Symbolisch zogen «alle am selben Strick» und beförderten das selbst gebaute Pausenhäuschen an seinen neuen Platz. / Bild: zvg
Bowil: Am Schulfest verabschiedeten sich die Bowiler offiziell von ihrem Schulhaus Hübeli. Das Abschlusstheater gab Aufschluss über eine mögliche Zukunft für das Gebäude.
Wird aus dem Hübeli tatsächlich ein Atomkraftwerk, eher eine Beiz oder doch eine WC-Papier-Fabrik? An Ideen mangelte es den Schülerinnen und Schülern, die in ihrem Abschlusstheater das Hübeli und dessen Geschichte zum Thema machten, jedenfalls nicht. Bevor sie jedoch auf der Bühne per Zeitmaschine in die Zukunft reisten, um des Rätsels Lösung zu finden, traten sie einen Schritt zurück und blickten in die Vergangenheit. Vor rund 60 Jahren war das Schulhaus neu, topmodern und sogar mit Duschen ausgestattet. Duschen war damals noch keine Selbstverständlichkeit und für einige völlig unnötiger Luxus. Im Laufe der Jahrzehnte fanden im Hübeli nebst Schulstunden und dem äusserst beliebten Französischunterricht unter anderem Bazare, Töpferstunden und vieles mehr statt, bis hin zum Skilager von 2011. Legenden besagen, dass damals ein Schüler anstatt zum Putzmittel versehentlich zur Möbelpolitur griff, was nicht ganz den gewünschten Reinigungseffekt hatte.
Mit dem Hübeli in die Pension
Insgesamt 42 Schülerinnen und Schüler aus dem Kindergarten, der fünften/sechsten Klasse sowie der siebten bis neunten Klasse besuchen noch bis zu den Sommerferien den Unterricht im Hübeli. Ab dem neuen Schuljahr geht die Oberstufe nach Signau und der Rest wird im Schulhaus Dorf Unterschlupf finden. Vier der Hübeli- Lehrpersonen gehen ebenfalls nach Signau, zwei in andere Gemeinden und der Dienstälteste, der 21 Jahre lang das Leben im und ums kleine Schulhaus prägte, wird pensioniert. «Das Hübeli und ich haben den gleichen Jahrgang», sagte der 66-jährige Fritz Hebeisen später bei seiner Verabschiedung. «Wir lassen uns nun gleichzeitig pensionieren!»
Im Gespräch liess Hebeisen durchblicken, dass er sich auf den neuen Lebensabschnitt trotz der vielen schönen Erinnerungen, die ihn mit dem Hübeli verbinden, freut, zumal seine Ehefrau ebenfalls in Pension geht. «Mit einigen Eltern und Schülern werde ich sicher noch in Kontakt bleiben», meinte er.
«Wir ziehen alle am gleichen Strick»
An einer kleinen Schule habe ein Lehrer zwar viel mehr Verantwortung, erklärte Hebeisen, dafür auch mehr Freiheiten. Als beispielsweise der Wunsch nach einem Pausenhäuschen aufgetaucht sei, habe er die Sache gleich selbst in die Hand genommen: Zusammen mit seinen Schülerinnen und Schülern und mit Hilfe der Zimmerei Röthlisberger habe er im Rahmen des Werkunterrichts ein neues kleines Holzhaus gebaut, worin nun die Spiel- und Sportgeräte für die Pause untergebracht sind. Dieses Pausenhäuschen spielte an der Schlussfeier eine Rolle. Nach dem Theater zogen nämlich «alle am gleichen Strick» und transportierten das auf einem Anhänger stehende Häuschen gemeinsam zum Dorf-Schulhaus, wo es von nun an seinen neuen Standort hat.
Dort, im einzigen verbliebenen Schulhaus, ging das Fest an diesem heissen Sommertag bis in den Abend hinein mit Aufführungen, Örgelimusik, einem Auftritt der Jugendmusik Zäziwil, einer Disco, sowie Speis und Trank weiter. Eine gute Gelegenheit, um ein paar Meinungen zur Aufgabe des Hübelis einzufangen. «Einige Kinder gurkt es an, in Zukunft ins Dorf hinauf zu gehen», weiss eine Mutter. Andere loben die einfachere Organisation, wenn alles am selben Standort sei und ein Vater findet, dass es für die Oberstufenschüler besser sei, an die grössere Schule in Signau zu wechseln.
«Ein Ort, wo alle willkommen sind»
Bleibt die Frage nach der Zukunft des Hübelis. «Es soll verkauft werden», sagt die Schulkommissionspräsidentin und Gemeinderätin Stephanie Lanzilao auf Nachfrage. An wen sei jedoch noch nicht bekannt.
Die Schülerinnen und Schüler sind da schon einen Schritt weiter: Sie reisten bekanntlich im Abschlusstheater auch in die Zukunft. Plötzlich waren Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler um dreissig Jahre gealtert, aber immer noch im Hübeli. Denn aus dem Schulhaus ist in der Zwischenzeit ein Generationenhaus entstanden. Einer der Schüler hat sich sogar zur Pflegefachperson ausbilden lassen und pflegt nun Frau Moser, seine alte Lehrerin. Ein solcher Ort, «wo alle willkommen sind», klingt doch eigentlich nach einer ziemlich guten Idee. Jetzt müssen die Erwachsenen diese nur noch umsetzen.