Solarstrom für Hilfswerke in Madagaskar

Solarstrom für Hilfswerke in Madagaskar
Damit die Flugzeuge der Hilfswerke jederzeit starten können, braucht es eine zuverlässige Stromversorgung. / Bild: zvg
Langnau: Walter Zaugg half mit, Solaranlagen an einem besonderen Ort zu installieren: auf zwei Hangars des Hauptstadt-Flughafens in Madagaskar. Für den 81-Jährigen ein Abenteuer.

Wenn es in der Schweiz mal einen längeren Stromausfall gibt, sorgt das für Aufregung. In Madagaskar dagegen gehört dies zum Alltag. «Das kommt drei-, viermal am Tag vor, insgesamt mehrere Stunden», sagt Walter Zaugg. Er hat es selbst erlebt, war er doch einen Monat im Land. So hat er auch mitbekommen, zu was für Problemen die Stromunterbrüche auf dem internationalen Flughafen in der Hauptstadt Antananarivo führen können. «Wenn kein Strom fliesst, funktioniert die Kommunikation mit den Piloten nicht. Ja, selbst die Hangartore lassen sich nicht öffnen.» Das stelle nicht nur für den Flugverkehr eine grosse Einschränkung dar, sondern auch für die beiden dort ansässigen Hilfswerke Helimission und MAF (Mission Aviation Fellowship). Diese versorgen Menschen in schwer zugänglichen Gebieten mit Nahrungsmitteln und Medikamenten, fliegen Notfallpatientinnen und -patienten in ein Spital und transportieren Baumaterialien sowie medizinische Einrichtungen für Krankenhäuser.


40 Grad auf dem Dach

«Die Hilfe kommt den Ärmsten zugute und lindert deren Not; das wollte ich unterstützen», sagt Walter Zaugg. Er reiste mit einem Team um Urs Baumann, Inhaber von Baumann Elektro in Münsingen, auf die grosse Insel vor der Ostküste Mosambiks im Indischen Ozean – wie alle andern auf eigene Kosten. Dort half der Schmiedemeister mit, Photovoltaikanlagen auf den Hangardächern der beiden Hilfswerke zu installieren. Die Arbeiten seien reibungslos verlaufen, nur sei es bis zu 40 Grad heiss geworden auf dem Dach. «An einem Tag war ich am Limit, aber sonst hatte ich keine Probleme; nicht einmal mit der Verdauung, und damit hatten sonst fast alle zu kämpfen.» Die Solaranlagen, die durch Spendengelder finanziert wurden, funktionierten schliesslich einwandfrei. Sie wurden mit Speicherbatterien ausgerüstet. Fällt der Strom aus, springt die Batterie sofort ein. «Nun müssen die Mitarbeitenden der Hilfswerke nicht immer den Dieselgenerator anwerfen, wenn es einen Ausfall gibt», erklärt Zaugg. Das vereinfache die Arbeit und spare auch Diesel, was gut für die Umwelt und die Finanzen sei.


Schönes und Schweres

Die Zeit hat auch noch gereicht, um zusammen mit einem Reiseleiter die Gegend ausserhalb des Flughafens zu erkunden. Beeindruckt hätten ihn die Freundlichkeit der Menschen, die Fülle an Früchten auf den Märkten und die Lemuren und Frösche, die sie beobachtet hätten, erzählt der Langnauer. Doch er sah auch die grosse Armut, die löchrigen Strassen und kaum befahrbaren Pisten, die Abfallberge und den Wassermangel. «In einem Camp, das wir besuchten, gab es grosse Probleme mit der Wasserversorgung. Wir haben dort eine mitgebrachte Wasserpumpe installiert.» Nun könnten der Reis, die Früchte und das Gemüse wieder bewässert werden. Das sei wichtig, denn der Betrieb biete Arbeitsplätze. Daran mangle es in Madagaskar, das rund 30 Millionen Einwohnende zählt.


Nächster Einsatz in Planung

Es war dies nicht der erste humanitäre Einsatz, den Walter Zaugg geleistet hat. Vor zwei Jahren war er dabei, als auf dem Dach eines Kinderheims in Peru ebenfalls eine Photovoltaikanlage installiert wurde. «Urs Baumann realisiert regelmässig solche Projekte. Wenn es der Sache dient, helfe ich gerne bei der Planung und Umsetzung.» Er sei gesund und nicht der Typ, der seine Zeit mit Faulenzen verbringe. Die Tätigkeit für die Ärmsten erfülle ihn mit Befriedigung. Obwohl es christliche Hilfswerke sind, die unterstützt werden, diskutiert Walter Zaugg nicht über den Glauben. «Mir geht es um die praktische Hilfe und nicht ums Missionieren.» Vielleicht wird seine Hilfe schon bald wieder benötigt. In Madagaskar gibt es ein Spital eines Thuner Arztes. «Dort haben sie auch Probleme mit Stromausfällen und sind interessiert an einer Photovoltaikanlage.» Urs Baumann bestätigt, dass man daran sei, das nötige Geld und Material aufzutreiben. «Wenn es klappt, reisen wir wieder nach Madagaskar.»

12.06.2025 :: Silvia Wullschläger (sws)