Fiktiver Kundenbesuch bei der Druckerei Herrmann

Fiktiver Kundenbesuch bei der Druckerei Herrmann
Die Festschrift nimmt auf dem Bildschirm des Polygrafen langsam Gestalt an. / Bild: wz
Der Geschäftsführer eines KMU aus der Region benötigt Hilfe. Nächstes Jahr feiert sein Unternehmen Jubiläum. Sein Problem: er hat keine Zeit. Jetzt sucht er einen Rundum-Service.

Eigentlich habe ich keine Zeit dafür. Ich bin Geschäftsführer eines KMU im holzverarbeitenden Gewerbe. Mein Unternehmen mit aktuell 45 Mitarbeitenden feiert in einem knappen Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Und auf irgendeine «Geissart», das ist mir klar, müssen wir das auch gebührend feiern. Ich will diesen Anlass nutzen, um uns im Markt noch besser zu positionieren. Denn Unternehmen in dieser Branche sind nicht gerade dünn gesät in der Region. Ideen habe ich, doch wie soll ich das angehen, wer unterstützt mich bei der Umsetzung? Im Betrieb fehlen die Ressourcen. Nach einem Telefon mit dem Geschäftsführer einer Druckerei in Langnau habe ich einen Termin.


Eine Festschrift und mehr

Meine Partnerin hat vorgeschlagen, den Druck einer Festschrift ins Auge zu fassen. Zu meiner Überraschung hatte sie im Lauf der Jahre bereits viele Berichte und Bildmaterial zusammengetragen und alles thematisch und sprachlich aufbereitet. Mit dem Material trabe ich nun bei Herrmann Druck in Langnau an. Der Polygraf Heinz Gäumann verschafft sich rasch einen Überblick. Formatieren müsse ich den Text nicht – das sei sein Job. Ob er ihn noch korrekturlesen soll? Es ist immer gut, wenn noch eine externe Person darüberschaut, finde ich. Dann noch die Frage des Bildmaterials. Die alten Fotos würden sie selber einscannen. Die digital vorhandenen Aufnahmen solle ich ihm noch zustellen. Ich war froh zu hören, dass er einen Vorschlag für den Umschlag liefern wird. Bei der Auflage seien sie flexibel. Auch eine kleine Auflage - mir schweben so 300 Exemplare vor - passe bestens. Das sei ein Fall für ihre Digitaldruckmaschine. Und wenn ich wolle, könne ich das Buch gleich noch im Emmentalshop aufschalten und zum Verkauf anbieten. So weit so gut. Ich bin erleichtert. Dann sei da noch der Tag der offenen Tür, schneide ich das nächste Thema an. Ein zweitägiger Anlass für bestehende und mögliche neue Kundinnen und Kunden, für Neugierige und Interessierte - mit Begegnungen und Einblick in unsere Produktionsstätten. Klar, so Gäumann, sie würden gern einen entsprechenden Flyer gestalten. Ich solle ihm einfach die Inhalte liefern. Schön zu hören, dass Herrmann Druck - als Beilage der «Wochen-Zeitung» - auch die Verteilung übernehmen wird. Ich muss lediglich Bescheid geben, ob alle oder nur ausgewählte Gemeinden damit bedient werden sollen.


Ach ja, das Internet

Für mich wäre das Ganze damit gegessen gewesen, nicht aber für meinen Sohn. Ob ich gleich auch noch unsere Webseite aufs Tapet gebracht habe, will er, kaum bin ich zurück in der Firma, wissen. Diese sei nämlich Steinzeit – auf mobilen Geräten schlicht nicht zu gebrauchen. Das wäre doch jetzt der Moment, die Homepage aufzumotzen. Und so greife ich zum Handy. Drei Tage später habe ich meinen nächsten Termin bei Herrmanns. Ja, hier bestehe tatsächlich Handlungsbedarf, sagt der Informatiker Raphael Schwob. Er könne mir innert weniger Tage einen ersten Design-Entwurf, vorerst mal als PDF-Datei, vorlegen. Von mir erwarte er die Texte sowie eine Idee der Inhaltsstruktur. Die Details würde man in der Folge gemeinsam besprechen. Nein, Bilder müsse ich nicht liefern, er schicke mir einen Fotografen vorbei. Zu meiner Erleichterung bietet mir Schwob auch an, künftig die Inhalte für uns zu bewirtschaften. Das System ist zwar so einfach konzipiert, um von den Kundinnen und Kunden inhaltlich selbst betreut zu werden. Aber ich habe keine Zeit, mich darum zu kümmern. Das musste dann natürlich noch kommen: Wie ich es so habe mit den Sozialen Medien, will Schwob von mir wissen. Sie würden auch da Hand bieten und uns beispielsweise einen Auftritt auf Facebook und Instagram auf die Beine stellen. Da müsse ich mit meinem Sohn Rücksprache nehmen - ich selber habe keine Anhnung davon, antworte ich. Ich würde ihm noch noch Bescheid geben.


Ein neues Logo - logisch

Kaum zur Tür hinaus, geht mein Handy. Herrmann Druck. Die Frage eines neuen Logos hätten wir nicht besprochen. Für das Farbkonzept des Flyers sowie der neuen Webseite bilde das Logo ohnehin eine wichtige Grundlage. Ehrlich gesagt, so Schwob, sei das aktuelle etwas aus der Zeit gefallen. Wo er recht hat, hat er recht. Mich nervt unser Logo schon lange, aber gekümmert hatte ich mich nie darum. Mit einer gewissen Erleichterung gebe ich auch das in Auftrag. Damit ist für mich alles aufgegleist. Jetzt warte ich gespannt auf die Offerte.

22.05.2025 :: Daniel Schweizer (sdl)