaupt ein Resultat gab», sagte Zaugg und unterstrich damit den Berner Teamgedanken. Im vierten Gang war es mit Adrian Klossner erneut ein Berner, der Zaugg mit einem Gestellten weiter zurückband. Am Ende verpasste Lars Zaugg auch deshalb den Kranz.
Moser forderte Ott alles ab
Von den Führenden konnte einzig Bernhard Kämpf den vierten Gang gewinnen. Christian Gerber gegen Lario Kramer, sowie Michael Moser gegen Damian Ott teilten die Punkte. Moser war dabei zweimal nahe am Sieg, der Platzrand war jeweils die Rettung für Ott. Matthias Aeschbacher seinerseits profitierte von den Gestellten und verkleinerte mit dem Sieg über Paul Tornare die Lücke zu den Führenden.
Somit lagen drei Emmentaler in einer aussichtsreichen Position für den Einzug in den Schlussgang. Christian Gerber konnte nicht reüssieren und verlor gegen Samir Leuppi. Dank einem weiteren Sieg im sechsten Gang endete der Tag für Gerber dennoch versöhnlich. Sein achter Schwarzsee-Kranz war Tatsache!
Michael Moser liess nichts anbrennen und sicherte sich mit dem Sieg über Janik Korrodi die Schlussgangteilnahme. «Dies bedeutet mir sehr viel», sagte Moser nach seinem Effort, legte aber den Fokus sofort wieder auf den Wettkampf: «Bevor ich mich mit dem Schlussgang befasse, schaue ich zuerst die letzte Spitzenpaarung.» In dieser traf Matthias Aeschbacher auf Bernhard Kämpf. Nur mit einem Plattwurf konnte der Emmentaler überhaupt noch mit Kämpf gleichziehen. «Die Ausgangslage war mir nicht bekannt. Ich habe bewusst in keine Rangliste geschaut.» Und tatsächlich, der benötigte Plattwurf gelang. Nun musste die Einteilung den Gegner vom Michael Moser bestimmen.
Aeschbacher Lob und sein Ziel
Dass Aeschbacher beim Schlussgang den Vorzug erhielt, war für Kämpf doppelt bitter. Schliesslich war es nicht zuletzt der Oberländer, welcher Aeschbacher wieder auf die Erfolgsspur brachte. «Als es letztes Jahr nicht mehr so lief, hat mir Kämpf den Tipp gegeben, dass ich etwas weniger ins Training und etwas weniger schwingen soll. Diesen Rat habe ich befolgt und es ging wieder aufwärts.» Mit den Worten «einfach ein guter Mann, dieser Benu», würdigte Aeschbacher seinen unterlegenen Gegner.
Am Emmentalischen in Langnau am 6. Juli greift Aeschbacher nach seinem nächsten Ziel, dem 100. Kranz seiner Karriere.
Noch nicht soweit ist Dominik Gasser. Mit einem Plattwurf im sechsten Gang konnte er sich mit 56.25 Punkten gerade noch seinen 22. Kranz und seinen zweiten am Schwarzsee sichern. Weniger Glück hatten Fabian Stucki und Fritz Ramseier. Beiden fehlte am Ende je ein Viertelpunk zu Eichenlaub.