Strom und Wärme: Ein Dauerbrenner in Grosshöchstetten

Strom und Wärme: Ein Dauerbrenner in Grosshöchstetten
Der Strompreis der Energie Grosshöchstetten AG ist gestiegen und mittlerweile höher als jener der BKW. / Bild: zvg
Grosshöchstetten: Die Energie Grosshöchstetten AG präsentierte den Bürgerinnen und Bürgern Zahlen zum Stromgeschäft und zum Wärmeverbund. Es gab viele Fragen und viel Kritik.

Die Energie Grosshöchstetten AG (ENGH) ist seit Monaten umstritten. Das zeigte sich einmal mehr an der Informationsveranstaltung im Vorfeld der heutigen Gemeindeversammlung (siehe Kasten). Verwaltungsratspräsident und Gemeinderat Magnus Furrer gab Auskunft über die anstehenden Herausforderungen, informierte über das neue Stromgesetz, wie auch über die Möglichkeit, dass Nachbarn Photovoltaik-Anlagen zusammenschliessen und PV-Strom teilen können. Er gab weiter bekannt, dass fast alle Strombezüger der ENGH mit einem Smart-Meter ausgerüstet worden sind, mit dem sich der Stromverbrauch genaustens überwachen lässt. Erfahren haben die Teilnehmer auch, wie der Strompreises – bei dem in Grosshöchstetten die Erneuerung des Netzes und die Abgaben an Dritte fast die Hälfte des Endpreises ausmachen – berechnet wird. Die anschliessende Fragerunde wurde von einem einzigen Thema beherrscht: Wie kommt es, dass bei der ENGH der effektive Preis für die Kilowattstunde Stom – also ohne alle Zuschläge – 18,6 Rappen beträgt, die Mitbürger in Schlosswil bei der BKW dafür aber nur 10,52 Rappen bezahlen?


Jahrelang weniger bezahlt

Auch das konnte Furrer begründen: Die ENGH, die ja selber keinen Strom produziere, kaufe ihren Bedarf auf dem Markt ein. In letzter Zeit habe man dafür einen höheren Preis bezahlen müssen, als von anderen Anbietern jetzt offeriert werde. Man solle sich aber bitte doch auch an die Jahre erinnern, als die ENGH tiefere Preise als ihre Konkurrenten habe anbieten können. «In diesen sieben bis acht Jahren, als weniger bezahlt werden musste», berichtete Magnus Furrer, «hat niemand gejammert.» Und der Verwaltungspräsident stellte in Aussicht, dass sich die Preise in Zukunft angleichen könnten. Er bekannte aber auch, dass viel in das Stromnetz der ENGH investiert werden müsse. Möglicherweise sei das in den Jahren, als die ENGH noch Teil der Gemeindebetriebe war, etwas vernachlässigt worden.


Debatte ums Tafelsilber

Furrers Erklärungen führten zur Frage aus dem Publikum, was «die Sinnhaftigkeit» des Wirtschaftens mit der ENGH sei: Wäre es nicht klüger, diese zu verkaufen? Zum Beispiel an die BKW, die – wie ein Votant ausführte – mehr Ressourcen habe, für Investitionen ins Stromnetz, in die Photovoltaik oder in Ladestationen für Autos? «Die ENGH ist unser Werk, es gehört uns, Tafelsilber verkauft man nicht einfach», hielt  Magnus Furrer fest. «Momentan sind schwierige Zeiten, aber die ENGH ist nicht zukunftslos.» Der Verwaltungsrat habe die Aufgabe, das Unternehmen so gut wie möglich zu führen. Wer aber Einfluss nehmen wolle, so Furrer, könne das bei den Gemeinderatswahlen im Oktober tun. In der Folge gab das Tafelsilber noch ein paarmal zu reden. Gemäss einem Votanten müsste dieses Ertrag abwerfen. Gemeindepräsidentin und alt ENGH-Verwaltungsrätin Christine Hofer erklärte: der Gemeinderat habe sich in einer Klausur darüber unterhalten, wie es mit der ENGH weitergehe könne. Und ja, Tafelsilber könne man verkaufen, was aber in einer Urnenabstimmung beschlossen werden müsste.


Wärmeverbund kein Renditeobjekt

Auch beim zweiten Thema des Abends, dem Wärmeverbund, spielte die Stromdebatte eine Rolle. Einzelne Redner äusserten die Vermutung, dass mit den Einnahmen aus dem Stromgeschäft die Ausgaben für den Wärmeverbund quersubventioniert würden. Das stellte Magnus Furrer in Abrede. Er konnte auch berichten, dass für den Wärmeverbund Neuhuspark Ende Jahr rund 3,25 Millionen Franken ausgegeben sein werden, was gegenüber dem Kostenvoranschlag eine Besserstellung um rund 100´000 Franken bedeute. Er stellte weiter den Leitungsverlauf für die geplanten Anschlüsse der Gemeindeliegenschaften vor. Im Vollausbau würden für den Wärmeverbund etwa 5,3 Millionen Franken ausgegeben. Dieser sei «kein Renditeobjekt» und auf eine Dauer von 40 Jahren angelegt. Investitionen im Ausmass der Gründerjahre seien nie mehr nötig. Ralph Bolzli, ENGH-Geschäftsleiter, präzisierte dann, der Wärmeverbund erfordere so viele Einnahmen, dass man das aufgenommene Geld über die lange Laufzeit zurückzahlen könne. Er rechne damit, dass sich Eigenkapital ab 2049 vom Negativen ins Positive verwandle. Einen Kurzauftritt an diesem Abend hatten auch die neuen Verwaltungsräte: Der BKW-Ingenieur Simon Mühlheim, die für die Neuhus-Sanierung zuständige Architektin Marlis Toneatti und der Mitte-Nationalrat Reto Nause.

Fernwärme für Schulen?

An der Gemeindeversammlung von heute Donnerstag wird in Grosshöchstetten über Verpflichtungskredite für den Anschluss der Schulhäuser an der Schulgasse und am Alpenweg an die Fernwärme abgestimmt. Es geht um einmalige Kredite in der Höhe von insgesamt 400´000 Franken und jährliche wiederkehrende Kredite für den Einkauf in die Fernwärme von 113´000 Franken. 

19.06.2025 :: Rudolf Burger (bur)