Seit 30 Jahren nehmen sie die Milch an

Seit 30 Jahren nehmen sie die Milch an
Ruth und Andreas von Ballmoos betreuen nicht nur die Milchsammelstelle, sondern wohnen auch im selben Haus. / Bild: Rebekka Schüpbach (srz)
Lützelflüh: Seit 30 Jahren betreuen Ruth und Andreas von Ballmoos die Milchsammelstelle im Thalgraben. In dieser Zeit hat sich nicht nur der Ablauf der Arbeit verändert.

4500 bis 6500 Liter Milch von acht Bauernhöfen werden jeden zweiten Tag angeliefert und im Kühltank zwischengelagert. «Der Tank fasst 10'000 Liter, wir bekamen ihn vor zwei Jahren», erläutert die Leiterin der Sammelstelle, Ruth von Ballmoos. «Vorher war die Arbeit aufwändiger.» Die ersten Jahre lieferten alle Bauern die Milch morgens und abends ab. Nach der Schliessung einer anderen Käserei stieg die Anzahl der Lieferanten auf 20 an und ein zweiter Tank wurde angeschafft. Mit den Jahren nahm die Anzahl der Lieferanten wieder ab. Gleichzeitig kauften immer mehr Bauern einen eigenen Kühltank, was ihnen ermöglichte, die Milch nur noch alle zwei Tage abliefern zu müssen. Sie brachten also die doppelte Menge auf einmal, was bedeutete, dass sie gestaffelt kommen mussten. Dank dem heutigen, grossen Tank ist der Ablauf effizienter geworden. Auch der Lastwagen kommt nicht mehr täglich, sondern nur noch alle zwei Tage bei der Milchsammelstelle vorbei. Er transportiert seine Fracht im Auftrag der Aaremilch AG in verschiedene Produktionsstätten der Firma.


Wie alles begann

Alle Milchlieferanten der Sammelstelle sind als Genossenschaft organisiert. Ihr gehört unter anderem das Haus, wo die Milchsammelstelle sowie die Wohnung der Betreiberfamilie von Ballmoos untergebracht sind. Ruth von Ballmoos, heute 56 Jahre alt, erinnert sich: «Vor 30 Jahren fragte man uns an, ob wir die Aufgabe übernehmen möchten.» Das junge Paar, sie kaufmännische Angestellte, er Landschaftsgärtner, musste nicht lange überlegen. Zusammen mit ihrem ältesten, damals zweijährigen Sohn, zogen sie in die Wohnung der «Chäsi» ein, wie das Haus wegen seiner Vergangenheit genannt wird. Während Andreas von Ballmoos weiterhin als Landschaftsgärtner und später als Strassenbauer auswärts arbeitete, wurde Ruth von Ballmoos von der Genossenschaft als Leiterin der Sammelstelle angestellt. Ihr ist es wichtig zu betonen, dass eigentlich beide die Milchsammelstelle betreuten. «Zu Beginn hatten wir zusätzlich ein Chäsilädeli», erzählen die beiden. Weil es nicht rentierte, wurde es jedoch bald aufgegeben. Auch die Gemeinschaftskühltruhe verlor mit der Zeit an Bedeutung und verschwand von der Bildfläche.


Geschichten aus drei Jahrzehnten

Der Nebenverdienst im selben Haus erlaubte dem Paar, ihre sechs Kinder, darunter Drillinge, zu Hause zu betreuen. Ruth von Ballmoos unterrichte fünf von ihnen teilweise sogar zuhause im Homeschooling. «Alle sechs haben unterschiedliche Berufe gelernt und sind inzwischen ausgezogen», erzählen die Eltern nicht ohne Stolz. Freude haben die Grosseltern auch an den drei Enkeln. Ihnen könnten sie viele Geschichten über die «Chäsi» erzählen. Etwa davon, wie vor 30 Jahren die Bauern im Tal jeweils morgens und abends die Milch in Kannen abgeliefert haben, teilweise mit Hundekarren oder Pferdegespann. Einer kam mit dem Töffli. Zur Freude der Kinder durften diese manchmal auf dem Töfflianhänger oder der Pferdebänne mitfahren. Dass es inzwischen im und ums Haus herum ruhiger geworden ist, hat auch gute Seiten. Ruth von Ballmoos hat mit knapp 50 Jahren eine neue Leidenschaft entdeckt: Fitness. Sie bildete sich weiter und arbeitet heute Teilzeit als Gruppenleiterin in einem Fitnesscenter. Auch in der Freizeit ist das Paar sportlich unterwegs: «Wir wandern gerne und fahren Velo und Ski.» Andreas singt ausserdem im Jodlerklub Oberburg. Ruth entspannt sich gerne mit einem Buch. Das Pensionsalter ist noch in weiter Ferne und deshalb eine Nachfolge für die Betreuung der Sammelstelle vorläufig kein Thema. Die Ruhe im Thalgraben dürfen Ruth und Andreas von Ballmoos beiden also weiterhin geniessen.

05.06.2025 :: Rebekka Schüpbach (srz)