Eine der seltenen Rassen auf dem Hof sind die Schweizerhühner. / Bild: Rebekka Schüpbach (srz)
Schangnau: Zum letzten Mal lud die Familie Gerber ihre Gäste zu einem Arche-Hof-Fest ein. Noch bis im Dezember ist der Bio-Hof mit seltenen Nutztieren öffentlich zugänglich.
Rund um den Arche-Hof wimmelte es von Menschen. Helfende in hellgrünen Jacken mit der Aufschrift «Bio» erklärten den Ankömmlingen, wo was zu finden ist, andere führten Ponys mit Kindern auf dem Rücken herum oder bewirteten die Gäste. Diese liessen es sich in der Festwirtschaft beim Spanferkel oder einer Chemmeriboden-Meringue gutgehen und genossen das musikalische Rahmenprogramm.
«Ein Arche-Hof ist kein Gnadenhof»
Das Betriebsleiter-Ehepaar Kathrin und Beat Gerber hat das Arche-Hof-Fest seit 2016 fast jedes Jahr organisiert. Vor rund zehn Jahren entschlossen sich die beiden nämlich, ihren «normalen» Bauernhof mit integrierter Schreinerei in Zusammenarbeit mit Pro Specie Rara zu einem Arche-Hof umzugestalten. «Ein Arche-Hof ist kein Gnadenhof», stellt Beat Gerber klar. «Uns geht es um die Zucht und den Erhalt von vom Aussterben bedrohten Schweizer Nutztierrassen.» Zehn davon leben bei Gerbers, darunter Schweizerhühner, Skuddenschafe, Wollschweine oder Kühe der Rassen Hinterwälder und Rhätisches Grauvieh. Ein Rundgang, bei dem man diese Tiere besuchen kann, steht Interessierten jederzeit offen – auch ausserhalb eines Festes. Buchbar sind zudem geführte Rundgänge oder Anlässe für Gruppen. Ausserdem sind die Gerbers an Märkten anzutreffen. Auf diese Weise wollen sie den Besuchenden ihre Tiere näherbringen und von den hofeigenen Produkten überzeugen. Eier, Fleisch, Teigwaren, Sirup, Seife und vieles mehr verkaufen Gerbers auch im Hofladen. Ebenfalls sind seltene Obstsorten auf dem Hof zu finden.
Viele städtische Besuchende
Einen besonderen Jööh-Effekt verursachten am Fest die Hühner-Küken. Zeitweise bildete sich eine Schlange vor deren Stall, da wohl fast jedes Kind eines in die Hand nehmen wollte. Das ging natürlich nur unter kundiger Aufsicht und mit Anleitung. Die glänzenden Kinderaugen sprachen für sich. Viele der Besuchenden, bestätigt Beat Gerber die entsprechende Frage, kämen aus städtischen Gebieten. Für sie sei es doppelt speziell, den Tieren so nahe zu kommen. Andere würden in erster Linie das Ambiente auf dem abgelegenen Hof geniessen. «Es gibt Leute, die sich einfach auf eine Bank setzen und die Ruhe geniessen», erläutert Kathrin Gerber. Manche von ihnen kämen regelmässig, einige aus der näheren Umgebung. «Ein paar möchten auch einfach mit jemandem reden.»
Wieder ein normaler Bauernhof
Lange ist dies jedoch nicht mehr möglich: «Der Arche-Hof, inklusive Hofladen, ist nur noch bis am 21. Dezember der Öffentlichkeit zugänglich», ist im Internet zu lesen. Grund ist ein Generationenwechsel. Sohn Walter übernimmt zusammen mit seiner Familie den Hof. «Er wird ihn als ganz normalen Bauernhof weiterführen», erläutert sein Vater. Zwar werde er auch die Tiere vorläufig übernehmen, doch alles Weitere sei «seine Sache». Da wollten sich die Eltern nicht einmischen. Auch die Wohnsituation wird sich ändern. Die Eltern werden vom Stöckli in die kleinere Wohnung im Bauernhaus ziehen, während die junge Generation, die aktuell auswärts wohnt, mit den beiden Kindern das grosszügigere Stöckli übernimmt. Die Eltern Kathrin und Beat Gerber sind um die 60 Jahre alt, also noch nicht ganz im Pensionsalter. Auf die Frage, was sie nach der Übergabe machen werde, meint die vielbeschäftigte Kathrin Gerber: «Nichts, einfach mal gar nichts.» Danach sehe man dann weiter. Ihr Ehemann ist noch Gemeindepräsident und Wegmeister. Auch er schmiedet noch keine konkreten Zukunftspläne. Bis Ende Jahr haben die beiden sowieso noch alle Hände voll zu tun.