Carlo Schneiders Zeichnungen am Cartoon-Weg beschäftigen sich mit dem Emmental und seinen Menschen. / Bild: zvg
Langnau: Beim Schwimmbad startet der Langnauer Cartoon-Weg dieses Jahr mit Kunstwerken von Carlo Schneider. Es ist ein schmunzelträchtiger, einstündiger Spaziergang.
Nirgendwo sind Mäuse fröhlicher und dickbäuchiger als im Emmental - das beweist ein Cartoon von Carlo Schneider, der mit feinstem Strich die mampfenden Tierchen auf einem Emmentaler Käse platziert. Seine Zeichnungen beeindrucken durch die Liebe zum Detail, es sind eigentlich kleine Aquarell-Kunstwerke. Denn mit dieser Technik begann Schneiders Leidenschaft für die Kunst - schon als Schüler malte er mit den Wasserfarben.
Von Luxemburg ins Emmental
Heute ist der Langnauer Cartoonist und Pressezeichner als Freischaffender für die Presse in Luxemburg und Frankreich tätig und wirkt als Illustrator europaweit für verschiedene Buchverlage und Unternehmen. In der Schweiz publiziert er Kinderbücher im eigenen Verlag. Als Livezeichner tritt Schneider regelmässig an Tagungen auf und bringt deren Inhalt mit seinen Cartoons auf den Punkt. Ins Emmental verschlug es den gebürtigen Luxemburger im Jahr 1998, als er zum Cartoonfestival nach Langnau eingeladen wurde. Dort verliebte er sich in Heidi Arnold, die zum Organisationskomitee des Festivals gehörte. Nach einiger Zeit Fernbeziehung wechselte Carlo Schneider von Luxemburg ins Emmental und das Paar bezog eine gemeinsame Wohnung. Die ländliche Umgebung zwischen Hügeln und Chrächen scheint ein gutes Biotop für seine Zeichnungen zu sein.
Erste Werke in Schulbüchern
Ideen für Cartoons muss er nie mühsam ergrübeln: «Ich sehe eine Person, erlebe sie, und schon fliegen mir die Ideen zu», erklärt der Künstler. Die Frage, warum seine Cartoons so filigran ausgestaltet und koloriert sind, beantwortet er so herzig wie schlicht: «Weil ich so gerne male.» Das zeigte sich schon als Schüler, als er zum Missfallen der Lehrerin Schulbücher verschönerte. Einige davon besitzt er noch, die er flugs vorzeigt. Da mutiert ein Fleck zur Giraffe oder taucht ein Ritter mit Schwert zwischen den Rechenaufgaben auf. Seine Zeichnungen am Cartoon-Weg fokussieren auf das Emmental und seine Menschen. Wer vorbeispaziert, kann quasi in einen Spiegel schauen und über sich selbst lachen. Die Emmentaler seien im Grunde genommen ähnlich wie die Luxemburger im Norden seiner Heimat. Er sei in einem 300-Seelen-Dorf aufgewachsen, wo es beschaulich zugehe. Es werde an Traditionen festgehalten und Meinungen nicht so schnell geändert. «Wenn ein renommierter Wissenschaftler vorbeikäme und erklären würde, dass eine bestimmte landwirtschaftliche Anbauweise nicht mehr stimme, würde das noch lange nichts bewirken», schmunzelt Schneider. Es werde sich eher in kleinem Kreis informiert. Ausserdem kämen die Erfahrungen der Vorfahren zum Tragen, meint er.
Der im Jahr 1956 geborene Carlo Schneider spricht mehrere Sprachen fliessend. Ebenso vielseitig versteht er sich als Künstler. Das Haus, in dem das Paar lebt, hat er selbst entworfen. Er hätte sich auch eine Laufbahn als Architekt vorstellen können. Doch auch die Musik als Blechbläser hätte ihn gereizt. Er entschied sich aber für das Malen und Zeichnen - zur Freude aller.